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Rheinische Post: Noten-Hokuspokus

Geschrieben am 08-04-2008

Düsseldorf (ots) - Von Jens Voss

Erst Spickmich für Schüler - jetzt können auch Eltern im Internet
dank "schulradar.de" Lehrer beurteilen. Die Vorbehalte bleiben: Im
Schutze der Anonymität können Urteile über Personen abgegeben werden,
deren Aussagekraft fragwürdig ist, ganz zu schweigen davon, dass der
Mangel an Zivilcourage ein Forum bekommt. Denn sinnvoll und fair wäre
es, Probleme mit Lehrern direkt zu besprechen.
Dieser Spickmichschulradar-Hokuspokus wirft ein Schlaglicht auf eine
bedenkliche Entwicklung. Schulen sind nicht nur getrieben von
politischem Reformdruck, sondern auch von einer Anspruchshaltung bei
manchen Eltern, die Bildung einfordern wie Dienstleistungen eines
Handwerkers. Es ist eben kein Zufall, dass die Spickmich-Benotung an
die Tabellen der Stiftung Warentest erinnert. Natürlich unterliegt
Unterricht handwerklichen Grundregeln, die von Lehrern auch
einzufordern sind. Doch Unterricht ist ein komplexes
Von-Mensch-zu-Mensch-Geschehen; wenn es hakt, ist Anonymität Gift für
das Miteinander - und für Verbesserungen. "Schulradar.de" stiftet am
Ende nur Schein-Transparenz, schlimmstenfalls Unfrieden in einer
Schule, wenn Einzelne plötzlich öffentlich am Pranger stehen. Eltern
sollten Vorbild sein - und nicht abstimmen.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


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