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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Einzelhandel/Discounter

Geschrieben am 07-05-2008

Bielefeld (ots) - Der Pressesprecher von Lidl wendet sich offensiv
an die Medien, um dem öffentlichen Eindruck entgegenzuwirken, der
Discounter habe seine Mitarbeiter bespitzelt.
Die Geschäftsleitung von Kik rechtfertigt sich vor Aktivisten der
»Clean Clothes Campaign«, also der Kampagne für saubere Kleidung. Es
könne sein, dass einige Zulieferer in Bangladesch und auf den
Philippinen gegen fundamentale Arbeitsrechte verstoßen hätten, aber
das sei ohne Wissen oder gar Zustimmung der Zentrale in Deutschland
geschehen und solle künftig - mit Unterstützung der
Nichtregierungsorganisation - unterbunden werden.
Positive Nachrichten aus einer Welt, die sich bisher gegenüber jeder
Anfrage von Journalisten hinter einer massiven Schweigemauer
verschanzt hat. Man muss nicht gleich von Revolution sprechen, aber
sicher ist: Es ist etwas in Bewegung im deutschen Einzelhandel.
Unübersehbar ist auch der Erfolg der noch jungen Bioverbrauchermärkte
sowie Bioflächen in Supermärkten und Warenhäusern. Der niedrige Preis
allein scheint sogar im Land der Schnäppchenjäger und Pfennigfuchser
keinen Erfolg mehr zu garantieren. Wollen die Discounter ihren Umsatz
erhöhen, müssen sie zunehmend im eigenen Revier der Konkurrenz Kunden
abjagen.
In diesem Verdrängungswettbewerb spielt der Markencharakter des
Firmennamens, den sich zumindest Aldi, Lidl, Tchibo, Kik, DM und
Schlecker erarbeitet haben, eine offenbar wichtigere Rolle als der
letzte Zehntelcent Preisvorsprung. Die Szene, die es schick fand, mit
dem Porsche beim Discounter vorzufahren und dort den Schampus
einzukaufen, besteht nun auf Öko. Sie möchte auch nicht mit negativen
Nachrichten über ihre Einkaufsstätte in Verbindung gebracht werden -
eine Entwicklung, die sich übrigens in Deutschland zuerst die
Milchbauern zunutze gemacht haben, indem sie ihre kostenlose
»Protestmilch« ausschließlich vor Billigketten verteilt haben.
Inzwischen kann man bei einigen Discountern sogar schon Bioware
kaufen.
»Ich kann von gar nichts ausgehen. Das kann kein Mensch einschätzen.«
Merkwürdig zahm reagierte Alfons Frenk, der am 1. Mai in den
Ruhestand gegangene frühere Chef des größten deutschen
Lebensmitteleinzelhändlers Edeka, auf die Frage, wie er die Chancen
auf die Zustimmung des Kartellamts zu einem Zusammengehen des
Edeka-Discounters Netto mit der zu Tengelmann gehörenden Plus-Kette
einschätze. Die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde wird etwa Mitte
Mai erwartet. Frenk tat gut daran, sich zahm zu geben, denn die
Chancen auf die Genehmigung stehen eher schlecht.
Der allgemeine Trend, sich durch Zusammenschlüsse für den
Konkurrenzkampf zu stärken, wird sich dadurch aber nicht aufhalten
lassen. Für den Fall jedoch, dass das Aufgebot für die Hochzeit mit
Netto abgesagt werden muss, liegt Tengelmanns Plus schon ein neuer
Heiratsantrag von der zum Rewe-Konzern gehörenden Penny-Kette vor.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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