Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD): Finanzstandort Deutschland behauptet sich in der Finanzmarktkrise
Geschrieben am 02-07-2008 |
Frankfurt am Main (ots) -
- Keine Anzeichen einer Kreditklemme in Deutschland - IFD leistet erneut aktiven Beitrag zur Stärkung des Finanzplatzes
Die globale Finanzmarktkrise begann im August 2007 auch am Finanzstandort Deutschland mit heftigen Verwerfungen. Allerdings erwies sich der Finanzmarkt im Laufe der Krise trotz erheblicher Belastungen als stabil. "Anfangs herrschte der Eindruck vor, Deutschland sei von der Finanzkrise besonders getroffen worden.
Die grundsätzliche Stabilität des Finanzstandorts war jedoch zu keiner Zeit in Frage gestellt; insgesamt stehen wir heute besser da als viele andere Finanzplätze", sagte Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz und Dresdner Bank und IFD-Sherpa, anlässlich der Pressekonferenz zur Vorlage des vierten Finanzstandortberichts der Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD). Darin wird auf rund 130 Seiten ein weiteres Mal eine internationale Standortbestimmung vorgenommen, Trends und Verbesserungspotentiale werden aufgezeigt.
Finanzstandort Deutschland in der globalen Finanzkrise: Stabil und wettbewerbsfähig
Die Analyse der deutschen Verbriefungs- und Hypothekenmärkte unterstreicht diese Stabilität. Beide Märkte, deren US-Pendants das Epizentrum der globalen Finanzmarktkrise bilden, zeichnen sich in Deutschland durch eine überwiegend hohe Qualität der Assets aus. "Dies ist das Resultat einer moderaten, von Übertreibungen freien Entwicklung, in der sich die hierzulande vorherrschende Langfristkultur und Stabilitätsorientierung in den Finanzbeziehungen widerspiegelt", so Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank und IFD-Sherpa. "Vor dem Hintergrund der überwiegend positiven deutschen Erfahrungen mit Verbriefungen wäre es daher sicherlich verfehlt, das ökonomisch vorteilhafte Instrument der Verbriefung jetzt generell in Frage zu stellen oder durch Überregulierung nachhaltig zu beschädigen", so Kater weiter.
Die Finanzmarktkrise hat aber zugleich deutlich gemacht, dass sich das Aufsichtsregime und Best Practices ständig weiterentwickeln müssen, um mit den Märkten Schritt zu halten. Entscheidend sind jedoch nicht allein die externen regulatorischen Rahmenbedingungen, sondern vor allem die Strukturen in den Unternehmen selbst, die eine angemessene Risikokultur fest verankern und dafür sorgen, dass diese auch gelebt wird. Gefordert sind daher in erster Linie die Marktteilnehmer selbst, die richtigen Lehren aus der Krise zu ziehen und ihre Geschäftspraxis und Strukturen, von der Offenlegungspolitik über die Systeme für das Risiko- und Liquiditätsmanagement bis hin zu den Vergütungssystemen, den neuen Herausforderungen anzupassen. "Diesen kurz-, mittel- und längerfristigen Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise werden sich auch die Finanzmarktakteure in Deutschland nicht entziehen können", so die IFD-Volkswirte. Die der IFD angeschlossenen, international tätigen Institute sind daher auch bemüht, soweit es der enge vorgegebene Zeitrahmen ermöglicht, die Vorschläge des Forums für Finanzstabilität (FSF) für eine erweiterte Offenlegung von Risiken sachgerecht umzusetzen.
Die Gefahr einer Kreditklemme ist dagegen in Deutschland nicht gegeben. Zu diesem Schluss kommt der Finanzstandortbericht mit Blick auf die in der zweiten Jahreshälfte 2007 deutlich gestiegene Kreditnachfrage der Unternehmen, die von der Kreditwirtschaft auch problemlos bedient wird. Die weiter bis in das Jahr 2008 hinein steigenden Kreditbestände und Neuauszahlungen zeigen, dass kein angebotsseitiger Engpass bei der Kreditvergabe besteht. Die deutsche Versicherungswirtschaft ist zudem von der globalen Finanzmarktkrise überhaupt nicht betroffen.
Insgesamt zeichnet die Analyse des Finanzstandorts Deutschland im vergangenen Jahr mit Blick auf die verschiedenen Märkte allerdings ein uneinheitliches Bild. In Bereichen wie M&A oder Private Equity fällt die Gesamtbilanz für 2007 allein dank der starken Entwicklung im ersten Halbjahr noch positiv aus. Bei Unternehmensanleihen und Verbriefungen kam es dagegen aufgrund des schwachen zweiten Halbjahres bereits zu Rückgängen im Gesamtjahr.
