Märkische Oderzeitung: Kommentarauszug zum Inzest-Fall aus Österreich:
Geschrieben am 28-04-2008 |
Frankfurt/Oder (ots) - Der Fall des Österreichers Josef F. ist so abgründig, dass man nicht weiß, worüber man zuerst erschrocken sein soll. Über den Vater, der sich jahrelang an seiner Tochter verging und sie sowie die Kinder in einem Verlies einsperrte? Über die Ehefrau, die von den Vorgängen nichts bemerkt haben will? Oder über Nachbarn und Behörden, die die F.'s als "nette Leute" wahrnahmen beziehungsweise die Geschichte glaubten, dass die verschollene Tochter ihre Babys vor dem Haus der Großeltern abgelegt habe. Natürlich erinnert der Fall - auch weil er sich ebenfalls in Österreich zugetragen hat - zuerst an den von Natascha Kampusch, die sich acht Jahre in den Händen eines Entführers befand. Aber man braucht nicht mit dem Finger auf die Alpenrepublik zu weisen, wenn man ähnlich schreckliche Ereignisse sucht. Es war eine Mutter aus Frankfurt (Oder), die ihre neun Babys nach der Geburt tötete. Es war ein unscheinbares Elternpaar aus Schwerin, das die fünfjährige Lea-Sophie verhungern ließ. Offensichtlich gibt es eine Scham- oder Gewissensgrenze, hinter der - ist sie erst einmal überschritten - der Mensch immer weiter in die Tiefe fällt.
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