Allg. Zeitung Mainz: zum Olympia-Fackellauf
Geschrieben am 07-04-2008 |
Mainz (ots) - Der Fackellauf ist zur ersten Wettkampfdisziplin dieser Olympischen Sommerspiele geworden. Dabei ging es am Montag darum, die kleine Flamme, bewacht von mehreren hundert als Sportler verkleideten Polizisten, ungestört über eine Strecke von 28 Kilometern quer durch die Geburtsstadt der Menschenrechte zu tragen. War Vergleichbares zuvor in London noch einigermaßen gelungen, ging in der Seine-Metropole der Sieg klar an die Gegner. Feuer aus! Der symbolische Lauf, der seinem ursprünglichen Sinn folgend olympischen Frieden rund um den Erdball tragen soll, wurde kurzerhand abgebrochen. Gespannte Blicke richten sich nun auf die nächsten Stationen, wo das rauchende Licht immer wieder einen grellen Schein auf die Verlogenheit olympischer Sportpolitik und die fatale Mischung aus Kommerz und Machtpolitik werfen wird. Die Demonstranten nehmen dabei vorweg, was in China, am Veranstaltungsort der Spiele im August, nicht möglich sein wird: Sie beschwören den Geist des Friedens - in der Antike: des Waffenstillstands - der zur Zeit der Wettkämpfe zu herrschen hat. Die Regierung in Peking will das im Blick auf das besetzte Tibet aber nicht nur nicht akzeptieren, sondern provoziert die Tibeter und all jene, die den olympischen Eid noch immer ernst nehmen, mit einer Teilstrecke des olympischen Fackellaufs über das tibetische Dach der Welt, das dem Olympia-Veranstalter absolut nicht gehört. Wenn Peking davon nicht lässt, wird das Feuer noch öfter erlöschen, bis es wieder chinesischen Boden erreicht. Immerhin hat IOC-Präsident Rogge nun erstmals ein kritisches Wort an die Adresse der Olympia-Gastgeber gerichtet. Er verband diese längst überfällige Rede mit der Zusage aller Nationalen Komitees, tatsächlich an den Spielen auch teilzunehmen. Das alleine zählt für China. Alles andere tropft wohl ab.
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