3. Armuts- und Reichtumsbericht: Kinder brauchen eine materielle Grundsicherung
Geschrieben am 19-05-2008 |
Berlin (ots) - Anlässlich der heutigen Vorstellung des 3. Armuts- und Reichtumsberichts durch die Bundesregierung erklärt Christiane Reckmann, Vorsitzende des Zukunftsforum Familie e.V.:
Die Armutsrisikoquote hat sich in Deutschland auf hohem Niveau verfestigt: Gut 13 Prozent aller Menschen in Deutschland sind von Armut bedroht. Gleichzeitig hat sich die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter geöffnet: Während die Einkommen des reichen Bevölkerungsteils weiter gewachsen sind, sinken bzw. stagnieren sie im unteren und mittleren Bereich. Von einem besonders hohen Armutsrisiko sind Langzeitarbeitslose und Alleinerziehende betroffen - und dies trifft insbesondere auch deren Kinder.
Wir fordern die Einführung einer armutsfesten materiellen Existenzsicherung für alle Kinder in Deutschland, um Kindern ein chancengerechteres Aufwachsen zu ermöglichen. Denn Armut ist zunächst vor allem ein Mangel an Einkommen und Ressourcen. Aus diesem Ressourcenmangel resultieren dann in weiterer Folge Bildungs- und Teilhabearmut. Ein erster Schritt in diese Richtung ist eine substantielle Erhöhung des Kindergeldes auf gut 200 EUR. Damit wird die Lücke zwischen der Kindergeldzahlung und der höchsten steuerlichen Entlastung von Gutverdienenden aufgrund der Kinderfreibeträge geschlossen.
Eine solche Grundsicherung für Kinder, wie wir sie vorschlagen, soll unter anderem durch die Abschaffung des Ehegattensplittings finanziert werden. Die Einkommen von Ehepartnern sollen künftig individuell besteuert werden, so wie es für Menschen in allen anderen Lebensformen gilt. Die bestehende Unterhaltspflicht in Ehen wird über einen übertragbaren Grundfreibetrag berücksichtigt. Durch eine solche Reform der Ehebesteuerung werden Mittel in Höhe von ca. 16 Mrd. EUR frei. Dieses Geld soll gezielt dafür eingesetzt werden, die Lebenssituation vor allem von armen Kindern und Familien in Deutschland zu verbessern.
Es bedarf eines umfassenden Konzepts zur Verhinderung von Armut. Dazu gehören neben der materiellen Sicherung der Ausbau einer qualifizierten öffentlichen Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur ebenso wie die Einführung von Mindestlöhnen und die armutsfeste Ausgestaltung der sozialen Grundsicherungssysteme auch für Erwachsene. Denn: Arme Kinder leben in armen Familien. Diese müssen als Ganzes in den Blick genommen werden.
Das ZFF wurde 2002 auf Initiative der Arbeiterwohlfahrt gegründet. Neben Gliederungen der AWO sind dort unter anderem die Bundesvereinigung der Mütterzentren, der Progressive Eltern- und Erzieherverband (PEVNW) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Elterninitiativkindergärten organisiert.
Originaltext: Zukunftsforum Familie e.V. Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/60410 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_60410.rss2
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