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Admiralarzt: Einsätze fordern Marinesanitätsdienst Von Jürgen R. Draxler

Geschrieben am 01-07-2008

Glücksburg (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial ist abrufbar unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs -

LANGENARGEN - Weltweit ist die Deutsche Marine derzeit mit etwa
1.200 Soldaten an den Bundeswehreinsätzen beteiligt. Je nach Auftrag
und Umfang unterstützt der Marinesanitätsdienst diese Einsätze
unterschiedlich. Eine Herausforderung für eine (vom Admiralarzt bis
zum Gefreiten) nur rund 400 Soldaten zählende Truppe - darunter 120
Ärzte und Zahnärzte sowie einige Apotheker.

Trotz hoher Einsatzbelastung sieht Admiralarzt Dr. Rainer Pinnow
die "Familie Marinesanitätsdienst" als intakt an. Denn: Seefahrt war
immer "Einsatz", erklärte er vor dem diesjährigen (25.)
Bodenseeforum. An der viertägigen Veranstaltung in Langenargen am
Bodensee nahmen 350 Fachleute teil. Das Symposium dient alljährlich
militärischen wie zivilen Experten in Sachen Einsatzmedizin und
Katastrophenschutz aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum
Erfahrungsaustausch wie zur Fortbildung.

Zu den besonderen Herausforderungen für den Mainesanitätsdienst
zählte Pinnow die Einsätze "United Nations Interim Forces in Lebanon"
(UNIFIL), "Operation Enduring Freedom" (OEF), den "Einsatz- und
Ausbildungsverband" (EAV) sowie die Beteiligung an den zwei "Standing
NATO Maritime Group" (SNMG). Zeitdauer: jeweils fünf bis sechs
Monate.

Unter den Bedingungen einer asymmetrischen Bedrohung
(Terrorattacken mit Speedbooten, Flugkörpern und ähnlichem) sei die
Marine bei ihren Einsätzen zwar auf alles vorbereitet, man habe
bisher aber auch Glück gehabt. Da die Bedrohung "zwar jederzeit
vorhanden, aber nicht sichtbar ist", sieht der Admiralarzt in einer
sich zur Routine reduzierenden Aufmerksamkeit eine zusätzliche
Gefahr.

Die medizinische Versorgung der Deutschen Marine gilt, wie Pinnow
weiter erläuterte, weltweit als "Goldstandard". So seien
beispielsweise an Bord der 15 Fregatten Schiffsarztgruppen, die im
Einsatz die medizinische Erstversorgung sicherstellten, während
andere Nationen ihre Schiffe selten mit Sanitätsoffizieren besetzten.
"Da wir fast nur in internationalen Verbänden fahren, ist der
deutsche Zahnarzt nicht nur eine Rarität, sondern im Hafen auch
höchst gefragt", berichtete der oberste deutsche Marinearzt.

Pinnow verdeutlichte, was hinter dem Schlagwort "Sicherstellung
der Rettungskette" steckt: Nämlich jedem deutschen Soldaten eine
medizinische Versorgung möglichst auf heimatlichem Niveau zu bieten.
Dazu hielten die Seestreitkräfte auf ihren beiden
Einsatzgruppenversorgern (EGV) sogenannte
Marineeinsatzrettungszentren (MERZ) vor. Sie böten neben einer
chirurgischen Erstversorgung auch entsprechende postoperative
(nachversorgende) Pflegekapazitäten.

Doch damit nicht genug. Im Vorfeld von Einsätzen oder
Auslandsreisen werden küstennah gelegene zivile Klinken aufgesucht,
um bei Eignung mit ihnen Kooperationsvereinbarungen zu schließen -
sodass dort im Notfall dann eine weitere medizinische Versorgung
verletzter Soldaten möglich wäre. Für deren Transport kann auf die an
Bord der Fregatten und EGV stationierten Hubschrauber zurückgegriffen
werden.

Die Realität weltweiter Einsätze verlangt dem Marinesanitätsdienst
eine bisher kaum gekannte Bandbreite medizinischer Hilfeleistungen -
auch für zivile Schiffe - ab. Was der Admiralarzt hierzu allein aus
den ersten fünf Monaten dieses Jahres zu berichten wusste, sprach für
sich: Da ging es beispielsweise um die Versorgung schwerer
Brandverletzungen, hinzu kamen eine Amputation sowie eine Reanimation
- und, ebenfalls an Bord eines Kriegsschiffes nicht gerade
alltäglich: die Eileiterschwangerschaft einer Soldatin.

Wer medizinisch derart vielfältigen Anforderungen gerecht werden
soll, ist auf eine umfassende Ausbildung angewiesen. So gehören zur
zwölfmonatigen Schiffsarztausbildung die Tauch-, Flug-, Schifffahrt-,
Arbeits- und Zahnmedizin sowie das Training "Überleben auf See".

An dem Admiralarzt ebenfalls unterstellten Schiffahrtmedizinischen
Institut der Marine in Kiel wurde ein Schiffslazarett installiert. In
diesen Teamtrainer seien alle Notfälle über Computersysteme
einspielbar. Videoaufzeichnung aller Lagen helfen anschließend, wie
Pinnow betonte, den Akteuren aufzuzeigen, ob und wenn wo
Optimierungsbedarf besteht - sei es fachlich, kommunikativ oder im
Umgang miteinander.

Mit einer fast beiläufig eingestreuten Anmerkung überraschte
Admiralarzt Pinnow zu Abschluss seiner Ausführungen: Fast jeder
zweite Schiffsarzt ist mittlerweile weiblich.

Redaktioneller Hinweis: Schiffahrtmedizinisches Institut -
Eigenname, Schreibweise mit zwei f

Originaltext: Presse- und Informationszentrum Marine
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/67428
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_67428.rss2

Pressekontakt:
Presse- und Informationszentrum Marine
Presseoffizier
Henning Radtke
Telefon: 04631-6664412
henningradtke@marine.de


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