Westfalenpost: Träumereien
Geschrieben am 05-03-2008 |
Hagen (ots) - Die Volkspartei vor der Zerreißprobe Von Jörg Bartmann Das Machtexperiment der hessischen SPD wird zur Zerreißprobe für die altehrwürdige Sozialdemokratie. Gestützt vom geschwächten Vorsitzenden Kurt Beck hebelt der linke Rand Strukturen aus, nimmt einen Wortbruch gelassen hin - der Zweck heiligt schließlich die Mittel. Es ist der Ansatz, die Ära Schröder endgültig zu beenden, den Beweis anzutreten, dass es auch über Hessen hinaus eine rot-rot-grüne Mehrheit geben kann. Ob das mehr als Träume sind, wird sich schon am 5. April zeigen. Dann steht die Wahl der zu allem entschlossenen SPD-Kandidatin Ypsilanti zur Ministerpräsidentin an: Mittels einer rot-grünen Minderheitsregierung und den Linken als Steigbügelhaltern. Becks gewagtes Spiel kann schon dabei Schiffbruch erleiden, mit ihm die SPD, die ihr eigenes Seelenheil dem Vorsitzenden unterordnet, weil man nach Platzeck nicht wieder eine Vorsitzenden-Episode erleben will. Vom Haltbarkeitsdatum der Ypsilanti-Regierung mal abgesehen: Da sitzt die Linke genüsslich im Landtag, treibt ihr taktisches Spielchen - ferngesteuert vom feixenden Lafontaine. Welch ein Bild für die SPD, die im Nachkriegsdeutschland für Glaubwürdigkeit und Prinzipientreue stand. Deren Kurswechsel gut vorbereitet waren und die standhaft ihre Interessen vertrat. Das jetzige Gestoppel, die Ungeduld geht einher mit dem Absturz bei der Wählergunst. Da mag man sich trösten: Ein Auf und Ab hat es schon immer gegeben. Aber nicht unter diesen Voraussetzungen: Im parteitaktischen Wirrwarr fehlt der führende Kopf. Ein Mann mit Ecken wie Müntefering, damit die SPD als Volkspartei wieder ein politisches Gesicht bekommt.
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