Lausitzer Rundschau: Fernando Lugo gewinnt Wahl in Paraguay: Die letzte Rettung
Geschrieben am 21-04-2008 |
Cottbus (ots) - Dass man kein erfahrener Politiker sein muss, um es in Lateinamerika rasch zum Präsidenten zu bringen, haben vor Fernando Lugo schon andere bewiesen. Zum Beispiel Hugo Chávez in Venezuela oder Evo Morales in Bolivien. Der paraguayische Kirchenmann Lugo nun hat es so schnell wie niemand zuvor geschafft. In weniger als zwei Jahren legte er den Weg vom sozial engagierten Bischof zum Staatschef zurück. Das zeigt in erster Linie, wie überdrüssig die Paraguayer der Misswirtschaft, Arroganz und Selbstbezogenheit der 61 Jahre lang regierenden Colorado-Partei waren. Lugo ist nicht nur ein Hoffnungsträger, er ist im Bewusstsein vieler Paraguayer die letzte Rettung für das Land, das von Tropenkrankheiten, galoppierender Auswanderung, einem niedrigen Wirtschaftswachstum und einer der schlimmsten Korruptionsraten Lateinamerikas gebeutelt ist. Doch genau darin liegt auch die Gefahr. Die Erwartungen an Lugo sind gigantisch. Und zugleich muss er an so vielen Baustellen zugleich ansetzen, dass die Gefahr besteht, sich zu verzetteln, zumal seine politische Erfahrung eben doch gering ist. Zudem stellt das breite politische Bündnis, mit dem er die Macht erreichte, nach der Wahl eher eine Belastung denn eine Hilfe dar. Die Koalition einte vor allem die Wut auf die Regierungspartei. Diese ist nun weg. Und ein gemeinsames positives, auf die Zukunft gerichtetes Projekt müssen sie erst noch formulieren. Außerdem wird sich Lugo Vereinnahmungsversuchen aus dem Ausland erwehren müssen. Vor allem Venezuelas Linksnationalist Chávez, der sich aus dem Wahlkampf in Paraguay völlig rausgehalten hatte, könnte nun versucht sein, den neuen Präsidenten für sein länderübergreifendes linksnationalistisches Projekt anzuwerben. Lugo hatte bisher vermieden, sich ideologisch festzulegen und in eine politische Ecke drängen zu lassen. Das sollte er auch weiterhin tun.
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