Andere Märkte haben dagegen von der zunehmenden Verunsicherung im zurückliegenden Jahr profitiert. Dies gilt vor allem für Einlagen, die das stärkste Wachstum seit 15 Jahren verzeichneten. Darüber hinaus unterstrich die Krise die Bedeutung von Einlagen als stabile Refinanzierungsquelle in Zeiten illiquider Geldmärkte. Auch Staatsanleihen erlebten als "sicherer Anlagehafen" einen Nachfrageschub. In geringerem Maße gehörte auch die Fondsindustrie zu den Gewinnern: Geldmarktfonds, Mischfonds und Offene Immobilienfonds konnten hohe Zuwächse erzielen. An den Versicherungsmärkten verlief die
Geschäftsentwicklung 2007 erneut stabil, ohne dass es zu Verwerfungen durch die Finanzmarktkrise kam.
IFD-Stern: Große Potenziale in stärkerer Kapitalmarktorientierung Der im Vorjahr erstmalig von der IFD vorgestellte IFD-Stern zur Analyse der Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Marktsegmente im europäischen Vergleich weist insgesamt gegenüber 2006 lediglich geringe Veränderungen auf. "Der IFD-Stern Finanzierungsmärkte veranschaulicht hierbei nach wie vor den relativen Rückstand des Finanzstandorts Deutschland in den Marktsegmenten jenseits der Kreditfinanzierung", so Heise. "Die Finanzmarktkrise bedeutet keineswegs das Ende der Kapitalmarktfinanzierung. Die Ansprüche an moderne Finanzierungsstrukturen - stabil, diversifiziert und zugleich flexibel - werden weiter steigen. Insofern ist es auch gerade für den deutschen Mittelstand wichtig, dass Finanzierungsinstrumente wie beispielsweise Mezzanine-Kapital oder Private Equity in Deutschland weiter entwickelt werden. Hier liegt immer noch viel unausgeschöpftes Potenzial, sowohl für wachstumsstarke Unternehmen als auch innovative Finanzdienstleister", so Heise weiter.
Der IFD-Stern Marktliquidität spiegelt dagegen die hervorragende Handelsinfrastruktur des Standorts wider. Insbesondere verzeichneten auch die börslichen Aktien- und Derivatemärkte 2007 erneut ein Rekordjahr.
Kapitalgedeckte Altersvorsorge weiter auf Wachstumskurs Nachdem die kapitalgedeckte Vorsorge bereits 2006 hohe Wachstumsraten aufgewiesen hatte, setzte sich 2007 der Trend zur eigenverantwortlichen Altersvorsorge fort. Sowohl Riester- und Basisrenten als auch die betriebliche Altersvorsorge und private Rentenversicherungen entwickelten sich dynamisch. So bestehen in Deutschland mittlerweile über 11 Mio. Riester-Verträge, wobei allein bei den Versicherern über 8,5 Mio. Verträge abgeschlossen wurden. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der Grenzen des umlagefinanzierten Rentensystems hat die IFD bereits seit längerem nachdrücklich auf die Notwendigkeit der Eigenvorsorge aufmerksam gemacht und wird diese Bemühungen durch kontinuierliche Aufklärung und attraktive Vorsorgeprodukte ihrer Mitglieder konsequent fortsetzen.
Herausforderungen und Ziele 2008
Neben dem Thema Altersvorsorge wird im laufenden Jahr die finanzielle Allgemeinbildung weiterhin eine bedeutende Rolle bei den IFD-Aktivitäten einnehmen. Nach Ansicht der IFD sind kompetente und verantwortungsvolle Finanzentscheidungen auf allen Ebenen die beste
Versicherung gegen übermäßige Verschuldung von Haushalten und für stabile Verhältnisse auf den Finanzmärkten. "Die privaten Haushalte sind wichtige Finanzmarktakteure, denn mit ihrem Anlage- und Finanzierungsverhalten beeinflussen sie die Entwicklung an den Finanzmärkten wesentlich mit und leisten mit ihren Finanzentscheidungen zugleich einen wichtigen Beitrag zur Effizienz und Stabilität des Finanzplatzes", so die IFD-Volkswirte. Vor diesem Hintergrund hat die finanzielle Allgemeinbildung eine hohe marktwirtschaftliche und gesellschaftliche Relevanz und stellt einen zentralen Standortfaktor dar. Die Zunahme der Überschuldung sowie die wachsende Zahl an Verbraucherinsolvenzen in Deutschland ist Anlass für die IFD, die Wahrnehmung der Verbraucher für die seitens der IFD bereits vorliegenden umfangreichen Informationen und Serviceleistungen zu Finanzfragen weiter zu erhöhen und mit konkreten Aktivitäten zur Verbesserung der finanziellen Allgemeinbildung beizutragen.
Im Fokus der IFD wird auch weiterhin die Förderung der Öffentlich-Privaten-Partnerschaften (ÖPP) stehen. Auch wenn sich ÖPP in den letzten Jahren erfreulich entwickelt hat, entspricht das ÖPP-Volumen im Jahr 2007 erst etwa einem Anteil von 4,5 % der jährlichen Sachinvestitionen öffentlicher Gebietskörperschaften. Um das gesamte Potenzial ausschöpfen zu können, ist es aus Sicht der IFD dringend geboten, den noch vorhandenen Vorbehalten gegenüber ÖPP zu begegnen und Vertrauen für diese Finanzierungsform zu schaffen. Dazu soll die IFD-Initiative "Partnerschaften Deutschland" einen wertvollen Beitrag leisten. Als Beratungsgesellschaft mit öffentlichen und privaten Gesellschaftern kann sie öffentliche Auftraggeber bei konkreten Projekten praktisch unterstützen und so dem ÖPP-Geschehen in Deutschland weiteren Schub verleihen. Die Vorschläge der IFD wurden zwischenzeitlich von der Bundesregierung aufgegriffen. "Partnerschaften Deutschland" soll noch 2008 mit einem Eigenkapital von 20 Mio. EUR gegründet werden. 50,1 % der Anteile sollen der Bund sowie einige Länder und Kommunen übernehmen, 49,9% werden für private Unternehmen der Sektoren Finanzwirtschaft, Errichtung und Betrieb (Bau, Facility Management, IT) sowie Planung und Beratung ausgeschrieben. Die IFD wird dieses Vorhaben weiterhin aktiv begleiten.
Hinweis:
Der vierte Finanzstandortbericht 2008 kann bei der IFD angefordert werden und ist unter www.finanzstandort.de abrufbar.
Über die IFD
Die IFD wurde 2003 ins Leben gerufen, um mit Innovationen und gemeinsamen Aktivitäten einen Beitrag zur Stärkung des deutschen Finanzstandorts zu leisten und damit Ideengeber und Katalysator für Fortschritt mit Ziel eines nachhaltigen Wachstums zu sein. IFD-Mitglieder sind Kreditinstitute und Unternehmen der Versicherungswirtschaft gemeinsam mit Verbänden der Finanzwirtschaft, der Deutschen Börse, der Deutschen Bundesbank und dem Bundesministerium der Finanzen. Mehr als 200 Experten aus den IFD-Mitgliedshäusern widmen sich Themen rund um die Schwerpunkte "Stärkung des Wachstums", "Förderung von Innovation" sowie "Mitgestaltung der Europäischen Finanzmarktintegration".
Die Mitglieder der IFD
Allianz Group Dresdner Bank, BayernLB, Bundesministerium der Finanzen, Commerzbank, DekaBank, Deutsche Bank, Deutsche Bundesbank, DZ BANK, Deutsche Börse, HypoVereinsbank, KfW Bankengruppe, Morgan Stanley, Münchener-Rück-Gruppe, Bundesverband deutscher Banken, Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, Postbank.
Assoziierte Mitglieder der IFD: Citigroup, Goldman Sachs, JPMorgan, Lehman Brothers, Merrill Lynch, UBS
Originaltext: IFD Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55919 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55919.rss2
Pressekontakt:
Für die IFD: Die PR-Steuerungsgruppe: Christian Achilles, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, (030) 20 22 55 100
Torsten Albig, Bundesministerium der Finanzen, (030) 22 42 32 27
Dr. Frank Herkenhoff, Deutsche Börse, (069) 21 11 34 80
Dr. Christian Burckhardt, Deutsche Bundesbank, (069) 95 66 21 57
Martin Halusa, Dresdner Bank, (069) 26 35 07 50
Dr. Michael Helbig, KfW Bankengruppe, (069) 74 31 96 31
Heiner Herkenhoff, Bundesverband deutscher Banken, (030) 16 63 12 00
Dr. Rolf Kiefer, DekaBank, (069) 71 47 79 18
Roland Klein, CNC, (089) 59 94 58 122
Peter Kulmburg, BayernLB, (089) 21 71 21 300
Dr. Christian Lawrence, Münchener-Rück-Gruppe, (089) 38 91 54 00
Peter Pietsch, Commerzbank, (069) 13 62 23 79
Dr. Detlev Rahmsdorf, Deutsche Bank, (069) 91 03 64 24
Martin Roth, DZ BANK, (069) 74 47 42 750
Melanie Schmergal, Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, (030) 20 21 13 20
Dr. Peter Schwark, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, (030) 20 20 51 10
Elke Strothmann, Morgan Stanley Bank AG, (069) 21 66 15 53
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