RNZ: Zynische Junta
Geschrieben am 06-05-2008 |
Heidelberg (ots) - Von Daniel Holl Deutlicher könnte der Zynismus der Militärmachthaber von Birma kaum ausfallen: Zehntausende Menschen sind tot, Hunderttausende sind obdachlos - und außerhalb der schlimmsten Zerstörungsgebiete will die Junta an ihrem Verfassungsreferendum festhalten, als wäre nichts geschehen. Es zu verschieben hieße offen einzugestehen, dass die Militärs eben nicht Herr jeder Lage sind. Daher auch die Weigerung, internationalen Helfern uneingeschränkten Zugang zu erlauben. Doch so wird das Dilemma der Autokraten in Uniform nur noch deutlicher. Hoffnung, dass aus der Katastrophe eine Chance zur Öffnung der Diktatur erwächst, ist indes nur auf lange Sicht berechtigt. Wer kein Dach über dem Kopf hat, schert sich kaum um Wahlrecht und Pressefreiheit. Mit der neuen Verfassung wird das Militär seine Macht erst einmal festigen - und das Vorgehen per Referendum demokratisch verbrämen. Doch die schlechten Erfahrungen der Menschen sammeln sich: Nach dem Tsunami und niedergeschlagenen Protesten wieder eine Naturkatastrophe, die die Unfähigkeit der Regierung offenlegt. Die Welt kann nur bedingungslos Hilfe anbieten, gerade um das bisher staatstragende Feindbild vom bösen Ausland aufzuweichen. Nothilfe an politische Zusagen zu knüpfen, wäre: zynisch.
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