Oberverwaltungsgericht Lüneburg: Sanicare darf Arzneimittel verblistern - Berufung der Apothekerkammer Niedersachsen abgelehnt

Bad Laer (ots) - Das juristische Hin und Her scheint beendet: Nach
mehrjährigen Auseinandersetzungen mit der Bezirksregierung Weser-Ems
und der Apothekerkammer Niedersachsen erhält die Sanicare-Apotheke
nun auch vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg Grünes Licht für die
automatische Medikamentenstellung in Pflegeeinrichtungen. Nachdem die
Apothekerkammer Niedersachsen bereits mit einem berufsrechtlichen
Verfahren gegen Apothekeninhaber Johannes Mönter scheiterte, hat
jetzt das Oberverwaltungsgericht Lüneburg die Berufung gegen das
Urteil des Verwaltungsgerichts Osnabrück zurückgewiesen. Das
Verwaltungsgericht Osnabrück hatte im März 2005 in seiner
Entscheidung das Verbot zur automatischen Medikamentenstellung der
Bezirksregierung Weser-Ems aufgehoben.

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Auseinandersetzung hat das
Oberverwaltungsgericht Lüneburg die Revision zugelassen. Eine
Urteilsbegründung liegt noch nicht vor. Obwohl in anderen
Bundesländern auf das kostendämpfende Potenzial des automatischen
Medikamentenstellens gesetzt wird, indem z.B. der Förderpreis für die
Gesundheitswirtschaft Emscher-Lippe an eine Apotheke in
Castrop-Rauxel vergeben wurde, und die 14. Arzneimittelgesetz-Novelle
sogar ausdrücklich das Verblistern erlaubt, hatten die
Bezirksregierung Weser-Ems und die Apothekerkammer Niedersachsen mit
allen Mitteln über Jahre versucht, ein Verbot für Sanicare zu
erwirken. Bezirksregierung und Apothekerkammer erklärten das
Verblistern für unzulässig, denn diese Form des Umfüllens und
Umverpackens von Tabletten sei nicht apothekenüblich und auch eine
Apotheke benötige hierfür nach dem Arzneimittelgesetz eine
Herstellungserlaubnis.

Rechtsanwalt Dr. Thomas Miller, Berlin, der Mönter in diesen
Verfahren vertrat, konnte sowohl das Verwaltungsgericht Osnabrück als
auch aktuell das Oberverwaltungsgericht Lüneburg vom Gegenteil
überzeugen. Derzeit verblistert Sanicare Medikamente für die Bewohner
in insgesamt 10 Pflegeeinrichtungen. Für eine Expansion steht man in
den Startlöchern: Nicht nur Verträge mit weiteren Pflegeeinrichtungen
liegen zur Unterschrift bereit, sondern auch die Ausweitung auf den
ambulanten Bereich ist geplant. Die Versandapotheke verfügt derzeit
über rund 200.000 Kunden und will zukünftig auch den chronisch
kranken Patienten die individuelle, automatische Verblisterung ihrer
Medikamente anbieten.

(Hintergrundinformation zum Thema "Verblistern")

Die Sanicare-Apotheke portioniert und verpackt mit Hilfe eines
computergestützten Medikamentenstellgerätes Arzneimittel individuell
für Bewohner in Pflegeeinrichtungen. "Verblistern" wird dieses
Verfahren genannt. Die Verpackung jeder einzelnen Kapsel oder
Tablette enthält eine detaillierte Aufschrift mit konkreten Angaben
zur Anwendung und dem Einnahmezeitpunkt des Arzneimittels.
Pflegekraft und Pflegeheimbewohner sind schnell und sicher über die
Medikamente und ihre richtige Einnahme informiert. Die
Arzneimittelsicherheit steigt. Außerdem sparen die Pflegekräfte Zeit,
denn sie müssen die Pillen für ihre Bewohner nicht per Hand einzeln
ausdrücken und in Dosierungsschächtelchen sortieren.

Originaltext: Sanicare-Apotheke
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Ausgangsdatum: 16.5.2006