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Allg. Zeitung Mainz: Höchste Wachsamkeit (Kommentar zur Inflation)

Geschrieben am 16-04-2008

Mainz (ots) - "Ach, reines Glück genießt doch nie, wer zahlen soll
und weiß nicht wie." Wilhelm Buschs Reim können immer mehr Haushalte
in Deutschland nachvollziehen. Im Durchschnitt kostet heute gut 1,03,
was vor einem Jahr noch für einen Euro zu haben war. Das hört sich
nicht sonderlich schlimm an, doch der Durchschnittswert ist nicht
besonders aussagekräftig. Ein Blick auf Eier, Milch und Heizöl dafür
umso mehr: Hier sind die Preise geradezu explodiert. Da nützt es Otto
Normalverbraucher wenig, wenn selten gekaufte Produkte sogar billiger
werden. Die Folgen der Teuerung sind für weite Bevölkerungsschichten
gravierend, vor allem auf lange Sicht. In früheren Jahren konnten die
Gewerkschaften die Inflationsrate locker in der nächsten Tarifrunde
ausgleichen. Das ist längst nicht mehr so leicht möglich. Das
Lohnniveau vieler Beschäftigter stagniert bestenfalls. Rentner spüren
die Entwicklung noch stärker, denn viele Ältere können ihr nicht wie
Arbeitnehmer durch Mehrarbeit oder einen Zusatzjob begegnen. Und
Hartz-IV-Empfängern zerrinnt die Grundsicherung zwischen den Fingern,
weil die Unterstützung nicht schnell genug angepasst wird. Die
Politik hat nur wenig Einfluss auf die Preise. Denn steigende
Energie- und Nahrungsmittelkosten sind ein weltweites Phänomen. Nur
die europäische Zentralbank hat über ihre Zinspolitik einen kleinen
Hebel in der Hand, den sie derzeit zwar klug, aber noch wirkungslos
bedient. Wird die Inflationsrate langfristig nicht auf ein niedriges
Niveau gedämpft, wird der Wohlstand hierzulande nachhaltig schwinden.
Drei Jahre drei Prozent Teuerung ohne Lohnausgleich sind rund zehn
Prozent Kaufkraftverlust. Da ist höchste Wachsamkeit gefragt.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
crossmedia@vrm.de


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