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youtube, flickr, schülerVZ - Jugendliche im Internet / Präsentation erster Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Das Internet als Rezeptions- und Präsentationsplattform" für Jugendliche

Geschrieben am 05-06-2008

München (ots) - Das JFF - Institut für Medienpädagogik untersucht
im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in
einer umfassenden Studie, wie sich die Medienaneignung
Heranwachsender im Zuge der Digitalisierung der Medienwelt verändert.
Nach Abschluss des ersten Projektschrittes, der Analyse jugendnaher
Internetplattformen, wurden heute im Rahmen einer Pressekonferenz in
der BLM erste Zwischenergebnisse vorgestellt. Bei dieser Untersuchung
handelt es sich um die fünfte Konvergenzstudie, die das JFF im
Auftrag der BLM durchführt.

Mit der Weiterentwicklung von Online-Angeboten haben
Internetplattformen große Bedeutung erlangt. Im Zuge dessen wird dort
eine zunehmende Zahl medialer Eigenproduktionen privaten Ursprungs
veröffentlicht. Gleichzeitig verlagern sich kommunikative Prozesse
verstärkt in virtuelle Räume, woran ebenfalls die Internetplattformen
erheblichen Anteil haben.

Im ersten Abschnitt des Forschungs-Praxis-Projektes wurden 83
verschiedene Plattformen erfasst und als jugendnah eingeordnet. 44
dieser Plattformen, die das Spektrum jugendnaher Angebote in
ausreichender Breite repräsentieren, wurden auf ihre Charakteristika
hin untersucht und gruppiert. Aus diesen Gruppen wurden 20
exemplarische Plattformen ausgewählt und im Detail analysiert.

Nach den Ergebnissen der Analyse lässt sich das Angebot der
jugendnahen Internetplattformen grundsätzlich in zwei Bereiche
einteilen: Auf der einen Seite in Plattformen, die den Schwerpunkt
auf kommunikative Aktivitäten haben, auf denen Jugendliche also
vorrangig ihr Bedürfnis nach Austausch mit Gleichaltrigen oder
Gleichgesinnten befriedigen können. Auf der anderen Seite in
Plattformen, deren Schwerpunktsetzung die Veröffentlichung von selbst
produzierten medialen Produkten ist.

Diese Plattformen kommen dem Bedürfnis von Jugendlichen entgegen,
sich selbst oder ihre medialen Werke öffentlich zu präsentieren und
zur Diskussion zu stellen. In beiden Fällen erhalten die Jugendlichen
Angebote, ihre Aktionsräume und ihr Erfahrungs- und Handlungsspektrum
in den virtuellen Welten zu erweitern.

Die Plattformen mit kommunikativem Schwerpunkt bieten
Interaktionsmöglichkeiten, die darauf abzielen, dass Jugendliche
miteinander auf unterschiedlichste Art und Weise in Kontakt treten
können. Ein erstes Bündel in diesem Bereich konzentriert sich auf
verbale Kommunikation, z. B. mit der Familie, mit Freunden oder
Bekannten, die möglichst überall und jederzeit erreicht werden
können. Beispiele für solche Angebote sind 'Skype' oder 'MSN'. Das
zweite Bündel in diesem Schwerpunkt ist darauf ausgerichtet, den
bereits vorhandenen Freundes- und Bekanntenkreis zu pflegen oder mit
Menschen in Kontakt zu kommen, von denen man davon ausgeht, dass sie
ähnliche Interessen haben wie man selbst, z. B. schülerVZ oder
Lokalisten.de. In diesem Bündel spielen zugleich Möglichkeiten zur
Selbstpräsentation eine große Rolle, deren Zweck es ist, sich als
Kontakt attraktiv zu machen.

