LVZ: Zur SED-Aufarbeitung schreibt die Leipziger Volkszeitung
Geschrieben am 15-05-2006 |
Leipzig (ots) - Es wird mal wieder gestritten über die DDR - und diesmal auf erfreulich hohem Niveau. Das Papier einer Expertenkommission, das seit Tagen für Debatten sorgt und gestern offiziell vorgestellt wurde, hat jene ernsthafte Auseinandersetzung verdient. Da war in letzter Zeit anderes zu hören. Die Wortmeldungen ewiggestriger Mielke-Leute zum Beispiel, die sich als billiger Rechtfertigungsversuch einstufen lassen. Auch die vorangegangene dümmliche TV-Ostalgiewelle wäre kaum eine Anmerkung wert, wenn sie nicht eine anhaltende Unsicherheit widerspiegeln würde. Während die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und seinen Anhängern auf breiter Front geführt wird, schwankt das im Volke wabernde DDR-Bild zwischen zwei Polen: Wie-schön-war-das-Sandmännchen heißt der eine, Wie-schrecklich-war-die-Stasi der andere. Wie also soll die Erinnerung an die kommunistische Diktatur und ihr Grauen auf lange Sicht im Geschichtsbild der Deutschen verankert werden? Die Historiker haben im Verein mit Bürgerrechtlern ein Konzept entwickelt, wollen das Niveau der Erinnerungsstätten durch mehr Anleitung von oben heben. Solche Ideen stoßen naturgemäß auf Widerstand. Denn hinter der ungeordneten Gedenkstättenlandschaft stecken eine Vielzahl von Stiftungen und Vereinen. Bund, Länder und Kommunen sind im Boot. Bürgerrechtler und Diktatur-Opfer leisten dort demokratische Arbeit und sind zutiefst skeptisch gegen staatliche Lenkung. Andererseits ist klar, dass der Eifer der Vor-Ort-Initiativen nicht ewig anhält, dass die Zahl der Zeitzeugen schrumpft und ernsthafte historische Auseinandersetzung wissenschaftliche Begleitung erfordert. Zudem stellt sich die Frage, wie die Erfahrungen von Gauck, Birthler & Co. für die Geschichtsaufarbeitung genutzt werden können, wenn die Stasi-Akten-Behörde in zehn oder zwanzig Jahren ihre Mission abgeschlossen hat. Die Kommissionsideen dazu stoßen auch deshalb auf Misstrauen, weil die Truppe vom Geruch der Schröderschen Endzeit umweht wird. Dass der vor einem Jahr von der Regierung berufene Klub mehrheitlich Rot-Grün näher steht als dem aktuellen CDU-Kulturstaatsminister, lässt sich kaum leugnen. Bernd Neumann will nun weitere Experten hören, aber das vorliegende Papier als "Denkbaustein für die weitere Meinungsbildung" aufgreifen. Ein Wort, in dem der Kern der Lösung steckt. Stätten der Erinnerung können nur Denkbausteine liefern: Keine Standardware aus der Ziegelei, sondern schwer zu verarbeitende Brocken bitterer Erfahrung. Als Angebot für eigenes Gedenken und Nachdenken.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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