LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Fußball-Euphorie
Geschrieben am 27-06-2008 |
Leipzig (ots) - Von Winfried WächterDeutscher SommerEinmal ist bekanntlich keinmal, zweimal schon Tradition. Es scheint, Juni und Juli sind künftig die deutschen Monate schlechthin. In Abständen von zwei Jahren wird kollektiv gefeiert und gejubelt, wenn die Fußballer ihre Welt- oder Europameister ermitteln. Galt 2006 noch die Rolle des Gastgebers, der sich bei solchen Ereignissen immer besonders animiert fühlt, als mögliche Erklärung für die anhaltende Euphorie, so überzeugt dieses Argument aktuell nicht. Während unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann auch der unerwartet spielerische Fortschritt, die Lust zum Angreifen und die Entdeckung junger deutscher Spieler Begeisterung auslösten, so ist unter seinem Nachfolger Joachim Löw zumindest in diesen EM-Zeiten mehr von Taktik als von Sturm und Drang die Rede. Wenn den Deutschen vorgeworfen wird, sie hätten an allem und jedem etwas auszusetzen und würden ständig Fehlerdiskussionen führen, statt sich des Erfolgs zu freuen, so ist dies momentan außer Kraft gesetzt. Dabei wären durchaus einige Zweifel anzumelden, ob die sportliche Qualität und der kollektive Jubel stets im logischen Verhältnis standen. Erfolg übertüncht noch immer manch schwächere Leistung. Ein Sieg, und alles ist gut und verziehen. Wenn also am Sonntagabend in Wien Deutschland und Spanien um den Titel spielen, wird endgültig völlig unwichtig sein, wie unglücklich die Türkei ausgeschieden ist oder mit wie viel Krampf Österreich bezwungen wurde. Was zählt, ist der Moment - sehr zur Freude der Fernsehanstalten. ARD und ZDF bescherte die EM gigantische Einschaltquoten, die während des zweiten sportlichen Großereignisses in diesem Sommer nicht zu erreichen sind. Schon allein der Zeitverschiebung wegen. Dass in Basel oder Wien die Spiele erst kurz vor 21 Uhr begannen, passte gut ins Konzept, störte jedoch vor allem die Schüler und deren Eltern. Olympia können sie dann während der Ferienzeit in den frühen Morgenstunden live erleben. Doch niemand wird sich dann so aufregen wie bei einer vergebenen Chance von Mario Gomez im ersten Spiel gegen Polen, wenn Speerwerferin Christina Obergföll in Peking unter der 60-Meter-Marke bleiben würde. Keine Fanmeile wird überbrodeln, sollte der deutsche Ruder-Achter den Endlauf erreichen. Selbst wenn die Handballer am 24. August ab 7.30 Uhr um die Goldmedaille spielen, geht das deutsche Leben an diesem Sonntagmorgen seinen verschlafenen Gang. Wen interessiert's, dass die deutschen Fußballer die Qualifikation für die Spiele verpassten? Am Sonntag werden sie vielleicht Europameister. Weltmeister Italien und Vizeweltmeister Frankreich sind längst zu Hause, Mitfavorit Portugal hatte gegen die Deutschen keine Chance. Titelverteidiger Griechenland spielte im Turnier seinen antiquierten Fußball und verdientermaßen keine Rolle. Genügend Gründe also, um stolz auf die Männer um Michael Ballack zu sein. Um für ihr letztes Spiel Getränke kalt zu stellen, sich mit Freunden in der Kneipe zu verabreden. Um sich zu freuen. Es ist schließlich wieder ein deutscher Sommer. @w.waechter@lvz.de
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