Börsen-Zeitung: Bankenrettung einmal anders, Kommentar von Annette Becker zur Übertragung der Düsseldorfer Hypothekenbank auf den Einlagensicherungsfonds der Privatbanken
Geschrieben am 22-04-2008 |
Frankfurt (ots) - "Die Notwendigkeit bankaufsichtlichen Handelns bestand nicht." Diesen Satz aus der Pressemitteilung des Bankenverbands BdB anlässlich der Rettung der Düsseldorfer Hypothekenbank muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Er soll signalisieren, dass es den Banken erstmals in der derzeit brodelnden Finanzmarktkrise gelungen ist, beherzt zusammenzustehen und ohne Druck von außen für ein Verbandsmitglied in die Bresche zu springen. Ja, es wäre schön, wenn es so etwas noch gäbe. Doch die Realität ist eine andere.
Mindestens zwei Gründe gibt es, warum die Bankenaufsicht BaFin gerade bei der Düsseldorfer Hypothekenbank Gewehr bei Fuß stand und bei der Lösungsfindung - Übertragung der Bank auf den Einlagensicherungsfonds der Privatbanken - gerne behilflich war. Zum einen setzt die BaFin im aktuellen Marktumfeld alles daran, nach der Insolvenz der winzig kleinen Weserbank die Schließung einer weiteren deutschen Bank zu verhindern. Zum anderen - und das dürfte von weitaus größerer Bedeutung sein - ging es darum, potenziellen Schaden vom Pfandbrief, dem Aushängeprodukt deutscher Kapitalmarktprovenienz, abzuwenden. Zumal der Pfandbrief im aktuellen Kapitalmarktumfeld für Banken noch eine vergleichsweise günstige Refinanzierungsvariante darstellt. Das macht sogar eine Bank mit einer Bilanzsumme von knapp 27 Mrd. Euro too big to fail.
Aus diesem Grund verpasste die BaFin allen in die Rettungsaktion Involvierten einen Maulkorb. Selbst die Ratingagentur Fitch ließ sich in die Pflicht nehmen und verzichtete kürzlich auf die Veröffentlichung ihrer Ratingnotiz über die üblichen Verteiler. Zu finden war die Nachricht auf der eigenen Web-Seite - zugänglich nur für registrierte Nutzer.
Für Ratingagenturen, die sich ihrer Unabhängigkeit rühmen und vorgeben, vor allem dem Investor und nicht dem Emittenten, der sie bezahlt, verpflichtet zu sein, ein durchaus bemerkenswerter Vorgang. Doch auch hier reicht der Arm der BaFin, der die Ratingagenturen bekanntlich schon länger ein Dorn im Auge sind, weiter. Wohlverhalten in der Krise lässt sich sicher mit milder Regulierung belohnen.
Zumindest aber bleibt der Steuerzahler - bislang einzigartig in der Krise - bei der Rettung außen vor. Nur: Allzu viele Düsseldorfer Hypothekenbanken wird sich auch der BdB nicht mehr leisten können.
(Börsen-Zeitung, 23.4.2008)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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