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Aktuelle Lovells Umfrage unter Europäischen Unternehmensjuristen: Rechtsstreitigkeiten werden zum Sorgenkind

Geschrieben am 18-03-2008

Frankfurt am Main (ots) - In dem heute veröffentlichten Bericht
"The Shrinking World" der internationalen Anwaltssozietät Lovells LLP
werden Kernfragen der Abwicklung von Rechtsstreitigkeiten aus Sicht
europäischer Unternehmensjuristen beleuchtet. Der Bericht basiert auf
einer Befragung von 180 Unternehmensjuristen der größten europäischen
Unternehmen in Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden und
dem Vereinigten Königreich.

Regulatorische Streitigkeiten mit zunehmender Bedeutung

Knapp die Hälfte der Unternehmensjuristen in den fünf befragten
Wirtschaftsräumen betrachten Konflikte mit Aufsichts- und
Regulierungsbehörden als eines der größten Probleme der kommenden
drei Jahre.

Obwohl die Zahl der regulatorischen und Compliance-Streitigkeiten
gering ist (in den letzten drei Jahren 3%), werden diese als
zweitwichtigstes Thema angesehen: 45 % der Befragten schätzen sie als
mittleres bis hohes Risiko ein. An erster Stelle stehen wirtschafts-
und vertragsrechtliche Auseinandersetzungen, die hauptsächlich
Beziehungen zu Kunden und Zulieferern betreffen: diese werden von
drei Viertel der Unternehmensjuristen als mittleres bis hohes Risiko
eingestuft. Ebenfalls als Risikobereiche gelten Arbeitsrecht (44 %)
und Produkthaftung (39 %).

Einer der befragten Teilnehmer sagte: "Wichtig ist, dass man eine
Managementstrategie zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten hat."

Lawson Caisley, Partner bei Lovells London im Bereich Dispute
Resolution und verantwortlich für den Bericht, sagte:

"Da größere Streitigkeiten im Zusammenhang mit regulatorischen
oder Compliance-Angelegenheiten mit erheblichen finanziellen Risiken
und einem möglichen Imageverlust verbunden sind, müssen diese äußerst
vorsichtig gelöst werden. Das Problem ist, dass Konflikte dieser Art
so selten sind, dass viele Unternehmensjuristen möglicherweise kaum
Erfahrung mit deren Abwicklung haben.

Regulatorische Streitigkeiten können für internationale
Unternehmen erhebliche grenzübergreifende Risiken bergen, da die
Aufsichts- und Regulierungsbehörden anderer Länder die Situation
beobachten und möglicherweise eigene Ermittlungen einleiten.Außerdem
können regulatorische Streitigkeiten ein Wegbereiter für Zivilklagen
betroffener Kunden oder Investoren sein."

Geringe Praxiserfahrung und Rechtskenntisse als Hauptprobleme beim
Umgang mit grenzüberschreitenden Streitigkeiten

Ein Drittel der Befragten (32 %) nannte geringe Praxiserfahrung
mit grenzüberschreitenden Streitigkeiten als größtes Hindernis im
Umgang mit grenzüberschreitenden Konflikten, an zweiter Stelle
standen mangelnde Kenntnisse über das relevante Rechtsgebiet und
prozessuale Besonderheiten (26 %).

Ein Unternehmensjurist hierzu: "Die Schwierigkeit besteht darin,
die verschiedenen Rechtssysteme zu kennen und anzuwenden - man muss
sie sowohl in der Theorie als auch in der Praxis beherrschen."

Lawson Caisley fügte hinzu:

"Die Abwicklung von Rechtsstreitigkeiten im eigenen Land fällt
Unternehmensjuristen relativ leicht. Wenn es dagegen um
Streitigkeiten im Ausland geht, besteht große Unsicherheit gegenüber
den dort möglichen unbekannten Gegebenheiten, besonders dann, wenn
sich das dortige Rechtssystem grundlegend von dem im eigenen Land
unterscheidet. Diese Unterschiede werden meist dann sichtbar, wenn
Rechtsanwälte aus kontinentaleuropäischen Rechtssystemen
Streitigkeiten in Ländern im Rechtskreis des Common Law lösen sollen
- und umgekehrt."

Dr. Detlef Haß, Partner bei Lovells Muenchen im Bereich Dispute
Resolution und verantwortlich für die deutsche Dispute Resolution
Praxis von Lovells, sagte:

"Bei internationalen Rechtsstreitigkeiten sind die Parteien nicht
nur unterschiedlichen materiellen und prozessualen Rechtssystemen
ausgesetzt. Sie sind auch eingebettet in unterschiedliche Kulturen,
die verschieden an die Lösung, Vergleichsgespräche und Themen wie
Discovery oder Datenschutz und Geheimhaltung herangehen. Da heute
Konflikte nach den internen Konfliktregeln in Unternehmen zumeist
proaktiv gemanaged werden sollen, ist der Anspruch an
Unternehmensjuristen viel höher, auch in diesem schwierigen Umfeld
zum Erfolg zu kommen. Damit wächst die Unsicherheit gerade in diesen
Fällen, da der Erfolgsdruck größer und häufig die zur Verfügung
stehende Erfahrung geringer ist."

Streitigkeiten in USA, China und Russland bereiten Kopfzerbrechen

Auf die Frage, welche Absatzmärkte ihnen bei der Abwicklung
grenzüberschreitender Rechtsstreitigkeiten am meisten Kopfzerbrechen
bereiten würden, nannten Firmenanwälte die USA (29 %), China und
Russland (jeweils 16 %). Fast ein Drittel der Befragten (31 %) hat
den Eindruck, dass grenzüberschreitende Rechtsstreitigkeiten in den
letzten drei Jahren tendenziell zugenommen haben.

