Westfalenpost: Sorge um die Seele
Geschrieben am 18-04-2008 |
Hagen (ots) - Was vom Papst-Besuch bleiben wird Von Andreas Thiemann Päpste sind bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York gern und respektvoll gesehene Gäste und Redner. Vor Benedikt XVI. haben auch schon Papst Paul VI. und Johannes Paul II. diese Gunst der weltpolitischen Stunde genutzt, um den Menschen mahnend und aufmunternd ins Gewissen zu reden. Das Echo war und ist entsprechend wohlwollend, allein die Kraft der Veränderung geht nicht von solchen Veranstaltungen aus. Gerade auch Papst Benedikt XVI. ist nicht so sehr ein politischer als vielmehr ein seelsorgerlicher Papst. So werden die bestgemeinten Worte vor der UN schneller verhallen als seine überzeugend-ehrlichen Gesten und seine Entschuldigung vor den Missbrauchsopfern, die er ganz bewusst und bedeutsam abseits der neugierigen Öffentlichkeit traf. Mit diesen Begegnungen wich der Papst vom minutiös genauen Protokoll ab - ein weiteres Zeichen, wie sehr ihm gerade dieser Dialog am Herzen lag. Benedikt hat in den Gesprächen Schmerzliches und Erschütterndes erfahren. Er hat zugehört, gelitten und um Verzeihung gebeten. Gerade die schuldbewusste Demut, die der Papst dabei offenbar gezeigt hat, wurde ihm von den Betroffenen gedankt. Der akademisch-kluge Theologe hat sich seiner eigenen menschlichen Hilflosigkeit gestellt und diese Ohnmacht zugleich als sein ehrliches Angebot der Entschuldigung ausgedrückt. In dieser Eigenschaft folgt er einmal mehr seinem Vorgänger Johannes Paul II.: Nicht im hellen Licht vermeintlicher Stärke, sondern im leisen Bekenntnis der irdischen Schwäche gewinnt die Haltung des Papstes an Strahlkraft. Das vor allem wird in Erinnerung bleiben.
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