(Registrieren)

Oxfam-Bericht: Arbeitsrechte in der Sportbekleidungsindustrie im Abseits!

Geschrieben am 24-05-2006

Berlin / Jakarta (ots) - Während die Sportbekleidungsgiganten sich
auf die Präsentation ihrer Produkte bei der Fußball-Weltmeisterschaft
vorbereiten, spielen sich hinter den Kulissen andere Szenen ab, so
ein heute veröffentlichter Bericht von Oxfam International: Viele
Arbeiterinnen und Arbeiter in der Sportbekleidungsindustrie müssen
mit Einschüchterungen, Gewalt und Entlassung rechnen, wenn sie
versuchen, gewerkschaftlich tätig zu werden.

Für den in Jakarta/Indonesien vorgestellten Bericht "Abseits!
Arbeitnehmerrechte und die Herstellung von Sportbekleidung in Asien"
hat Oxfam über ein Jahr lang zwölf große Markenfirmen* untersucht.
Laut Oxfam unternimmt keine dieser Firmen genug, um in ihren
Lieferketten die grundlegenden Rechte auf Vereinigungsfreiheit und
Kollektivverhandlungen durchzusetzen.

"2004 forderte die Play Fair Alliance - bestehend aus Oxfam, der
Kampagne für Saubere Kleidung sowie Gewerkschaften - die Industrie
auf, die Arbeitsbedingungen in ihren Lieferketten zu verbessern.
Bedauerlicherweise hat sich bisher wenig geändert. Das Recht der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Gewerkschaften zu gründen, ist
entscheidend, um in den Fabrikhallen notwendige Verbesserungen
durchzusetzen. Dennoch sind viele Markeninhaber nicht willens, diesen
Ball zu spielen", so Kelly Dent, Sprecherin von Oxfam International
und Co-Autorin des Berichts.

Gemäß dem Bericht schneidet FILA** in Sachen Arbeitsrechte am
schlechtesten ab. Das Unternehmen hat es unterlassen, gegen bekannt
gewordene schwere Fälle von Belästigung und Diskriminierung des
Personals innerhalb seiner Lieferkette vorzugehen. In einem Fall hat
ein FILA-Zulieferer in Indonesien, bei dem erschreckend viele
Missbrauchshandlungen gegen Beschäftigte auftraten, die Fabrik
plötzlich geschlossen. Ein Jahr später hat immer noch keiner der
ehemals 3500 Beschäftigten Lohnnachzahlungen oder Abfindungen
erhalten. FILA weigert sich, seine Rolle bei der Schließung des
Betriebs offen zu legen und Verantwortung für die Arbeiter/innen zu
übernehmen.

Laut Oxfam hat sich dagegen Reebok bisher am meisten für die
Durchsetzung der Arbeitnehmerrechte in der asiatischen
Sportbekleidungsindustrie engagiert. Marken wie Nike, adidas, Puma
und Asics haben ebenfalls Verbesserungen vorgenommen.

Insgesamt betrachtet bleibt das Verhalten der Industrie jedoch
inkonsequent und widersprüchlich. So ist der Anteil der Sportschuhe,
die Nike in Ländern produzieren lässt, in denen das Recht der
Beschäftigten auf Vereinigungsfreiheit gesetzlich garantiert ist,
seit 1998 von 52% auf 38% gesunken. Auch die Mehrzahl von Pumas
Sportschuhen wird in Ländern hergestellt, in denen
Gewerkschaftsrechte nicht gesetzlich verankert sind.

Ein adidas-Zulieferer in Indonesien *** hat kürzlich dreißig
Beschäftigten gekündigt. Diese hatten an einem legalen Streik
teilgenommen, bei dem mehr Lohn gefordert wurde, um die dramatisch
angestiegenen Lebenshaltungskosten decken zu können. adidas hat sich
bisher geweigert, ihnen zu helfen, wieder eingestellt zu werden.