Die Plattformen, die in ihrem Schwerpunkt als produktiv orientiert
gelten können, bieten vielfältige Möglichkeiten, eigene "Werke" zu
veröffentlichen. 'YouTube' oder 'flickr' stehen stellvertretend für
Angebotsformen in diesem Schwerpunkt. Sich selbst und seine Produkte
einer Teilöffentlichkeit zugänglich machen zu können, ist ein
wichtiges Motiv, das diese Plattformen bedienen. Zudem bedeutet
Interaktion für die Angebote mit diesem Schwerpunkt, Feedback auf
Eigenproduktionen zu bekommen und auch anderen zu geben und so die
Vernetzung mit anderen Produzentinnen und Produzenten zu suchen.

Die hohen Zugriffszahlen, die für einige jugendnahe
Internet-Plattformen bekannt sind, weisen darauf hin, dass
Jugendliche die Erwartungen, die sie an die Medien haben, zunehmend
auch an diese Angebote der Medienwelt herantragen. Sie wollen
mittlerweile offenbar auch dort

- sich amüsieren und Spaß haben (Angebote konsumieren)
- sich in Beziehung zu anderen setzen (interpersonelle
Kommunikation auf einer erweiterten Ebene)
- sich zur Geltung bringen (durch Selbstdarstellung und
Präsentation von selbst gemachten Medienprodukten).

Im Prozess des Heranwachsens spielen diese Aspekte und somit auch
die Angebote der einschlägigen Plattformen eine wichtige Rolle: Sie
dienen der Orientierung, der Identitätsbildung und der Ermöglichung
von Teilhabe an gesellschaftlichen Interaktionen. Bereits aufgrund
der ersten Analyseergebnisse werden jedoch auch Problemlagen
erkennbar:

- So zeigt sich z.B. in einigen jugendnahen Internet-Plattformen
(z.B. bei Kwick) wenig Sensibilität gegenüber den
Persönlichkeitsrechten der Nutzenden. Individuelle, Personen
bezogene Daten sind ohne Anmeldung abrufbar.
- Auch die häufig festzustellende Undurchschaubarkeit, wer die
Autorinnen und Autoren von Produktionen oder Meinungsäußerungen
sind (z. B. bei YouTube), ist im Hinblick auf Jugendliche als
Problem zu werten, denn sie erschwert die Bewertung und
Einordnung.
- Schließlich ist - in Analogie zum Handy - eine "Kostenfalle
Internet" abzusehen. Während die Anmeldung kostenlos ist, sind
interessante Angebote dann nur noch gegen Bezahlung zugänglich
(z.B. bei Habbo).

Aufbauend auf diesen Erkenntnissen aus der Analyse wird im zweiten
Schritt der Untersuchung die Bedeutung von kommunikativem und
produktivem Medienhandeln Jugendlicher für ihre realen Lebensvollzüge
aufzuzeigen sein. Dabei werden Identität stiftende und orientierende
Aspekte der Medienaneignung im Prozess des Erwachsenwerdens ebenso
beleuchtet wie Möglichkeiten der medienpädagogischen Nutzung
gewonnener Erkenntnisse.

Parallel zum gesamten Forschungsvorhaben betreibt das JFF so
genannte "Web 2.0 Werkstätten". Darin wird der Transfer
wissenschaftlicher Erkenntnisse in konkretes Medienhandeln erprobt.
Umgekehrt fließen Beobachtungen aus der Praxis in das
Forschungsdesign ein.

BLM und JFF nehmen sich mit der Studie erstmals der Möglichkeiten
an, die das Web 2.0 Jugendlichen bietet und erarbeiten konkrete
Handlungsperspektiven für die medienpädagogische Praxis. Von den
Forschungsergebnissen ist zudem Aufschluss über die jugendkulturelle,
soziale und mediale Wirklichkeit junger Menschen zu erwarten.

Diese Informationen finden Sie auch im Internet unter: www.blm.de

Originaltext: BLM Bayerische Landeszentrale für neue Medien
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62483
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62483.rss2

Pressekontakt:
BLM, Dr. Wolfgang Flieger, Tel. (089) 638 08-313,
wolfgang.flieger@blm.de
JFF - Institut für Medienpädagogik, Ulrike Wagner und Prof. Dr. Helga
Theunert, Tel. (089) 689 89-0, ulrike.wagner@jff.de


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