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Börsen-Zeitung: Mancher Aktionär ist gleicher, Kommentar von Annette Becker zur Hauptversammlung der IKB

Geschrieben am 27-03-2008

Frankfurt (ots) - Kleinaktionäre sind lästig, insbesondere dann,
wenn die Gesellschaft in eine Krise gerät, der Aktienkurs verfallen
ist und Kapitalmaßnahmen zur Rettung der Gesellschaft von der
Hauptversammlung genehmigt werden müssen. Das bekam die IKB gestern
zu spüren. Waren die drei Rettungsrunden, die die IKB mit KfW, Bund
und Bankenverbänden aushandeln musste, schon kein gemächlicher
Spaziergang, so wurde das Tempo am Donnerstag in der Hautversammlung
noch einmal angezogen. Hier rächte sich, dass die IKB nicht über
Vorratsbeschlüsse verfügte.

Doch das war es nicht, was das Blut der Kleinaktionäre in Wallung
brachte. Vielmehr machte sich der Zorn daran fest, dass der
Aufsichtsrat für das Kontrollgremium Entlastung beantragt hatte und
somit die Schuld für die Krise vollumfänglich auf den ehemaligen
Vorstand abwälzte. Zwar zog der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich
Hartmann den Vorschlag zu Beginn der Versammlung zurück und
beantragte mit Verweis auf angekündigte Sonderprüfungsanträge die
Vertagung der Entlastung. Doch zu diesem Zeitpunkt war das Kind
längst in den Brunnen gefallen.

Anstatt den Bericht der Sonderuntersuchung von PwC allen
Aktionären zugänglich zu machen - der Bericht soll das
Kontrollgremium umfänglich entlasten -, redete sich der Vorstand
damit heraus, nicht zur Veröffentlichung verpflichtet zu sein.
Sicherlich gibt es gute Gründe, warum der Bericht unter Verschluss
gehalten wird, doch müssten diese dann wenigstens erläutert werden.

Besonders schlecht kam bei den Kleinaktionären an, dass der Bund -
via KfW mittelbarer Großaktionär - Einblick in den Bericht erhalten
hatte, da Jörg Asmussen, Ministerialdirektor im
Bundesfinanzministerium, im Aufsichtsrat der IKB sitzt.

Zwar erliegt die Forderung nach Gleichbehandlung aller Aktionäre
der Illusion, dass der Bund ein Aktionär wie jeder andere sei. Doch
letztlich ist damit das Problem im Kern getroffen. Die IKB ist seit
Ausbruch der Krise in die politischen Mühlen geraten und wird darin
zerrieben. Längst geht es nicht mehr um die Rettung der Bank, sondern
um politische Kämpfe. Das allein belegt der Streit zwischen
Bundesfinanz- und Bundeswirtschaftsministerium mit Blick auf die
Frage der Aufsichtsratsentlastung. Den Schaden trägt der
Steuerzahler, der sich allerdings erst bei der nächsten
Bundestagswahl zu Wort melden kann.

(Börsen-Zeitung, 28.3.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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