WAZ: SPD vor Superwahljahr - Wenig Zeit für den Neuanfang - Leitartikel von Ulf Meinke
Geschrieben am 22-06-2008 |
Essen (ots) - Putschgerüchte, Durchhalteparolen, Solidaritätsappelle - für die SPD ist der Ausnahme- zum Normalzustand geworden. Mit Leichtigkeit lassen sich die Auftritte der Führungsspitze zum Fernduell stilisieren: Parteichef Beck beim Landesparteitag in Berlin, sein Vize Steinmeier in Hannover - das liefert Stoff, mit dem sich der Machtkampf des rechten und linken Parteiflügels illustrieren lässt.
Beck sagt, er werde "nicht hinter den Baum gehen, weil es da bequemer ist". Soll heißen: Beck will SPD-Chef bleiben. Steinmeier sagt, die SPD müsse die "kleinlichen Streitereien" unterlassen. Der Diplomat im Parteidienst dürfte wissen, dass Putsch-Gerüchte einen souveränen Verzicht des SPD-Chefs auf die Kanzlerkandidatur erschweren. Solidarität ist zumindest offiziell noch eine sozialdemokratische Tugend.
Doch längst steht die Frage im Raum, ob Beck als Vorsitzender noch zu halten ist, wenn Steinmeier als Herausforderer von Bundeskanzlerin Merkel (CDU) ins Rennen geht. Bei vielen reformorientierten Genossen ist der Vize mindestens im Kopf, wenn nicht gar im Herzen die Nummer eins. Manche linke Sozialdemokraten träumen dagegen von einem Kanzlerkandidaten Klaus Wowereit, Berlins Bürgermeister. Gerade diese Zerrissenheit macht die Schwäche der SPD aus. Sie ist eine Partei mit gespaltener Persönlichkeit geworden - hin und her gerissen zwischen Regierungsverstand und Oppositionsgefühl.
Parteichef Beck bezeichnet seine Arbeit als ein Unterfangen, das "nicht immer vergnügungssteuerpflichtig" sei. Doch ein Vorsitzender, der Mitleid verlangt, hat längst verloren. Wähler wollen keine Politiker, die permanent über sich selbst reden (müssen). Sie wollen Regierungen, die ihre Arbeit gut machen, sprich: die Probleme der Menschen lösen. Der Zeitgeist spricht eigentlich für Themen, die traditionell bei der SPD verortet wurden. In der Globalisierung suchen die Bürger etwas, das ihnen Halt gibt: soziale Sicherheit. Aber das Gefühl von Sicherheit entsteht nur durch Verlässlichkeit. Und davon hat die SPD derzeit zu wenig zu bieten.
"Wir können Wahlkampf" - das ist einer dieser Sätze, mit denen Ex-Parteichef Müntefering seine Genossen in der Vergangenheit aufgebaut hat. 2009 steht wieder einmal ein Superwahljahr bevor. Es geht um vier Ministerpräsidenten, das Europaparlament, den Bundespräsidenten, acht Kommunalwahlen, den Bundestag und die Kanzlerschaft. Viel Zeit für einen Neuanfang bleibt der SPD also nicht.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
144221
weitere Artikel:
- WAZ: Fürsorglicher Stahlkonzern TKS - Der Kampf geht weiter - Leitartikel von Wilhelm Klümper Essen (ots) - Als Dieter Kroll noch mächtiger Betriebsratsboss von Thyssen-Krupp Steel (TKS) war, verblüffte er die Öffentlichkeit Ende der 90er Jahre mit einem ausgefuchsten System zur Nutzung der Abwärme bei der Stahlproduktion. Der Arbeiterführer hat die Seiten gewechselt und ist nun TKS-Personalvorstand. Dort nutzt er seine Macht, indem er Konzern und Belegschaft fit für die Zukunft macht. Die Gesundheitsschicht ist ein großer Wurf. Gesundheitscheck statt Maloche kann ein Erfolg werden. Außer gesunden Facharbeitern braucht TKS auch gute mehr...
- Ostsee-Zeitung: ACHTUNG !!! : OSTSEE-ZEITUNG (Rostock) zu SPD/Beck: Bitte verwenden sie nur diese -korrigierte - Fassung: Rostock (ots) - Die frustrierte Beck-SPD wird nicht nur vom schwebenden Nicht-Verhältnis zur populistischen Linken, sondern vor allem von der eigenen Führungsschwäche und der eigenen Illoyalität nach unten gezogen. Wer, wie Kurt Beck, höchst selten auf den Tisch haut, um seinen Laden hinter sich zu bringen, muss sich nicht wundern, wenn Putschgerüchte die Runde machen. Dabei wird Beck noch gebraucht. Und sei es als Kugelfang für all die Attacken, die von außen auf die Partei hereinprasseln, von rechts, von links und vor allem aus den mehr...
- Westfalenpost: Klare Worte, im Prinzip Beck will Ruhe, Rüttgers bleibt sich treu Hagen (ots) - Von Bodo Zapp Es sind die üblichen Schlagzeilen-Verdächtigen, deren Namen an Wochenenden für Nachrichten gut sind. Bei der SPD schließt Franz-Walter Steinmeier diesbezüglich zu Kurt Beck auf, die Vorzeichen sind freilich umgekehrt. Der Parteichef bittet in Berlin mit zornigen Worten - man kann es auch flehentlich nennen - , dass seine Kritiker endlich Ruhe geben mögen. Der Vize wird in Hannover gefeiert, als sei dessen Kanzlerkandidatur nur noch eine Frage der öffentlichen Verkündigung. Feiglinge nennt Beck die anonymen mehr...
- Rheinische Post: Köhler macht sich selbst zum Ziel Kommentar: VON SVEN GÖSMANN Düsseldorf (ots) - Bundespräsident Horst Köhler muss lernen, dass er nicht mehr über der politischen Arena schwebt, sondern sich mitten in ihr befindet. Da Köhler kleinteilig tagespolitische Fragen diskutiert, darf er sich nicht beklagen, wenn andere Politiker ihn wie einen der ihren behandeln. So mahnt der eigentlich zum Köhler-Lager gehörende NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers beim Staatsoberhaupt mehr Phantasie für die Lösung politischer Probleme an. Immer nur mehr Reformen zu fordern, das könne es nicht sein. Er gibt das Gefühl mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Debatte um Mindestlöhne Halle (ots) - Es wäre zweifellos eine schöne Sache, wenn jeder allein von seiner Hände Arbeit ein sicheres Auskommen hätte. Darauf zielen Sozialdemokraten und Gewerkschafter gleichermaßen. Und nach der Einigung über die Baumindestlöhne fühlen sie sich noch bestärkt. Doch es sind ernste Zweifel angebracht, ob sich die gewollte soziale Wohltat weiterer auskömmlicher Mindestlöhne auch als solche erweist. Denn die geplante Verordnung von Mindestlöhnen hat vor allem ein Problem: das rechte Maß zu finden. Wenn es, wie im Baugewerbe, von den mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|