"Die Entlassung dieser Arbeiterinnen und Arbeiter sendet ein
äußerst beunruhigendes Signal an Zulieferer aus, nämlich dass
Diskriminierung von Gewerkschaftsmitgliedern akzeptabel ist. In der
Vergangenheit hat sich adidas innerhalb der Sportbekleidungsindustrie
mehr für die Wahrung von Arbeitsrechten eingesetzt als andere
Konzerne - das Unternehmen sollte damit fortfahren, indem es
gewährleistet, dass die betroffenen Mitarbeiter wieder eingestellt
werden", so Oxfam-Sprecherin Dent. "Die Sportbekleidungsindustrie
schafft wertvolle Arbeitsplätze in Asien. Doch Verbraucher und
Beschäftigte gleichermaßen haben das Recht zu erwarten, dass globale
Marken die Menschen, die ihre Waren herstellen, nicht ausbeuten."


* Die Untersuchung umfasste folgende Unternehmen: adidas, Asics,
Basicnet (Kappa), Lotto, Mizuno, New Balance, Nike, Pentland
(Speedo, Lacoste), Puma, Reebok, Sport Brands International
(FILA), Umbro.

** FILA - ein Hauptsponsor im Tennissport - ist ein italienisches
Unternehmen, das 2003 von der US-Firma Sport Brands
International aufgekauft wurde.

*** Hintergrund: Die Fabrik Panarub nahe Jakarta stellt die
adidas Predator Pulse Sportschuhe her, die von
Weltklassespielern wie Englands David Beckham und Frank
Lampard, Frankreichs Zinedine Zidane und Patrick Viera,
Spaniens Raul sowie Brasiliens Spieler Kaka beworben werden.
Das Gleiche gilt für das Modell +F50.6 Tunit - Fußballschuhe,
die von Hollands Arjen Robben, Deutschlands Kevin Kuranyi und
Brasiliens Ze Roberto auf dem Weg zur FIFA Weltmeisterschaft
getragen werden.


Arbeiterinnen und Arbeiter in der Panarub-Fabrik erhalten ca. 60
US-Cents pro Stunde. Der wöchentliche Durchschnittsverdienst liegt
bei ca. 25 US$. Eine vor ein paar Jahren durchgeführte Untersuchung
der Lebenshaltungskosten ergab, dass diese für eine Person (ohne
Unterstützung für Kinder oder Familienangehörige) bei 32 US$ pro
Woche liegen.

Die Sportbekleidungsgiganten zahlen Millionen Dollar für Werbung
und Marketing für die Fußball-Weltmeisterschaft. Nike zahlt der
brasilianischen Fußballmannschaft 16 Mio. US$ pro Jahr und adidas
überweist dem französischen Spieler Zinedine Zidane pro Jahr 1,8 Mio.
US$. Erst kürzlich unterschrieb Michael Ballack seinen
8-Jahres-Vertrag mit adidas, wonach er jedes Jahr 1,5 Mio Euro
erhalten soll. Mit dem englischen Fußballer David Beckham hat adidas
einen Vertrag auf Lebenszeit über 161 Millionen US$ abgeschlossen.
Laut adidas-Vorstandschef Herbert Hainer werden für den Bau einer
adidas-"Mini-Fußballarena", aus der die WM-Spiele vor dem
Reichstagsgebäude in Berlin gesendet werden, nahezu 10 Millionen Euro
ausgegeben.


Originaltext: Oxfam Deutschland e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=51594
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_51594.rss2

Für weitere Informationen oder Interviews mit den Autoren der Studie:

Jörn Kalinski, Oxfam Deutschland: +49 (3)0 42850623

Die vollständige englischsprachige Studie ist unter
http://www.oxfam.de/download/Offside.pdf,
die deutschsprachige Zusammenfassung unter
http://www.oxfam.de/download/Abseits.pdf herunterzuladen.


