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Börsen-Zeitung: V wie Victory, Kommentar zumm Visa-Börsengang von Walther Becker

Geschrieben am 19-03-2008

Frankfurt (ots) - Das Ticker-Symbol "V" steht für Victory, nicht
für Vertrauenskrise. Visa hat beim größten Börsengang der
US-Geschichte die Rekordsumme von 18 Mrd. Dollar eingesammelt. Visa
wagt den Start in New York inmitten stürmischer Zeiten auf den
Aktienmärkten in der Finanzkrise. Bei 15facher Überzeichnung lag der
Ausgabepreis der Kreditkarten-Aktie mit 44 Dollar über der Spanne von
37 bis 42 und der erste Kurs bei fast 60 Dollar. Das ist Balsam auf
die Wunden der Marktakteure. Ein Fanal für eine Welle von
Börsengängen ist dieses Initial Public Offering (IPO) nicht.

Große Tanker kommen auch bei stürmischer See gut durch. Wenn sie
als "Schnäppchen" daherkommen, erst recht. Liquidität in der Aktie
und ein Volumen, das jeden Marktteilnehmer zwingt, sich den Wert
anzuschauen, sind die Erfolgsfaktoren. Das als risikoarm geltende
Geschäftsmodell, der Druck der Banken als Visa-Gesellschafter und die
vollen Taschen der Investoren auch außerhalb der USA sorgen für
gewaltigen Appetit. Geld ist da: 60% der Summe, die die US-Notenbank
zur Risikoabschirmung von Bear Stearns zusagte, sackt Visa problemlos
ein. Deren Geschäft floriert auch dann, wenn Banken Geld horten -
Visa übernimmt keine Schuldner-Risiken. Vor allem: Visa kommt mit
einem Discount von 20% zu Mastercard, die seit dem IPO vor zwei
Jahren 440% zugelegt hat. Für die globalen Banken, die nahezu 200
Mrd. Dollar Abschreibungen verkraften mussten und auf die noch viel
zukommt, ist das IPO ein Tropfen auf den heißen Stein. Da Visa über
10 Mrd. Dollar für den Rückkauf eigener Aktien von den 13000
Mitgliedsbanken nutzen will, erhalten diese immerhin eine willkommene
Geldspritze.

Gebühreneinnahmen aus Börsengängen gehen Banken dieses Jahr
ansonsten durch die Lappen. Schwergewichte sind nicht in Sicht. Für
den deutschen Markt waren Banker frohgemut, in 20 IPOs mehr als 20
Mrd. Euro einsammeln zu können. Doch große Kandidaten haben sich
kleinlaut zurückgezogen. Für Evonik wird ein Ankerinvestor abseits
der Börse gesucht, die HSH Nordbank sucht die erforderlichen frischen
Mittel über "Wandeleinlagen" statt am Markt, das Talanx-IPO steht in
den Sternen, und Berlin setzt die Deutsche Bahn nicht auf die
Schiene. Zwar ist die Pipeline voll mit kleineren Kandidaten, die
reif für die Börse sind. Doch ist die hochvolatile Börse nicht reif
für diese Kandidaten.

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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