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Börsen-Zeitung: Die Kunst der Dosierung, Kommentar von Markus Frühauf zu den Forderungen des G7-Gipfels und der Gefahr einer Überregulierung der Banken

Geschrieben am 14-04-2008

Frankfurt (ots) - "Allein die Dosis macht das Gift." Nur allzu
gerne möchte man den Regierungen der G7-Staaten die Worte des
deutschen Mediziners und Alchemisten Paracelsus aus dem sechzehnten
Jahrhundert zurufen. Denn die Finanzkrise und der auf bis zu 1 Bill.
Dollar geschätzte Abschreibungsbedarf der Banken könnten Politiker
dazu verleiten, die Zügel für die Kreditwirtschaft strenger zu
straffen, als nötig wäre. Denn damit ließe sich beim Wähler punkten.

Von der Kunst der richtigen Dosierung müssen sich die
G7-Regierungen, -Notenbanken und
-Aufsichtsbehörden in den kommenden Wochen bei dem beschlossenen
Aktionsprogramm leiten lassen. Die Vorschläge des Expertengremiums
Financial Stability Forum (FSF) zielen in die gleiche Richtung wie
die vom internationalen Finanzverband, dem Institute of International
Finance (IIF), präsentierten Ideen zur Selbstregulierung. Doch gibt
es Ansätze, die auf eine staatliche Überreaktion hindeuten.

Es muss berücksichtigt werden, dass die überwiegende Zahl der
weltweit tätigen Banken mit der Finanzkrise wenig zu tun hat. Eine
Überregulierung belastet auch die sauberen und gesunden Banken. Damit
treffen die - gewiss nicht zu verharmlosenden - Fehler weniger
Institute die Gesamtbranche, quasi eine von oben verordnete
Sozialisierung der Verluste. Die Gefahr dieser Überregulierung ist
ihre Prozyklizität: Die sauberen Institute müssten infolge höherer
Kapitalanforderungen ihre Kreditvergabe einschränken.

Deshalb ist die vom FSF geforderte generelle Anhebung der
Eigenkapitalunterlegung im aktuellen Konjunkturumfeld alles andere
als hilfreich. Die Regierungen sollen stattdessen ihre Anstrengungen
intensivieren, damit die neuen, risikoadjustierten Eigenkapitalregeln
(Basel II) weltweit zügig umgesetzt werden. Diese Forderung des FSF
ist zu begrüßen. Mit Basel II hätte die Finanzkrise nicht dieses
Ausmaß annehmen können, weil dann die Risiken der außerbilanziellen
Zweckgesellschaften hätten konsolidiert werden müssen.

Vielen Forderungen des G7-Gipfels stimmen auch die Banken zu. Die
Politiker müssen der populistischen Versuchung einer Überregulierung
widerstehen. Die Banken haben selbst ein Interesse an einer
Überwindung der Krise. Vertrauen in deren Selbstregulierung und
wohldosierte Maßnahmen für eine effektivere Aufsicht lauten die
Gebote.

(Börsen-Zeitung, 15.4.2008)

Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0


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