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Börsen-Zeitung: Bernotats cleverer Deal, Kommentar von Christoph Ruhkamp zur Einigung von Eon im jahrelangen Kartellstreit mit der EU-Kommission und zum Verkauf der Hochspannungsnetze

Geschrieben am 28-02-2008

Frankfurt (ots) - Mit dem Verkauf der Hochspannungsnetze schlägt
Eon-Chef Wulf Bernotat zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen
stellt die EU-Kommission ihr Kartellverfahren im Strombereich ein.
Damit kommt der deutsche Marktführer aus der energiepolitischen
Schusslinie und muss aus Brüssel keine potenziell milliardenschwere
Kartellbuße mehr fürchten. Zum anderen trennt sich Eon von einem
Geschäft, dessen betriebswirtschaftliche Attraktivität ohnehin stark
nachgelassen hatte.

Jedes Jahr aufs Neue kürzt die Bundesnetzagentur die Netzentgelte.
Trotzdem stehen demnächst Milliardeninvestitionen in die
Stromautobahnen an, weil die geplanten riesigen Windparks vor der
Nordseeküste mit dem Süden des Landes verbunden werden müssen. Soll
sich doch jemand anderes damit herumschlagen, wird sich Bernotat
gedacht haben. Das große Geld wird ohnehin längst in der Erzeugung
verdient - und nicht im Transport oder beim Vertrieb an die
Endkunden; deshalb prüft Eon auch einen Verkauf der Stadtwerketochter
Thüga. Ohne Übertragungsnetze kann der Konzern allemal höhere Margen
ausweisen, er behält zugleich das wichtigere Geschäft mit örtlichen
Verteilnetzen.

Etwas schmerzlicher als der Verkauf der Netze ist dagegen die
Trennung von 8% der gesamten Kraftwerkskapazität, die zum
Kompromisspaket gehört. Aber den Verkaufserlös daraus sowie aus dem
Netzverkauf kann Eon in neue Kraftwerke im Ausland stecken. Mit einem
Investitionsprogramm von 60 Mrd. Euro hat sich der Konzern ohnehin
schon zum europäischsten Energieunternehmen mit Positionen in 26
Ländern gemausert. Das stark regulierte Deutschland-Geschäft verliert
da von Monat zu Monat an Bedeutung.

Richtig schwierig wird es für alle Beteiligten erst, wenn der
Verkauf des Hochspannungsnetzes tatsächlich eingeleitet wird. Denn
die Bundesregierung fühlt sich durch den unabgesprochenen Kompromiss
düpiert. Berlin wird - insbesondere nach der geplanten Verschärfung
der Eingriffsmöglichkeiten auf Basis des Außenwirtschaftsgesetzes -
nicht jeden Investoren akzeptieren. Zumal fraglich ist, ob etwa eine
australische Macquarie oder eine Gazprom tatsächlich ausreichend in
die Netze investieren. Nicht zuletzt wird umgekehrt auch der Käufer
Sicherheiten verlangen, wenn es um die künftige Regulierung der
Erträge aus den Netzen geht.

(Börsen-Zeitung, 29.2.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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