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

14062

weitere Artikel:
  • 50 Prozent Umsatzsteigerung bei Fernseherverkäufen / Fußball-WM löst TV-Geräte-Boom aus Hannover (ots) - Im ersten Quartal 2006 hat der Handel beim Verkauf von Fernsehern gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein 50-prozentiges Umsatzplus erzielt. Das berichtet das Technologiemagazin Technology Review in der aktuellen Juni-Ausgabe unter Berufung auf die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik. Große Sportereignisse kurbeln regelmäßig den Absatz von Fernsehern an. Doch dieses Jahr kommt zur Fußball-WM ein weiterer Faktor hinzu, der das Umsatzplus weit höher ausfallen lässt als gewöhnlich: "Bedeutsam ist mehr...

  • Bundesverkehrsminister Tiefensee als prominenter Fahrschüler beim Spritspartraining in Berlin / Volkswagen und Naturschutzbund werben für sparsame und umweltschonende Fahrweise Wolfsburg/Berlin (ots) - Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee hat sich am Mittwoch in Berlin bei einem Spritspartraining von Volkswagen und NABU überzeugt, dass die richtige Fahrweise den Treibstoffverbrauch drastisch senken kann. Zusammen mit Dr. Michael Kern, Vorstand für Vertrieb und Marketing der Marke Volkswagen, und Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbund Deutschland (NABU), absolvierte Tiefensee einen Rundkurs mitten durch Berlin. Ziel war es, mit möglichst geringem Spritverbrauch durch den Stadtverkehr zu kommen. Kern mehr...

  • Die Bosse am Ball: Wer hat die Macht auf und neben dem Platz? GQ wählt die wichtigsten Männer der Fußball-WM in Deutschland - und eine Frau München (ots) - München, 24.05.2006. Die Männerzeitschrift GQ Gentlemen´s Quarterly ließ von einer 20-köpfigen Jury die 50 einflussreichsten Personen der Fußball-WM 2006 wählen. In der Jury findet sich der Fußballverstand branchenbekannter Experten wie Lothar Matthäus oder Andreas Brehme. Dazu kommen Kenner aus anderen Bereichen: Ex-Finanzminister Theo Waigel stimmte ebenso mit ab wie Zehnkämpfer Frank Busemann oder Boris Becker. Das Ergebnis überrascht, wenn auch nicht ganz: Die Nummer 1 ist unangefochten der Doyen des Fußballs, Franz mehr...

  • Aufbruch in eine neue Medizin-Ära / 2. Ausgabe des Magazins für Hochleistungsmedizin "Leading Medical Resorts - Prinzip Premium. Führende Medizinzentren im Porträt" erschienen Köln (ots) - Auf 32 Seiten stellt der Kölner Echo Verlag in seiner zweiten Ausgabe "Leading Medical Resorts" insgesamt 13 Kliniken und medizinische Einrichtungen vor, die alle eines gemeinsam haben: Sie bieten Leistungen von besonderer Qualität. Nach dem Prinzip Premium sind sie führend, einzigartig oder pionierhaft in ihrem Bereich. Wie bei der ersten Ausgabe, halfen Marktexperten und erfahrene Autoren bei der Auswahl. Neben der geforderten Exzellenz an Mediziner und Einrichtung waren Aspekte der Patientenzufriedenheit und Patientenbetreuung mehr...

  • Sonne genießen, aber richtig! Hau(p)tsache sicher durch den Sommer - jetzt in der Juni-Ausgabe der Gesundheitszeitschrift HEALTHY LIVING Hamburg (ots) - Die Deutschen cremen sich meist viel zu dünn ein und erreichen den wichtigen, auf der Sonnenmilchflasche angegebenen Lichtschutzfaktor (LSF) nicht annähernd. Das haben medizinische Tests ergeben, wie die Gesundheitszeitschrift HEALTHY LIVING in ihrer aktuellen Ausgabe (EVT. 24. Mai) berichtet. Beim Sonnenschutz gilt: nicht kleckern, sondern klotzen! Wer einen LSF 10 wünscht, sollte stets LSF 20 kaufen, um sich vor den gefährlichen UV-Strahlen zu schützen. Und wer ein sonniges Büro hat, sollte möglichst konsequent eine mehr...

Mehr zu dem Thema Sonstiges

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht