Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema SPD:
Geschrieben am 07-03-2008 |
Bielefeld (ots) - Der überfällige Aufstand mindestens einer Anständigen hat die SPD in Hessen vor einem Desaster bewahrt - um den Preis des möglichen Scheiterns von Andrea Ypsilanti und Kurt Beck. Die SPD-Abgeordnete Dagmar Metzger bleibt bei ihrer Weigerung, mit den Linken gemeinsame Sache zu machen. Allein deshalb musste Ypsilanti die Notbremse ziehen und den geplanten Wortbruch abblasen. Sonst wären ihr weitere Genossen von der roten Fahne gegangen. Hessens rote Frontfrau mit dilettantischem Management muss der aufrechten Genossin aus Darmstadt dankbar sein. Allein Metzgers respektable Haltung ersparte Ypsilanti den brandgefährlichen Ritt auf der Rasierklinge. Das rot-rot-grüne Experiment hätte sie auf Gedeih und Verderb der Linken ausgeliefert. Tragisch für alle, die Roland Koch abgelöst sehen wollen: Ypsilantis Stern verglühte, noch bevor der neue Landtag ein einziges Mal getagt hat. Weder Ypsilanti noch Kurt Beck können der SPD jetzt noch in höheren Ämtern von Nutzen sein. Fortan müssen sie diszipliniert und fleißig die ihnen gestellten Aufgaben erfüllen, für die Staatskanzlei beziehungsweise eine Kanzlerkandidatur kommen sie nicht mehr in Frage. Zu groß ist der Glaubwürdigkeitsverlust, den sie der Partei beigebracht haben, zu tief das Ansehen bei den dramatisch schwindenden Wählern gesunken. Hoffnung kann die SPD jetzt nur noch aus sich selbst schöpfen. Wo alle Stimmen der Vernunft aus Berlin ungehört verhallten, war es ausgerechnet die Historie und das Selbstverständnis der deutschen Sozialdemokratie, die sie vor Schlimmerem bewahrte. Denn Dagmar Metzger hat in der Familie ihres Mannes und am eigenen Leibe erlebt, was die Zwangsvereinigung zur SED und die Mauer anständigen Genossen in Berlin alles angetan haben. Seit Otto von Bismarck das falsche und böse Wort von den »vaterlandslosen Gesellen« geprägt hat, haben Sozialdemokraten in der Geschichte immer wieder, auch unter großen Opfern, den Nachweis des Gegenteils geführt. Diesen Zusammenhang gilt es zu würdigen. Bei allem tagespolitischen Ärger kann gerade aus dieser Tradition heraus verlorenes Vertrauen langfristig zurückgewonnen werden. Tagespolitisch sind die Grünen die wahren Gewinner. Fortan werden sie im Spiel der wechselnden Mehrheiten die meist umworbene politische Kraft im Wiesbadener Landtag sein. Die nur noch geschäftsführende Regierung Koch braucht Joschka Fischers Erben. Die SPD kann nicht ohne sie und die FDP wird für Jamaika Kröten schlucken, bis sie grün wird. Und die SPD im Bund? Dort werden die Stimmen der Vernunft wieder die Oberhand gewinnen. Peer Steinbrück hat offen gegen Becks Linksöffnung rebelliert, Frank-Walter-Steinmeier hat deutlicher, als der Chef-Diplomat je gesprochen hat, vor dem rot-roten Experiment gewarnt. Beide haben sie Recht behalten und könnten schon bald die Verantwortung übernehmen müssen.
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
124538
weitere Artikel:
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema Bahnstreik: Bielefeld (ots) - Die Menschen sind verunsichert: Streiks, die das öffentliche Wohlergehen beeinträchtigen, haben das Land überzogen. Die Konflikte werden auf dem Rücken der Bürger ausgetragen. Kommt es zum Beispiel im öffentlichen Dienst zu einer Gehaltserhöhung, wird der Steuerzahler wieder zur Kasse gebeten. Völlig unverständlich sind die Auseinandersetzungen zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Bahn. Eine Tariferhöhung wurde vereinbart, trotzdem sollen von Montag an wieder alle Züge stillstehen. Eine neue Tarifforderung liegt mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Eine neue Qualität Mainz (ots) - Peter Königsberger zur Lage in Nahost Das Massaker, das der junge Araber im Herzen Jerusalems angerichtet hat, markiert nicht nur wegen der vielen Opfer und des Ortes einen neuen Höhepunkt in der unendlichen Geschichte des Blutvergießens im Nahen Osten. Der Attentäter besaß einen echten israelischen Ausweis, er war also jemand, der Zeit seines Lebens als Bürger Israels gelebt hatte und sich deshalb völlig frei im Staat bewegen konnte. Damit ist klar, dass es nichts mehr nützt, das Kernterritorium Israels mit gewaltigen mehr...
- WAZ: Nach dem Abgang Ypsilantis: Die SPD muss über die Linkspartei reden - Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Gestern wusste noch niemand, wer Dagmar Metzger ist. Morgen steht sie im Geschichtsbuch. Als die Frau, die aus Gewissensnot verhindern konnte, dass eine führende Sozialdemokratin mal eben so, für ein paar Monate an der Macht, die Werte ihrer Partei verraten hätte. Dagmar Metzger hat jedenfalls eine Menge im Kreuz. Mehr als andere. Ihr: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, beeindruckt erheblich mehr als die von Taktik bestimmte Eierei der "Stones" - Steinbrück und Steinmeier. Frau Metzger hat es richtig gemacht. Sie mehr...
- WAZ: Merkel bei Medwedew: Mittlerin und Mahnerin - Kommentar von Gerd Niewerth Essen (ots) - Warum Angela Merkel? Das mögen sich die Browns und Super-Sarkos heute fragen. Schließlich ist die Kanzlerin die erste europäische Regierungschefin, die den neuen Kreml-Chef Medwedew trifft. Neid ist allerdings ebenso wenig angebracht wie die Angst vor einer Sonderachse Berlin-Moskau. Denn Merkel, die Mittlerin, hat es bislang gut verstanden, deutsche und europäische Interessen gegenüber Russland geschickt unter einen Hut zu bringen. Aber Merkel ist auch die Mahnerin. Dass sie sich im letzten Frühjahr auf dem EU-Russland-Gipfel mehr...
- WAZ: Beck auf Geisterfahrt - Kommentar von Rolf Potthoff Essen (ots) - Erst hatte er kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu - nein, dies soll nicht die Stunde sein, um Spott über Kurt Beck auszugießen, den Chef der SPD. Nur - seit der hessischen Angelegenheit drängen sich auch dem Wohlwollendsten Zweifel an der Führungsqualität auf. Was hat Beck - lang ist es nicht her - veranlasst, der Partei vorzugeben, im Westen keine Bündnisse mit den Linken einzugehen? Er weiß doch, dass die SPD ihre Koalitionsentscheidungen in den Ländern selbst fällt. Was hat ihn dann so jäh zum Strategiewechsel mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|