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Coface: B2B Kreditkrise hat begonnen / Zahlungsverzögerungen nehmen stark zu - Sieben Branchen herabgestuft

Geschrieben am 29-05-2008

Mainz (ots) - Coface stellt eine deutliche Verschlechterung des
Zahlungsverhaltens der Unternehmen weltweit fest. Verglichen mit
demselben Zeitraum in 2007, stiegen die Zahlungsverzögerungen der
Unternehmen in der ersten vier Monaten des Jahres 2008 um 45 Prozent
an. "Das ist ein klares Zeichen für den Beginn einer Kreditkrise",
heißt es in einer Pressemitteilung des internationalen
Finanzdienstleisters.

Coface schätzt die derzeitigen Entwicklungen zwar weniger
schwerwiegend ein als die Krise 2001/2002. Diese war durch eine
mittlere Zunahme der Zahlungsverzögerungen um 30 Prozent
gekennzeichnet. Begründet wird dies damit, dass der Indikator, der
auf Angaben von Versicherungsnehmern aus 65 Ländern basiert,
traditionell zu Beginn einer Krise überproportional ansteigt. Dennoch
seien die Anzeichen alarmierend. Die Unternehmen müssten sich in
ihrer Risikobetrachtung darauf einstellen.

Die Finanzkrise wirkt sich über zwei Kanäle auf die aktuelle
Konjunktur aus: zum einen durch den amerikanischen Nachfragerückgang,
der hauptsächlich nordamerikanische und US-orientierte Länder und
Branchen betrifft. Zum anderen beeinflusst der erschwerte Zugang zu
Bankkrediten die Konjunktur. Zu diesen Faktoren kommen die
Preissteigerungen für Rohstoffe und Energie, die Aufwertung von
Währungen außerhalb des Dollar-Währungsblocks und der scharfe
Wettbewerb hinzu. "Die fünfte Kreditkrise seit der ersten Ölkrise hat
begonnen und die Zahlungsmoral der Unternehmen hat sich seit Beginn
2008 sichtlich verschlechtert. Wenn bislang auch nur marginal, so ist
Deutschland von diesen Entwicklungen dennoch betroffen", sagt Benoît
Claire, Vorstandsvorsitzender von Coface Deutschland. "Unsere
Risikoüberwachung wurde verstärkt, um unsere Kunden weiterhin bei
ihren Bemühungen, die Folgen der Krise abzudämpfen, zu unterstützen",
unterstreicht Vorstandsmitglied Norbert Langenbach. Mit dem
deutlichen Anstieg des Zahlungsrisiko-Indexes bestätigt sich die
Einschätzung der Coface, die zu Beginn des Jahres eine erhöhte
Risikolage prognostiziert und einige Länder abgestuft oder auf die
negative Watchlist gesetzt hatte. "Nun erleben wir, dass die Probleme
auf die Branchen durchschlagen", sagt Norbert Langenbach. Dies
geschehe indes nicht gleichförmig und flächendeckend. "Bei bestimmten
Branchen kommen immer auch weitere Faktoren hinzu, die nicht direkt
mit der Finanzmarktkrise zu tun haben müssen."

Sieben Branchen abgestuft

Die Ratings für die Branchen Elektronik, Papierindustrie, Handel,
Automobilindustrie, Bau und öffentliche Arbeiten, Luftverkehr und
Textilindustrie wurden herabgesetzt. Einige davon auf dem weltweiten
Level, andere lediglich in den Vereinigten Staaten und in einigen
westeuropäischen Ländern.

Bau und öffentliche Arbeiten

Für die Baubranche wird das Rating in Nordamerika von B- auf C+
gesenkt. Dies ist in erster Linie eine Folge der Subprime-Krise in
den USA. Aufgrund des Ausfalls von Milliardenkrediten mit niedriger
Bonität gerieten Hypothekenfinanzierer und Banken auf der ganzen Welt
in finanzielle Engpässe. Die Folge: Das Überangebot von Immobilien
führt sowohl zu einer Preiserosion am Immobilienmarkt als auch zu
leeren Auftragsbüchern bei Bauunternehmen. Ähnliches droht auch in
Spanien. Wegen enormer Preissteigerungen von spanischen Immobilien
kann eine zunehmende Zahl von Investoren ihre Hypotheken nicht mehr
bezahlen. Wenn die Blase platzt, kommt es zu gleichen Entwicklungen
wie auf dem US-amerikanischen Markt. Coface senkte daher das Rating
der Baubranche in Westeuropa von B auf B-.

