Börsen-Zeitung: Lähmende Angst, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
Geschrieben am 03-06-2008 |
Frankfurt (ots) - Was hält die Europäische Zentralbank (EZB) noch davon ab, den Leitzins zu erhöhen? Zumindest die Daten sprechen klar für einen solchen Schritt. Die Inflation in der Eurozone ist auf dem höchsten Niveau seit der Einführung des Euro. Wenn morgen die neue EZB-Prognose vorgestellt wird, dürfte überdies klar werden, dass es noch eine ganze Weile dauert, bis die Teuerung wieder unter die Stabilitätsmarke von knapp unter 2% sinken wird. Zugleich wird das starke Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal eine leicht höhere Prognose für das laufende Jahr erzwingen.
Aber auch die Bedingungen, die die Währungshüter sich selbst rhetorisch für eine Zinserhöhung gestellt haben, sind inzwischen weitgehend erfüllt: Die Inflationserwartungen sind gestiegen. Die laufenden Lohnverhandlungen sind zudem geprägt von dem Argument der drastisch gestiegenen Preise, wofür die Gewerkschaften einen Ausgleich fordern. Die Zweitrundeneffekte sind längst keine abstrakte Bedrohung mehr.
Warum also legen die Währungshüter die Hände in den Schoß? Denn dass auf der morgigen Sitzung des geldpolitischen Gremiums der Schlüsselzins für den Euroraum unverändert bei 4% belassen wird, haben die Ratsmitglieder zuletzt deutlich signalisiert.
Einer der Gründe dürfte die Angst vor einem Politikfehler sein, welcher den Entscheidern in der Zukunft vorgehalten würde. Denn dass die Konjunktur in der Eurozone nicht bereits deutlich abgekühlt ist, wiederspricht jeder ökonomischen Logik. Krise an den Finanzmärkten, drohende Rezession in den USA, rekordstarker Euro - das Wachstum im Euroraum wird einbrechen. Die erwartete Wachstumsdelle hat dabei das Potenzial, die Inflation erheblich zu drosseln. Allerdings lässt dieser Effekt erstaunlich lange auf sich warten.
Wie würde die EZB dastehen, wenn sie nun die Zinsen erhöht, um dann vielleicht in einem halben Jahr einen Zinssenkungszyklus zu starten? Sprunghaftigkeit und Wankelmut wären das Mindeste, was man ihr vorwerfen würde. Ihr Image würde Kratzer bekommen. Und kaum etwas ist für eine Zentralbank wichtiger als ihr Ruf. Diese Angst der Notenbanker vor dem Vorwurf des Politikfehlers lähmt. Und so dürfte der Leitzins im Euroraum nicht nur morgen, sondern wohl bis zum Ende des Jahres nicht mehr verändert werden.
(Börsen-Zeitung, 4.6.2008)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
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