EU-Richtlinie wirklich "ohne Grenzen"? Eine Diskussion im Rahmen des Internationalen Fernsehkongresses beim medienforum.nrw 2006
Geschrieben am 18-05-2006 |
Düsseldorf (ots) - Ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung des Entwurfs der neuen EU-Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste steht das Thema "Fernsehen ohne Grenzen" beim 18. medienforum.nrw auf dem Regulierungs-Prüfstand. Am 23. Mai diskutieren in Köln prominente Medien-Experten über neue Multimedia-Plattformen und die Regulierung der immer enger werdenden Verwandtschaft von Fernsehen, Internet und Mobilfunk.
Nach Ansicht von EU-Medienkommissarin Viviane Reding sollen künftig für audiovisuelle Bewegtbilder - unabhängig von der genutzten Plattform oder dem verwendeten Netz - einheitliche Bestimmungen für allgemeine Programmgrundsätze, Jugendschutz, Recht auf Gegendarstellung sowie vor allem für Werbung und Sponsoring gelten. Dabei will die EU-Kommission nur noch solche Dienste als Rundfunk betrachten, die lineare Programmabläufe bieten, während virtuelle Videotheken und On-demand-Angebote als nicht-linear und weniger für die Meinungsbildung relevant gelten.
Beim Experten-Panel über Regulierung in Europa sollen während des 18. medienforum.nrw solche Modelle kritisch hinterfragt werden. Prof. Dr. Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW (LfM), wird in einer Keynote die EU-Pläne für die Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste und das von der EU eingebrachte Begriffspaar linear/nicht-linear angreifen. "Es wird immer mehr Angebote geben, bei denen sich Lineares und Nicht-Lineares ablösen, durchdringen, ergänzen", warnt er vor einer allzu eiligen Aufhebung der Regulierung bei Inhalten, die vermeintlich kaum noch etwas mit Rundfunk gemein haben. Schneider plädiert vielmehr dafür, die Relevanz eines Mediums für die Meinungsbildung nicht von der technischen Plattform bzw. Angebots- oder Zugriffsebene abhängig zu machen, sondern jeweils konkret von den Inhalten.
Umstritten beim vorliegenden Referentenentwurf zur Novellierung der europäischen Fernsehrichtlinie sind auch die neuen Regelungen für das Product Placement. Das Thema dürfte bei der Experten-Diskussion für sehr unterschiedliche Auffassungen sorgen. So warnt etwa der eingeladene Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt, Reinhold Albert, seit Monaten davor, die Trennung von Programm und Werbung aufzuheben. Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT), dürfte ihm energisch widersprechen und hält eine Hinweispflicht in Fällen von Produktplatzierungen für ausreichend.
Für pointierte Meinungsäußerungen ist auch ein anderer Panel-Teilnehmer bekannt: Ex-RTL-Chef Prof. Dr. Helmut Thoma kämpft traditionell gegen staatliche Regulierung und dürfte es begrüßen, dass die Volumenbegrenzung für Werbung von der EU gelockert werden soll. Dennoch geht Thoma die Liberalisierung im Bereich der Werbung nicht weit genug.
Wird aus "Fernsehen ohne Grenzen" mit der neuen EU-Richtlinie "Multimedia ohne Grenzen"? Was die vermeintlich grenzenlose Welt des Digitalen aus Sicht der Global Player im Mediengeschäft an Chancen und Risiken mit sich bringt und welche Planungssicherheit Regulierung bieten muss, ist eine weitere zentrale Frage der Regulierung in Europa. Martin Krapf, Geschäftsführer der IP Deutschland GmbH, wird dazu beim 18. medienforum.nrw Perspektiven aufzeigen.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie unter: www.medienforum.nrw.de
Originaltext: Medienforum NRW Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=17162 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_17162.rss2
Rückfragen bitte an: medienforum.nrw Pressesprecherin, PR und Marketing Susanne Land Telefon: 0211/77007-118 sland@lfm-nova.de
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