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Westdeutsche Zeitung: Verdi steht unter doppeltem Erfolgsdruck = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 03-03-2008

Düsseldorf (ots) - Woher nimmt Wolfgang Schäuble nur seinen
Optimismus? Der Verhandlungsführer der öffentlichen Arbeitgeber ist
mit der kühnen Einschätzung in die Woche gestartet, im Tarifstreit
mit Verdi sei eine Einigung schon in den nächsten Tagen möglich.
Schäuble könnte Recht behalten - wenn er den Forderungen von Verdi
auf ganzer Linie nachgeben will. Der Gewerkschaft ist jedenfalls
nicht nach Kompromissen zumute. Sie beginnt gerade erst, mit ihren
kräftigen Muskeln zu spielen.
Nach der beeindruckenden ersten Streikwelle, als in Düsseldorf,
Krefeld und anderswo der komplette öffentliche Nahverkehr stillstand,
nimmt die Gewerkschaft nun den Flugverkehr ins Visier. An der
Fähigkeit und auch an der Bereitschaft Verdis, auf allen
Großflughäfen zugleich den Flugverkehr zum Erliegen zu bringen, ist
nicht zu zweifeln. Das wird ein Paukenschlag in der bedeutendsten
Tarifauseinandersetzung dieses Jahres, der die deutsche Wirtschaft
ins Mark trifft.
Jetzt zeigen sich die ersten Auswirkungen des unseligen
Lokführerstreiks. Nachdem die Interessenvertretung einer kleinen
Berufsgruppe einen unverhältnismäßigen Erfolg erzielen konnte, fühlt
sich Verdi gleich in zweifacher Hinsicht herausgefordert: Der
Tarifabschluss der Lokführer hat die Erwartungen der Beschäftigten im
öffentlichen Dienst kräftig nach oben geschraubt. Zudem wollen die
DGB-Gewerkschaften auf Biegen und Brechen beweisen, dass auch sie die
Verkehrssysteme der Republik zum Erliegen bringen können.
Für die öffentlichen Arbeitgeber verheißt all das nichts Gutes: Ihre
bereits exorbitante Verschuldung wird ihnen als Argument bei dieser
Tarifauseinandersetzung nicht mehr helfen. Und das Argument von den
sicheren Arbeitsplätzen, das in den vergangenen Jahren noch an
Bedeutung gewonnen hat, mögen ihre Angestellten nicht mehr hören.
Hinzu kommt die allgemeine Stimmungslage , dass mit der
Lohnzurückhaltung endlich Schluss sein müsse. Kein Zweifel: Es wird
ein teurer Abschluss im öffentlichen Dienst - den letztlich die
Bürger bezahlen müssen, und den die Arbeitgeber in den kommenden
Jahren durch Stellenabbau und Ausgliederungen an private
Dienstleister kompensieren werden.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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