Hierzu Marc Gottridge, US-Managing Partner bei Lovells:

"Es gibt eine Reihe von Faktoren, die die Prozessführung in den
USA für nicht-amerikanische Rechtsanwälte besonders erschweren
können. Hierzu gehören nicht zuletzt die Komplexität des
US-amerikanischen Bundesstaatensystems mit seiner Vielzahl von
Gerichten, Staatsanwaltschaften und Regulierungsbehörden auf Staats-
und Bundesebene, aber auch die Tatsache, dass man Firmen dort
traditionell genauso strafrechtlich verfolgt wie Einzelpersonen und
damit die strafrechtliche Ermittlung und Verfolgung als effizientes
Mittel der Kontrolle einsetzt."

Douglas Clark, Local Managing Partner des Lovells Büros in
Schanghai, erklärte:

"Immer mehr ausländische Firmen nutzen in China den gerichtlichen
Weg der Streitbeilegung, häufig auch mit Erfolg. Die obersten Richter
und die Regierung bestätigen zwar, dass Korruption und der Mangel an
qualifizierten Richtern insbesondere außerhalb größerer Städte immer
noch Probleme bereiten. Dennoch sind die Gerichte in den letzten fünf
bis sieben Jahren zunehmend neutraler und professioneller geworden.
Wenn eine Partei überzeugende Argumente hat, kann sie mit einem
relativ günstigen Ausgang rechnen, insbesondere, wenn sie ihren Fall
in einer größeren Stadt wie Schanghai oder Peking vor Gericht bringt.
Dort kommt der Einfluss der Politik - abgesehen von großen Fällen -
tendenziell weniger zum Tragen und es gibt eine Vielzahl gut
ausgebildeter Richter. "

Dominic Pellew, Partner im Bereich Litigation im Moskauer Büro von
Lovells, fügte hinzu:

"Ausländische Investoren haben Bedenken hinsichtlich der Qualität
der Gerichte und der Unabhängigkeit des Gerichtswesens in Russland.
Sie haben das Gefühl, dass man gerichtliche Auseinandersetzungen
besser vermeiden sollte, die Vollstreckung eines Schiedsspruchs aber
ebenfalls Probleme birgt - also gibt es keine verlässliche
Alternative. Es ist jedoch möglich, erfolgreiche
Prozessführungsstrategien zu entwickeln. Zum Beispiel könnten
Gerichtsverfahren oder die Vollstreckung von Schiedssprüchen
außerhalb Russlands durchgeführt werden."

Wahrung eines guten Images wichtiger als Kosten bei der
Entscheidung für oder gegen eine gerichtliche Auseinandersetzung

Bei der Entscheidung, ob man einen Rechtsstreit vor Gericht
austrägt oder außergerichtlich löst, ist ein möglicher Imageverlust
das maßgebliche Entscheidungskriterium, dicht gefolgt von den
finanziellen Kosten im Falle des Unterliegens und der Auswirkung auf
Geschäftsbeziehungen und Kunden. Als am wenigsten gewichtiges
Entscheidungskriterium eingestuft wurde eine Rechtfertigung für ein
mögliches Unterliegen gegenüber den Aktionären.

Weitere Ergebnisse der Umfrage:

- In den letzten drei Jahren zeichnete sich im Bereich Dispute
Resolution ein sehr starker Trend zur zunehmenden Nutzung von
Schiedsverfahren und Mediation als Alternativen zur
Prozessführung (31 %) ab, gefolgt von Maßnahmen zur
Konfliktvermeidung (22 %) und dem Einfluss verstärkter
Verbraucherrechte und damit verbundener Rechtsstreitigkeiten (14
%).

- Knapp ein Viertel der Befragten (22 %) gab an, dass ihrem
Unternehmen eine Sammelklage angedroht oder es mit einer solchen
ueberzogen wurde. Unternehmensjuristen in Frankreich sehen sich
am häufigsten mit Sammelklagen konfrontiert (33 %), wohingegen
in Italien nicht einmal ein Sechzehntel (6 %) hiervon betroffen
ist.

- In den letzten drei Jahren verzeichneten mehr Firmen eine Zu-
als eine Abnahme der Rechtsstreitigkeiten. Etwa ein Drittel der
Befragten (38 %) gab an, dass die Anzahl der
Rechtsstreitigkeiten gestiegen sei. Weniger als ein Drittel (14
%) stellte dagegen fest, dass die Anzahl der
Rechtsstreitigkeiten im gleichen Zeitraum gesunken sei.

- Unternehmensjuristen verwenden mehr Zeit auf das Management von
Prozessführung und Streitigkeiten als auf irgendeinen anderen
Bereich ihrer Zuständigkeiten. Der Aufwand für Prozessführung
und Streitigkeiten nimmt mehr als ein Viertel der Arbeitszeit
eines Unternehmensjuristen in Anspruch (28 %), allgemeine
handelsrechtliche Beratung dagegen nur 22 % und strategische
Beratung der Unternehmensführung 13 %.

Originaltext: Lovells
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55934
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55934.rss2

Ansprechpartner:
Nadja Fersch
PR Adviser
Lovells LLP
Untermainanlage 1
60329 Frankfurt am Main
Tel: +49 (0) 69 962 36-638
Fax: +49 (0) 69 962 36-100
Email: nadja.fersch@lovells.com


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