Südwest Presse: Kommentar zum Thema Fußball-EM
Geschrieben am 27-06-2008 |
Ulm (ots) - Kein böses Foul, kein Abseitstor und kein ungerechter Schiedsrichterpfiff haben die Gemüter bei der Fußball-Europameisterschaft mehr erregt als der minutenlange Bildausfall während des Halbfinales Deutschland - Türkei. "Störung": Die Nation war ausgeblendet, ihres Spaßanlasses beraubt. Und alles live vor Fernseher und Leinwänden: Ein grandioser Vorfall, der die Menschen daran erinnerte, wie stark sie der Technik ausgeliefert sind und beherrscht werden von medialer Macht. Aber weiter mit der Party. Nach dem Bildausfall verweigerten die deutschen Kicker immerhin das Toreschießen nicht. "Seid umschlungen, Millionen", und zwar völkerübergreifend. Auch das bleibt von dieser Europameisterschaft, die morgen zu Ende geht: dass Fußball zuweilen ein Kampfsport ist, aber der Nationalismus nicht siegt. Fahnenkult? Vorwiegend harmlos, nur Partybedarf. Die Deutschen hatten zur Europameisterschaft wieder ihr Schwarz-Rot-Gold-Paket hervorgeholt, Häuser und Autos beflaggt. War doch vor zwei Jahren alles so toll und märchenhaft gewesen. Erst jetzt lässt sich bemessen, was die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Lande ausgelöst hatte: ein neues deutsches Gemeinschaftsgefühl, eine ungezwungene Fröhlichkeit mit nationalen Symbolen. "Die Deutschen können also lachen, singen, tanzen, feiern", meinte Günter Netzer damals - und der muss es ja wissen, verzieht der TV-Kommentator doch kaum eine Miene. Ja, eine Stimmung hat sich nun auch bei dieser Europameisterschaft aufgebaut, als hätten die Deutschen die Euphorie konserviert, wie auf Knopfdruck wieder aufgerufen. Egal auch, dass die Nationalmannschaft diesmal auswärts, also bei den Freunden in Österreich und der Schweiz, zu Gast ist, dank "Public viewing" spielt der tatsächliche Ort der Handlung ja keine so große Rolle mehr. Fröhliche, siegreiche Deutsche? Nun, die Kritik, die nach dem eher miesen, aber erfolgreichen Halbfinale gegen die Türken über die Mannschaft geäußert wurde, war deutsch - und berechtigt. Aber sollen die Sportsachverständigen über diese Europameisterschaft richten, und wollen wir erst mal abwarten, wie sich die Deutschen im Finale gegen die Spanier schlagen werden. Deutschland wird morgen wieder eine Fanmeile sein, die Eventgesellschaft feiert, giert nach solchen Ereignissen. Als die EM losging, hatte einen der Automatismus der Party-Laune fast erschreckt, die Begeisterung war als Standardsituation angepfiffen worden: Endlich wieder im Korso auf die Hupe drücken, den Verkehr lahmlegen dürfen. Als ob Einmaligkeit serienmäßig im Supermarkt zu kaufen wäre. Der Wunsch danach aber ist da. "Wir haben Fieber", beschwört EM-Sängerin Christina Stürmer. Aber wollen wir doch mal ehrlich sein: Die Weltmeisterschaft 2006 war so märchenhaft, weil das Klinsi-Wunder so völlig unerwartet eintrat. Das waren Momente: das Viertelfinale gegen Argentinien mit dem Elfmeterschießen und Lehmanns Spickzettel. Millionen können sich erinnern, an welchem Ort, mit welchen Menschen zusammen sie dieses Spiel gesehen haben. Fußballgeschichte. Terminieren kann man das nicht, aber das ist spannend: Was passiert morgen in Wien? Und was bleibt von der EM? Vor dem Finale sagen wir: Löw hinter Glas, der TV-Bildausfall und Kanzlerin Angela Merkel, die sich auf der Tribüne zunehmend das Jubeln gestattet. Also, genießen wir die Emotionen, Fußball ist ein Spiel, viel schöner als Politik. "Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da", dichtete Goethe, der kein Fußballer war. Aber das wäre ein Leitspruch für Joachim Löws Kicker. Viel Glück für morgen. Wir sind dabei. Und hoffen aufs Bild.
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