Handel

Der nordamerikanische Handel wird von A- zu B+ abgewertet.
Aufgrund der seit 2004 anhaltenden Leitzinserhöhung kam es zu einer
Kreditverknappung. Investitionen blieben somit aus. Inwiefern die
jüngsten Leitzinssenkungen von 5,25 Prozent auf nunmehr 3,5 Prozent
das Problem beheben, bleibt abzuwarten. Zudem wirken sich die
anhaltenden Preissteigerungen für Energie und Rohstoffe sowie die
abnehmende Binnennachfrage negativ auf die Branche aus.

Textilindustrie

Eine Ratingsenkung von C auf C- erfährt die nordamerikanische
Bekleidungsindustrie. Das ist in erster Linie auf asiatische
Wettbewerber zurückzuführen. Dank des geringen Lohnniveaus sind diese
in der Lage, trotz steigender Kosten für Energie und Rohstoffe, die
Preise auf dem Textilmarkt zu drücken.

Elektronik

Der scharfe Wettbewerb ist auch auf dem Markt für
Elektrokomponenten gegeben. So erfährt auch diese Branche in
Nordamerika eine Abwertung von A auf A-. Aber auch in den
asiatischen Schwellenländern senkt Coface das Rating von A zu A-.
Dies ist hauptsächlich den zunehmenden technologischen
Neuentwicklungen geschuldet. Lebenszyklen von Produkten verkürzen
sich, die Forschungs- und Entwicklungskosten nehmen zu und letztlich
sinken die Gewinnmargen.

Automobilindustrie

Die US-Automobilindustrie leidet vor allem unter den zunehmend
sinkenden Wechselkursen, insbesondere zum Euro. Folglich kommt es zu
einer Verteuerung von global akquirierten Zuliefererteilen. Eine
Abnahme der Profite ist somit unvermeidlich. Ebenso senkt eine
geringe Inlandsnachfrage die Absatzzahlen US-amerikanischer
Produzenten. Daher erfolgt in dieser Branche eine Abwertung von C auf
C-.

Luftverkehr

Die Preissteigerungen für Kerosin wirken sich negativ auf den
nordamerikanischen Luftverkehr aus. Auch hier führen die zu-nehmenden
Kosten zu einer Verminderung der Profite. Zudem kommt es zum Konkurs
vieler kleiner Airlines. Coface ändert daher das Rating von C+ auf C.

Papierindustrie

Das Rating für diesen Sektor wird im westeuropäischen Raum von B+
auf B herabgesetzt. Verantwortlich hierfür sind die hohen
Aufwendungen für Energie und Rohstoffe, die zu einer
kostenintensiveren Produktion führen. Darüber hinaus kämpfen
Exporteure, aufgrund des starken Euro-Kurses gegenüber dem Dollar,
mit Absatzschwierigkeiten im Ausland.

Insgesamt können nur wenige Branchen diesen Entwicklungen
entkommen. Aber einige, beispielsweise Eisen und Stahl, Chemie,
Maschinenbau, Pharmazie sowie die IT- und Kommunikationsindustrie,
vermögen es derzeit, die Einwirkung derartiger Schocks zu reduzieren.
Dies geschieht dank einer guten Ausrichtung ihrer Märkte und der
zunehmenden internationalen Geschäftsausweitung, insbesondere in
Schwellenländern, deren wirtschaftliche Gegebenheiten den benannten
Einflussfaktoren noch weitgehend wiederstehen.

Basis für die Bewertung der Branchen ist das @rating-System der
Coface. Es misst das Zahlungsverzugsrisiko von Unternehmen in
verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Somit lassen sich die möglichen
Auswirkungen auf das kurzfristige Zahlungsverhalten abschätzen. Für
die Ratings nutzt Coface drei Bewertungskriterien. Zum ersten werden
Geschäftstrends in der Branche herangezogen. Sie reflektieren, wie
Markterwartungen, Preisniveaus und Produktionskosten die Solvenz
eines Unternehmens beeinflussen können. Die durchschnittliche
finanzielle Situation von Unternehmen in einer Branche erlaubt
abzuschätzen, wie wirtschaftliche Abschwünge verkraftet werden
können. Letztlich lässt sich das konkrete Zahlungsverhalten bei
kurzfristigen Transaktionen aus den Coface Datenbanken entnehmen.
Coface kategorisiert das Branchenrating in zehn Bereiche. Sie
erstrecken sich von A+ für das niedrigste Risiko bis zu D für das
höchste.

Originaltext: Coface Deutschland
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51597.rss2

Pressekontakt:
Coface Deutschland AG
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Erich Hieronimus oder Stephanie Gothe
Isaac-Fulda-Allee 1
55124 Mainz
Telefon: 06131/323-541 oder - 542
Telefax: 06131/323-70-541
Mail:erich.hieronimus@coface.de oder stephanie.gothe@coface.de
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