Rheinische Post: Handke - kein Heine
Geschrieben am 24-05-2006 |
Düsseldorf (ots) - von Godehard Uhlemann
Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wartet noch immer auf General Ratko Mladic und Radovan Karadzic, denen der nach Ende des Zweiten Weltkriegs größte Massenmord in Europa zugerechnet wird. In Srebrenica waren über 8000 Moslems hingemetzelt worden. Die EU hat nun ihre Verhandlungen mit Serbien gestoppt, weil Serbiens Zusammenarbeit mit Den Haag mangelhaft ist. Was hat das alles mit dem Heine-Preis an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke zu tun? Viel. Peter Handke hat wie kein anderer die jahrelange brutale Politik des wegen Völkermords in Den Haag angeklagten ehemaligen Diktators Slobodan Milosevic verteidigt. Nach dessen Tod vor kurzem war Handke an dessen Grab geeilt. Man kann über das Nato-Bombardement unterschiedlich urteilen, das Milosevic 1999 in die Knie zwang und die Vertreibungen aus dem Kosovo stoppte. Nicht aber über dessen Aggressionspolitik. Wenn nun Düsseldorf seinen einstigen Bürger den Heine-Preis zuerkennt, dann kann es nicht den literarischen Handke ehren und vom politischen Handke abkoppeln. Das untergräbt jede Moral, und es ebnet politische Verantwortung ein. Düsseldorfs unsensible Entscheidung ist ein Skandal angesichts der Toten der Balkankriege.
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