Verwandtschaft von Vorteil - Familienunternehmen zögern bei der Einstellung familienfremder Manager
Geschrieben am 19-03-2008 |
Frankfurt am Main (ots) -
PwC-Studie: Mehrheit der Familienunternehmen sieht Berufung externer Führungskräfte kritisch / Interessenkonflikt zwischen Professionalisierung und Familienidentität
Familienunternehmen in Deutschland öffnen sich weiter für familienfremde Führungskräfte, jedoch nicht immer freiwillig. So rechnet zwar jedes vierte Unternehmen mit mehr externen Managern in der Führungsspitze, während dort nur knapp jedes zehnte mehr Familienmitglieder erwartet. Gleichzeitig räumen 50 Prozent der Familienmitglieder ein, dass Familienunternehmen nicht mehr ohne externe Manager in Spitzenpositionen auskommen. Jedoch würden vier von fünf Familienmitgliedern bei der Besetzung von Führungspositionen einen Bewerber aus dem Familienkreis bevorzugen, wie aus der Studie "Fremdmanager in Familienunternehmen - Gratwanderung zwischen Professionalisierung und Identitätswahrung" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht.
"Familienunternehmer haben ein ambivalentes Verhältnis zu familienfremden Managern. Einerseits ist ihnen bewusst, dass sie auf Professionalität und Know-How externer Führungskräfte auf Dauer nicht verzichten können, andererseits fürchten sie den Verlust der Familienidentität in einem von Familienfremden geführten Unternehmen", kommentiert Prof. Norbert Winkeljohann, Mitglied des PwC-Vorstands und Leiter des Bereichs Mittelstand.
Für die Studie befragte PwC Top-Manager von 118 deutschen Familienunternehmen. Zwei Drittel der Unternehmen agieren international, ein Drittel ist ausschließlich im Inland präsent. Knapp die Hälfte der Familienunternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen Euro, jedes dritte erzielt Erlöse von mehr als 80 Millionen Euro.
Einfluss Familienfremder wächst mit Unternehmensgröße
Mitglieder oder Nachfahren der Gründerfamilie halten in sieben von zehn der befragten Familienunternehmen Führungspositionen. Das Top-Management ist dennoch keineswegs fest in Familienhand. Jeweils in 40 Prozent der Unternehmen führen überwiegend Familienmitglieder bzw. überwiegend familienfremde Manager die Geschäfte. Allerdings ist bei fast jedem vierten Familienunternehmen das Top-Management ausschließlich mit Familienmitgliedern besetzt, während lediglich 15 Prozent die Familie komplett aus der Geschäftsführung heraushalten.
Je größer und international bedeutender ein Familienunternehmen ist, desto stärker ist der Einfluss familienfremder Führungskräfte. So sind externe Top-Manager bei fast jedem zweiten international aktiven Unternehmen in der Mehrheit, aber nur bei jedem vierten ausschließlich in Deutschland tätigen Familienunternehmen. Gleichzeitig dominieren familienfremde Manager in über 60 Prozent der Familienunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, aber nur in knapp 30 Prozent der Unternehmen mit weniger Beschäftigten.
Insbesondere kleinere Unternehmen sehen offenbar verstärkt die Notwendigkeit, Führungskräfte außerhalb der Familie zu rekrutieren. Von den Befragten mit weniger als 500 Mitarbeitern erwarten 29 Prozent mehr Familienfremde in Führungspositionen, während nur 4 Prozent mit einem steigenden Anteil von Familienmitgliedern rechnen.
Kritische Grundhaltung gegenüber Familienfremden
Mit der Arbeit externer Manager ist eine knappe Mehrheit der befragten Familienmitglieder zufrieden: 54 Prozent halten familienfremde Führungskräfte im Top-Management für "eher positiv", während jeder Dritte "eher negativ" eingestellt ist. Dennoch ist die Grundhaltung der Familienmitglieder gegenüber externen Führungskräften kritisch.
Eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent ist der Auffassung, dass man "eigentlich nur Familienmitgliedern richtig vertrauen kann", und fast 80 Prozent halten die Berufung familienfremder Führungskräfte im Grunde für eine Notlösung. Ein besonders gewichtiges Argument gegen die Berufung externer Manager ist die Sorge vor einem langfristigen Identitätsverlust. Dieses Risiko sehen nicht nur 72 Prozent der befragten Familienmitglieder, sondern auch 82 Prozent der familienfremden Führungskräfte.
"In diesen Aussagen offenbart sich ein grundlegender Kulturkonflikt zwischen familienfremden Managern, die häufig Erfahrungen in börsennotierten Gesellschaften gesammelt haben, und Familienmitgliedern, die im Zweifel mehr Wert auf Traditionen als auf den Shareholder-Value legen", erläutert Winkeljohann.
Vor allem bei den größeren Unternehmen, in denen der Einfluss externer Führungskräfte stärker ausgeprägt ist, hat die Sorge vor dem Verlust der Familienidentität offenbar bereits konkrete Auswirkungen auf die Personalpolitik. Nachdem der Anteil Familienfremder im Top-Management in den vergangenen 20 Jahren stetig gestiegen ist, erwarten nur noch 16 Prozent eine Fortsetzung dieser Entwicklung. Gut jeder fünfte Befragte rechnet demgegenüber mit einem wieder wachsenden Anteil von Familienmitgliedern in der Führungsetage.
Vorbehalte schrecken externe Führungskräfte ab
Die latent ablehnende Haltung der Familienunternehmen gegenüber familienfremden Managern macht diese als Arbeitgeber für Externe weniger attraktiv. So sind 40 Prozent der familienfremden Manager der Ansicht, dass junge Führungskräfte in börsennotierten Unternehmen bessere Karrierechancen haben als in Familienunternehmen. Diese Einschätzung teilen immerhin auch 24 Prozent der Familienmitglieder.
Tatsächlich kann von Chancengleichheit im Wettbewerb mit Familienmitgliedern keine Rede sein. So glaubt nur eine kleine Minderheit der Befragten, dass für den Erfolg in Familienunternehmen die Kompetenz des Managers wichtiger ist als die Zugehörigkeit zur Familie. Selbst von den befragten Familienmitgliedern stimmt nur gut jeder zehnte dieser Aussage zu. Auch die Beschäftigungsdauer spricht dafür, dass Manager aus dem Familienkreis einen stärkeren Rückhalt bei den Eigentümern genießen als externe Manager. So arbeiten 70 Prozent der Führungskräfte aus der Verwandtschaft seit mindestens 11 Jahren für das Familienunternehmen, während 45 Prozent der externen Manager erst seit höchstens fünf Jahren im Unternehmen sind.
"Angesichts der wachsenden Konkurrenz um Führungskräfte sind diese Ergebnisse bedenklich. Familienunternehmen müssen für externe Manager attraktiv bleiben, um sich fehlendes Know-How auf dem Arbeitsmarkt einkaufen zu können. Die Beschränkung auf Familienmitglieder wahrt zwar die Identität des Familienunternehmens, im Zweifelsfall jedoch zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit", warnt Winkeljohann.
Die Studie "Fremdmanager in Familienunternehmen - Gratwanderung zwischen Professionalisierung und Identitätswahrung" finden Sie als kostenlosen Download unter: www.pwc.de/de/familienfremde_manager
Redaktionshinweis:
Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).
Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/8664 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_8664.rss2
Pressekontakt: Weitere Informationen erhalten Sie bei: Claudia Mende PricewaterhouseCoopers AG WPG Corporate Communications / Presse Tel.: (069) 95 85 - 31 79 E-mail: claudia.mende@de.pwc.com
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