ots.Audio: MEDI Deutschland: Budgetierung und Zuteilungsmedizin sind schuld an längeren Wartezeiten für Kassenpatienten - Ärzteverbund äußert sich zu aktueller Studie
Geschrieben am 02-04-2008 |
Stuttgart (ots) -
- Querverweis: Audiomaterial ist unter http://www.presseportal.de/audio und http://www.presseportal.de/link/multimedia.mecom.eu abrufbar -
Anmoderation: Kassenpatienten müssen im Durchschnitt dreimal so lange auf einen Termin beim Facharzt warten wie privat Krankenversicherte. Das will das Institut für Gesundheitsökonomie und klinische Epidemiologie in Köln herausgefunden haben. Eine aktuelle Studie des Instituts um den Gesundheitsökonomen Prof. Karl Lauterbach belegt offenbar unterschiedliche Wartezeiten von bis zu einem Monat. Der Ärzteverbund MEDI Deutschland sagt: An den höheren Wartezeiten sind Budgetierung und Zuteilungsmedizin schuld. Denn wie viel Geld die Behandlung eines Kassenpatienten pro Quartal im Durchschnitt kosten darf, ist von vornherein genau festgelegt. Der Vorsitzende von MEDI Deutschland, Dr. Werner Baumgärtner:
1. O-Ton Dr. Werner Baumgärtner: Die Krankenkassen geben hier einen bestimmten Betrag dem Arzt. Der muss das verwalten. Und er muss dann in der Praxis Zuteilungsmedizin machen. Er muss rationieren. Er muss mit dem Patienten diskutieren, ob er eine Leistung bekommt oder ob er sie nicht bekommt. (0:13)
Wird das Budget überschritten, muss der Arzt selbst zahlen. Wenn die Praxen nur von den Einnahmen durch die Kassenpatienten leben müssten, wären die meisten längst pleite, so der MEDI-Vorsitzende. Die Praxen brauchen die Privatpatienten dringend, und sie haben größere Spielräume bei ihrer Behandlung. Vor allem deshalb warten Privatpatienten in aller Regel kürzer.
2. O-Ton Dr. Werner Baumgärtner: Man hat keine Budgets bei den Arzneimitteln, keine Budgets bei den Heilmitteln, also Massagen oder Physiotherapie. Man hat auch keine Budgets, was jetzt die eigene Behandlung angeht, also es gibt keine Obergrenzen. Und man hat einfach als Arzt mehr Spielräume. Da kann er den Privatpatienten eigentlich schneller behandeln, weil er die Behandlung auch bezahlt bekommt. (0:20)
Ein alltägliches Beispiel aus einer Kinderarztpraxis: Auch hier sind die Verordnungen für Kassenpatienten streng budgetiert.
3. O-Ton Dr. Werner Baumgärtner: Das heißt: um einem Kind Logopädie aufzuschreiben, brauchen Sie dann sicher 50 bis 100 Kinder, die nichts verschrieben bekommen. Und der Kinderarzt muss eben diese Entscheidung treffen, welches Kind jetzt die Logopädie bekommt von den 50. Und da werden wahrscheinlich noch ein oder zwei andere Kinder dabei sein, die auch Logopädie haben sollten, aber er kann's in dem Augenblick dann nicht verordnen und muss es, wenn's gut läuft, auf das nächste Quartal verschieben. (0:29)
Dass die Kassenpatienten sich über die längeren Wartezeiten ärgern, verstehen die Ärzte nur zu gut, so der MEDI-Chef. Vor allem, weil gerade mal 15 Prozent der Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen in die Praxen der niedergelassenen Ärzte fließen.
4. O-Ton Dr. Werner Baumgärtner: Also, ich habe eigentlich viel Verständnis bei den Kassenpatienten, weil die Leute zahlen ja selber viel Geld, die Arbeitgeber zahlen viel Geld. Und wir wollen, dass eben die Kassen wieder Geld für unsere Diagnostik ausgeben, damit wir den Patienten diese auch anbieten können, dass die Wartezeiten entfallen, und dass wir einfach größere Spielräume haben, um am Patienten tätig zu werden. (0:20)
Abmoderation: Übrigens: Wären alle Privatpatienten kassenversichert, würden dem Gesundheitssystem in Deutschland jedes Jahr mehr als 9,5 Milliarden Euro fehlen. So viel mehr geben privat Versicherte für Medikamente, für Behandlungen beim Arzt, beim Zahnarzt oder im Krankenhaus aus.
ACHTUNG REDAKTIONEN: Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Wir bitten jedoch um einen Hinweis, wie Sie den Beitrag eingesetzt haben an desk@newsaktuell.de.
Originaltext: MEDI Deutschland Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/61059 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_61059.rss2
Pressekontakt: MEDI Deutschland, Angelina Schütz, 0711 806079 73 all4radio, Wolfgang Sigloch, 0711 3277759 0
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