Westdeutsche Zeitung: Der UN-Welternährungsgipfel in Rom muss einen Neuanfang wagen = Von Christoph Lumme
Geschrieben am 03-06-2008 |
Düsseldorf (ots) - Flüchtlingsströme, Barrikaden und Revolten: Die Hungerkrise wächst sich zu einer globalen Katastrophe aus. Allzu lange haben sich die Industrieländer der Illusion hingegeben, Hungersnöte brächen am anderen Ende der Welt wie Naturkatastrophen über die Menschen herein. Und allzu lange hatte man in blinder Fortschrittsgläubigkeit darauf vertraut, Gentechnik und moderne Anbaumethoden würden die wachsende Weltbevölkerung künftig schon satt machen. Tatsächlich aber ätzte sich der Hunger immer tiefer in die Wirklichkeit des globalen Dorfs, was nichts mit Schicksal, viel aber mit verfehlter Politik, grenzenloser Machtgier, nationalem Egoismus und der kalten Rationalität entfesselter Märkte zu tun hat. Die Staatenlenker dieser Welt stehen vor den Trümmern ihrer Entwicklungspolitik, die in den vergangenen 20 Jahren im besten Fall halbherzig und naiv, im schlechtesten Fall verlogen und kontraproduktiv war. Aufgerüttelt von der Aussage des ehemaligen UN-Sonderbeauftragten Jean Ziegler, die explodierenden Lebensmittelpreise kämen einem "stillen Massenmord" gleich, steht die internationale Gemeinschaft nun auf dem UN-Gipfel in Rom unter extremem Erfolgsdruck. Diesmal muss sie in einer schonungslosen Analyse das Geflecht der Ursachen benennen, will sie verhindern, dass sich die gegenwärtige Krise zum globalen Albtraum auswächst. Wer heute Entwicklungshilfe neu definieren will, muss über den Biosprit-Wahn der Industrieländer sprechen, der das Getreide der Armen verknappt. Der muss darüber sprechen, dass künftig keine Prestige-Projekte mehr, sondern Kleinbauern ins Zentrum der Hilfe rücken. Der muss die Verursacher und Opfer der Klima-Katastrophe beim Namen nennen. Der muss nach Wegen suchen, die siechen Märkte der Entwicklungsländer gegen internationale Nahrungsmittel-Spekulanten zu schützen. Und der muss sich Gedanken darüber machen, wie sich das Chaos der Eigeninteressen auf der nördlichen Erdhalbkugel in eine langfristig ausgerichtete, globale Hilfspolitik verwandeln lässt. Denn das dürfte inzwischen jedem klar sein: Scheckbuch-Samaritertum wird niemandem helfen - außer den korrupten Diktatoren des Südens.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
140834
weitere Artikel:
- LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Ernährungsgipfel Leipzig (ots) - Hunger gehört genauso wie Klimawandel eher nicht zu den Themen, die sich in der mitteleuropäischen Wahrnehmung großer Beliebtheit erfreuen. Sich allmählich leerende Milchregale liegen näher. Doch die Zeiten, da man das Problem weit hinten in Asien oder Afrika wähnen konnte, sind längst vorbei. Im globalen Maßstab hat ein Verteilungskampf um Energie-, Rohstoff- und auch Lebensmittelressourcen eingesetzt. Ursachen dafür sind die ungebremst wachsende Weltbevölkerung, unverantwortliche Spekulationen an den Märkten und nicht mehr...
- Westfalenpost: Lizenz zum Töten Hagen (ots) - Bundeswehr startet zu Kampfeinsatz Von Jörg Fleischer Die erste Isaf-Kampftruppe der Bundeswehr bricht nach Afghanistan auf. Ihr Einsatz ist zwar nicht aufs Töten angelegt. Aber im Notfall hat sie die Lizenz zum Töten. Die Soldaten dieser schnellen Eingreiftruppe, von denen viele aus Westfalen stammen, müssen dort hin, wo es besonders gefährlich ist. Verteidigungsminister Jung und die militärische Führung verbreiten zwar gern den Eindruck, dies sei gar keine grundlegend neue Mission. Diese Taktik, die ans Tarnen und Täuschen mehr...
- Märkische Oderzeitung: Vorabmeldung über die steigenden Kosten für die Bundesgartenschau im Havelland: Frankfurt/Oder (ots) - "Die für 2015 geplante Bundesgartenschau im Havelland wird erheblich kostspieliger ausfallen, als ursprünglich geplant. Statt 89 Millionen Euro werden die Ausgaben nun mit 109 Millionen angesetzt. Trotzdem bescheinigt eine Arbeitsgruppe der Landesregierung dem überarbeiteten Konzept, dass die geplanten Garten- und Parkanlagen kaum das Niveau anderer Schauen erreichen werde. Hier seien höhere Ausgaben nötig. Vor allem der Etat für die Durchführung des mehrmonatigen Spektakels sei viel zu gering angesetzt, kritisiert mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: zu SPD-Kampa: Stuttgart (ots) - Als die SPD 2005 aus verzweifelter Lage noch einmal auf Augenhöhe zur Union aufschließen konnte, verbarg sich dahinter weniger eine glänzende Wahlkampfstrategie als der unglaubliche Instinkt Schröders für Befindlichkeiten in der Bevölkerung und für Schwächen im gegnerischen Lager. Der Erfolg war Schröders Erfolg. Dass ein großer Wahlkampfstratege, nach dem die SPD gerade wieder sucht, Wahlen entscheiden könnte, ist ohnehin ein Märchen, das die PR-Branche gern erzählt. Aber es bleibt ein Märchen. Originaltext: mehr...
- Rheinische Post: Das riskante Spiel der Piloten Kommentar VON THOMAS REISENER Düsseldorf (ots) - Zum letzten Mal haben die Lufthansa-Piloten den deutschen Flugverkehr vor sieben Jahren lahmgelegt. Diesmal gehen zwar nur die Piloten der Lufthansa-Töchter auf die Barrikaden. Aber nicht irgendwelcher Töchter: Cityline, Eurowings und Germanwings beschäftigen zusammen immerhin 1401 Piloten. Sollten die Anfang Juli tatsächlich ein paar Tage streiken, würde das der Lufthansa einen dreistelligen Millionen-Verlust bescheren. Und manchem Passagier einen Strich durch den Urlaubsplan. Das tragikomische an dem Tarifkonflikt mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|