WAZ: Was neu ist an der Steuerdebatte - Die Mitte hat wieder eine Stimme. Leitartikel von Ulrich Reitz
Geschrieben am 12-05-2008 |
Essen (ots) - Was ist eigentlich neu an der neuerlichen Steuer-Debatte? Steuersenkungen wurden schon immer gefordert. Und selbstredend waren die Wirtschaftsverbände dabei immer vorneweg. Um die Wirtschaft im Globalisierungskampf zu entlasten, hieß es. Oder neue Jobs zu schaffen. Oder, von links: Um den Geringverdienern mehr Netto vom Brutto zu verschaffen.
Neu ist, dass nun von alldem nicht mehr die Rede ist. Dafür darf sich jene Schicht über ihre Wiederentdeckung freuen, die, salopp gesagt, den Laden schon immer am Laufen hielt: Deutschlands Mitte. Über Jahrzehnte gab es die Mitte aus Politikersicht vor allen Dingen in Sonntagsreden, praktische Politik, besonders bei Steuern und Abgaben, wurde gegen die Mitte gemacht. Und allen wohlfeilen Bekundungen zum Trotz hatten Familien darunter am meisten zu leiden.
Der Wind hat sich gedreht. Von der Mittelschicht ist plötzlich voller Sorge die Rede als "bedrohte Mitte". Die Mitte, das sind nun auf einmal wieder die "Leistungsträger". Allzu lange ist es nicht her, da durften Mitte-Vertreter noch als "Besserverdiener" verunglimpft werden. Es wurden ausgerechnet jene beschimpft, die dem Staat die meisten Steuern zahlen. Das sind gerade nicht die oft zitierten Millionäre. Es ist der ledige Normalverdiener, der heute 52 Prozent an Zinsen und Abgaben zahlt. Es sind die Zahler des Spitzensteuersatzes, den heute schon zahlt, wer nur wenig mehr als doppelt so viel verdient, wie der deutsche Durchschnitt. Wenn sich aber die Zahl jener in den vergangenen zehn Jahren (auf 800 000) verdoppelt hat, die mit dem Spitzensatz belegt werden, dann kann man diese immer breiter werdende Mitte schlecht immer weiter diffamieren. Zu offensichtlich ist, wie sehr der Steuerstaat auf diese Menschen angewiesen ist: gut verdienende Facharbeiter, Selbstständige und Angestellte.
Das erklärt, weshalb die CSU mit ihren konkreten Forderungen nach Entlastungen für die Mitte einen Nerv getroffen hat. Nur darum ist SPD-Chef Beck nun auf den fahrenden Zug gesprungen, obwohl er damit den eigenen Finanzminister ebenso düpierte wie seine SPD-Fraktion. Auch fehlt ihm ein überzeugendes Konzept. Sollte Beck dabei bleiben, Sozialbeiträge zu senken und dies mit höheren Steuern finanzieren zu wollen, würde er wieder jener Mitte schaden, der er doch helfen will. Jedenfalls legt sich auch die Kanzlerin inzwischen in die Kurve.
Das alles ist erfreulich, weil es die öffentliche Wahrnehmung verschiebt. Die Mitte bekommt wieder eine Lobby.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
136268
weitere Artikel:
- WAZ: Brüssel und der Klimaschutz - Öko-Demokratie. Kommentar von Jürgen Polzin Essen (ots) - Günter Verheugen hat vor einer Öko-Diktatur gewarnt. Ihm graue es vor einem Staat, der die Bürger in Sachen Klimaschutz bevormunde, ihnen vorschreibe, welches Auto sie fahren und wie sie ihre Häuser dämmen sollen, sagt der EU-Industriekommissar. Er sei gegen Verbote, der Bürger solle selbst entscheiden. Verheugen ist kein Liberaler, sondern Sozialdemokrat. Gegen Verheugens Vision einer selbstbe-stimmten, besseren Welt ist nichts einzuwenden. Nur: Der Streit um Klimaschutz-Auflagen für Autobauer, in dem sich Verheugen für mehr...
- LVZ: Meisterleistung Leipzig (ots) - Von Norbert Mappes-Niediek Die Serben hatten zu entscheiden, ob sie ohne Wenn und Aber in die EU wollen oder nicht. Es gab eine klare Antwort: Sie wollen. An möglichen Wenns und Abers hätte es dabei nicht gemangelt. Da lag zunächst Kosovo im Wege, über dessen Status die Union und Serbien unversöhnlich streiten. Kaum weniger hinderlich war der Blick zurück auf die Neunzigerjahre: Müssen wir uns schämen oder dürfen wir stolz sein? Unsere Offiziere und Freischärlerführer, sind sie Helden oder Kriegsverbrecher? Wen machen wir mehr...
- WAZ: Grüne halten sich Gegenkandidatur zu Köhler offen - Trittin: Diskussion nach Bayern-Wahl Essen (ots) - Mit Hinweis auf die bayerische Landtagswahl im September halten sich die Grünen offen, einen möglichen Gegenkandidaten zu Bundespräsident Horst Köhler ins Rennen zu schicken. "Eine Diskussion über eine Alternative zu Bundespräsident Köhler macht erst Sinn, wenn die Bayern gewählt haben", sagte der designierte Grünen-Spitzenkandidat für die nächste Bundestagswahl, Jürgen Trittin, der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Montagausgabe). Trittin verwies auf die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung. mehr...
- Rheinische Post: Deutscher Olympischer Sportbund: Erdbeben in China keine Gefahr für die Spiele in Peking Düsseldorf (ots) - Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, Michael Vesper, sieht die Olympischen Spiele in Peking trotz des verheerenden Erdbebens in der chinesischen Provinz Sichuan nicht gefährdet. "Mit großer Betroffenheit höre ich von der Erdbebenkatastrophe in China. Mein Mitgefühl gilt den Opfern. Ich sehe derzeit aber keine Gefahr für die Olympischen Spiele in Peking", sagte Vesper der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (Dienstagausgabe). Originaltext: Rheinische Post Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621 mehr...
- Rheinische Post: Handwerks-Generalsekretär Schleyer fordert mehr Anstrengungen zur Integration von Problem-Jugendlichen Düsseldorf (ots) - Der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hanns-Eberhard Schleyer, hat verstärkte Anstrengungen von Bund und Ländern zu besserer Bildung und Integration gefordert. "Nur mit Finanzpolitik ist die schleichende Erosion von Mittelstand und Mittelschicht nicht aufzuhalten", sagte Schleyer der "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). "Der Schlüssel liegt in der Bildungs- und Innovationspolitik. Es kann uns doch nicht kalt lassen, wenn zehn Prozent eines Jahrgangs ohne Abschluss die Schule verlassen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|