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Börsen-Zeitung: Was nun, Mr. Bernanke? Kommentar zur Zinssenkung der US-Notenbank von Kai Johannsen

Geschrieben am 18-03-2008

Frankfurt (ots) - Sie senkt und senkt und senkt! Am Dienstag war
es wieder soweit. Die US-Notenbank Fed nahm den Leitzins - den
Zielsatz für US-Tagesgeld - um 75 Basispunkte (BP) auf 2,25%
zurück.Die Wirkung der neuerlichen Zinsmaßnahme wird an den Märkten
genauso schnell verpuffen wie die vorangegangenen. Das gilt umso
mehr, als dass die Fed hinter den erwarteten 100 BP zurückblieb.

Die Halbwertszeit der Erleichterungsrally, die an den Märkten bei
einer Fed-Maßnahme zu beobachten ist, hat ohnehin drastisch
abgenommen. Im September legte der Credit-Markt noch eine dreiwöchige
Rally hin, im Oktober war es noch eine Woche. Mittlerweile kann schon
nicht mehr von einem Tag gesprochen werden. Gewinne sind schon zum
Handelsende aufgezehrt, so war es zumindest bei den jüngsten
Maßnahmen.

Denn die Zinssenkungen helfen nicht aus der Krise. Das zeigt sich
am Beispiel der halbstaatlichen Hypothekenrefinanzierer wie Fannie
Mae, die ein enormes Volumen der US-Hypotheken schultern. Ihre
gesamten Refinanzierungskosten sind trotz der enormen
Leitzinssenkungen und der Flucht in Qualität, die auch die
Staatstitel-Renditen nach unten getrieben haben, in etwa gleich
geblieben, von kräftigeren Tagesbewegungen einmal abgesehen. Denn die
Investoren verlangen saftige Risikoaufschläge, wenn die Institute ihr
Hypothekenmaterial an den Märkten platzieren wollen oder sich auch in
der ungedeckten Refinanzierung Kapital beschaffen möchten. Deshalb
kann höchstens noch ein kleiner Teil der Zinsrückgänge an die
Hypothekarkreditnehmer weitergereicht werden, wenn überhaupt. Das
Resultat: Die Zinssenkungen greifen nicht.

Mit Spannung werden die Akteure verfolgen, welche Maßnahmen zur
Bewältigung der Krise Fed-Chef Bernanke noch ergreifen wird. Jüngst
hatte er auch noch die Qualitätskriterien für Bonds aufgeweicht, die
bei der Fed gegen US-Staatsanleihen eingereicht werden können. Die
Fed übernimmt damit Kreditrisiko, wenn auch nur temporär. Aber was
tut sie, wenn auch das wirkungslos bleibt? Die Bonitätskurve
herunterrutschen und nicht nur vermeintliches Triple-A, sondern auch
AA-, Single-A-Bonds oder gar BBB-Titel hereinnehmen? Und was
passiert, wenn die Banken am Ende der Laufzeit des Geschäftes nicht
mehr in der Lage sind, die Bonds zurückzunehmen? Eine Bad Bank auf
der Bilanz der Fed - das wär's!

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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