WAZ: Die Telekom und die Parteien - Ein Putsch gegen die Gesellschaft. Leitartikel von Lutz Heuken
Geschrieben am 01-06-2008 |
Essen (ots) - Ein Skandal erschüttert die Republik. Die Spitzel-Affäre bei der Telekom hat die Konzerngrenzen längst gesprengt. Ganz offensichtlich hat sich eine kleine Clique von Managern mit unglaublicher Arroganz über das Gesetz gestellt. Was da stattgefunden hat, ist nichts weniger als ein Putsch gegen die Gesellschaft. Ein Anschlag auf den Staat, der in einem demokratischen Prozess Gesetze erlassen hat, ein Putsch gegen den Anstand und die Moral.
Die Strafen, die den mutmaßlichen Tätern bei der Telekom drohen, sind geradezu lächerlich. Den Managern mit ihren Millionen-Gagen drohen allenfalls Geldstrafen, die sie mit einem Lächeln aus der Portokasse zahlen können. Als Hartz-IV-Empfänger wird keiner dieser Herren enden.
Der Telekom-Eklat ist zurzeit nur der gröbste Verstoß der so genannten Eliten gegen die Regeln des Zusammenlebens: Handelsketten wie Lidl überwachen Mitarbeiter mit Stasi-Methoden. Frage: Welche Manager mussten gehen? Milliardäre schaffen am Fiskus vorbei ihr Geld ins Ausland. Frage: Wer von diesen Steuerhinterziehern sitzt eigentlich im Gefängnis? Die Energiekonzerne häufen Milliarden-Gewinne an und diktieren Preise, unter denen die Menschen ächzen. Frage: Kann nichts und niemand diese Monopolgewinne verhindern?
Parallel zur wachsenden Macht der global agierenden Konzerne ist in den vergangenen Jahren die Propagandawelle derjenigen angeschwollen, die laut nach mehr Freiheit vom Staat rufen, die den Markt als letzte Instanz des menschlichen Zusammenlebens propagieren. Doch der Ruf nach "Freiheit", der aus dieser Ecke kommt, dient vor allem einem: dem Abbau aller Kontrollen für die Mächtigen.
Die Skandale und die unbeherrschte Gier von Teilen der "Elite" verlangen geradezu danach, das Systems endlich zu zügeln. Sie verlangen nach mehr Staat. Denn die Gemeinschaft hat das gute Recht, Regeln aufzustellen, innerhalb derer die Marktmechanismen wirken können. Und sie hat das Recht, diejenigen hart zu strafen, die kriminell gegen diese Regeln verstoßen.
Die Parteitreffen an diesem Wochenende beweisen allerdings ein weiteres Mal, wie weit die Politik von solchen Problemen entfernt ist: Die FDP bedient mit dem Ruf nach weniger Staat mal wieder nur ihre eigene kleine Klientel, die SPD badet derzeit in ihrer Unfähigkeit. Den Kampf gegen die Putschisten, den Kampf für das demokratisch kontrollierte Gemeinwesen - haben die Parteien ihn schon aufgegeben?
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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