Allg. Zeitung Mainz: Legitimation gekauft
Geschrieben am 04-04-2008 |
Mainz (ots) - Peter Königsberger zu Polizei in Libyen
Seit 2005 haben sogar die USA wieder diplomatische Beziehungen mit Libyen, im Mai 2006 wurde Gaddafis Wüstenreich von der US-Terrorliste gestrichen, 2007 ist das Land für zwei Jahre sogar in den UN-Sicherheitsrat gelassen worden. Bleibt Libyen trotzdem ein Schurkenstaat, in dem deutsche Polizisten nichts verloren haben? Die Antwort lautet kurz und bündig: Ja! Denn es reicht keineswegs zu behaupten, keine Terroristen mehr unterstützen und keine Atombombe bauen zu wollen. Man muss diese Absichten auch nachhaltig beweisen, indem man sie vorlebt. Daran hapert es bei dem gern so bunt gekleideten und damit oft so friedfertig aussehenden Diktator nach wie vor. Außerdem lässt er, wie 2007 geschehen, von seiner Polizei nach wie vor eiskalt Demonstranten zusammenschießen. Von genau der Polizei also, die von deutschen Elite-Beamten ausgebildet worden ist. Es sind hier also nicht nur rechtliche und disziplinarische Verstöße begangen worden. Die werden Richter und Innenminister zu untersuchen und gegebenenfalls zu ahnden haben. Der politische Schaden, der angerichtet wurde, wiegt mindestens genauso schwer. Auch wenn die Polizisten von einem früheren Kollegen - quasi als Söldner - privat angeheuert wurden, so waren sie doch als deutsche Experten vor Ort. Das führt alle richtigen und dringend notwendigen Bemühungen ad absurdum, die Bösen von den Guten auf dieser Welt zu trennen und so für mehr demokratischen Fortschritt zu sorgen. Wenn Diktatoren sich Ausbilder aus Demokratien einkaufen, versuchen sie damit nicht nur, sich deren Know How, sondern auch ein hohes Maß an Legitimation nach dem Motto zu verschaffen: "Seht her, meine Polizei ist von Deutschen trainiert, anständigere und gesetzeskonformere kann es doch gar nicht geben". Das Kind ist in den Brunnen gefallen, dieser Schaden ist nicht mehr gut zu machen. Umso mehr gilt es jetzt, solchen Aktionen ein für alle mal einen Riegel vorzuschieben. Denn es gibt noch viele Diktatoren auf dieser Welt und noch viele Expolizisten, die schnell viel Geld verdienen wollen.
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