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Praxisgebühr bleibt umstritten - Streit um die zehn Euro auch vier Jahre nach Einführung nicht entschieden

Geschrieben am 03-04-2008

Baierbrunn (ots) - Vier Jahre Praxisgebühr und kein Ende des
Streits: Ärzte halten sie für untauglich, Patientenströme zu steuern
und sehen sie als gescheitert an, Gesundheitswissenschaftler
beurteilen sie ähnlich, Krankenkassen und Politik aber halten daran
fest. Zehn Euro beim ersten Arztbesuch im Quartal sollten den
Deutschen die Gewohnheit austreiben, schon mit Bagatellen zum Arzt zu
gehen. Gewirkt hat es nicht viel: Nach Zahlen der Gmünder Ersatzkasse
aus dem Jahre 2006 lagen sie im europäischen Vergleich mit 16,3
Arztbesuchen pro Jahr immer noch an der Spitze. 6,5 Mrd. Euro spülte
die Abgabe bisher in die Kassen der Gesetzlichen Krankenversicherung.

Dabei sank die Zahl der Arztbesuche insgesamt tatsächlich. Aber
sie nehme schon seit den 1980er Jahren sowieso ständig ab,
argumentiert Dr. Markus M. Grabka, Gesundheitswissenschaftler am
Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, in der "Apotheken
Umschau". Die 6,5 Milliarden Euro will er ebenfalls nicht als Erfolg
gelten lassen: Angesichts der immensen Budgets der Kassen sei dies
"nur ein Tropfen auf den heißen Stein". Er findet den ganzen Ansatz
falsch. Da derjenige, der die Gebühr bezahlt, bereits krank ist, sei
es besser, Vorbeugemaßnahmen stärker zu fördern. "Wer gesund bleibt,
muss nicht zum Arzt", so Grabka. Damit liegt er auf einer Linie mit
Ärztevertretern wie Eberhard Gramsch, dem Vorsitzenden der
Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen: "Die Praxisgebühr muss
abgeschafft werden", verlangt dieser. "Sie ist eine Kassengebühr und
hat eindeutig versagt."

Die Krankenkassen ziehen aus ihren Statistiken andere Schlüsse.
Verglichen mit dem Ausgangswert von 2003 gebe es nun weniger
Behandlungsfälle. Zwar erreichen die Hausärzte ähnlich hohe
Fallzahlen wie früher, doch die meisten Fachärzte liegen im Minus.
Auch an der Zahl der Überweisungen lässt sich eine Wirkung ablesen:
Während vor der Einführung der Praxisgebühr die Quote der Patienten,
die mit Überweisung einen Facharzt aufsuchten, gut zehn Prozent
betrug, liegt sie heute deutlich über 50 Prozent.

Die Kritik, dass die Praxisgebühr Menschen dazu verleite,
Erkrankungen zu verschleppen, lässt sich bisher nicht schlüssig
widerlegen. Im Gegenteil: Auswertungen des Zentralinstituts für die
Kassenärztliche Versorgung scheinen die These zu stützen. Auch ein
soziales Ungleichgewicht macht sich bemerkbar: Offenbar vermeiden
mehr Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und geringerem Einkommen
Arztbesuche als höher gebildete Gutverdiener. Trotzdem sagt Franz
Knieps, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Gesundheit in der
"Apotheken Umschau": "Die Gebühr hat keineswegs enttäuscht. Ihre
Abschaffung steht nicht auf der Tagesordnung." Das
Gesundheitsministerium wird sie in dieser Legislaturperiode deshalb
auch nicht mehr auf die Agenda setzen. Auch Niedersachsens KV-Chef
Gramsch bleibt Realist: "Es wird sehr schwer, die Forderung der
Abschaffung durchzusetzen."

Dieser Text ist nur mit Quellenangabe zur Veröffentlichung frei.

Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" 4/2008 A liegt in den
meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung
an Kunden abgegeben.

Originaltext: Wort und Bild - Apotheken Umschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/52678
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_52678.rss2

Pressekontakt:
Ruth Pirhalla
Tel. 089 / 744 33 123
Fax 089 / 744 33 459
E-Mail: pirhalla@wortundbildverlag.de
www.gesundheitpro.de
www.wortundbildverlag.de


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