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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum Start der Tour de France:

Geschrieben am 04-07-2008

Bielefeld (ots) - Eines steht schon vor dem Start fest. Die 95.
Tour de France ist anders als alle anderen Rundfahrten durch
Frankreich in den vergangenen 40 Jahren. Denn nicht ein
traditionelles Zeitfahren, sondern gleich eine richtige Etappe mit
Sprintankunft steht am ersten Tag auf dem Programm.
Viel wichtiger aber ist die Frage, ob sich das schwerste Radrennen
der Welt auch in anderer Hinsicht mit seiner arg belasteten
Vergangenheit bricht. Schaffen es die Veranstalter und vor allem die
Radrennfahrer, die dunklen Doping-Wolken zu vertreiben? Gelingt es
den Sportlern, ihre Leistungen ins richtige Licht zu rücken? Die
Antworten darauf werden die nächsten drei Wochen geben.
Bei aller Liebe für den Radsport ist allerdings weiterhin Skepsis
angesagt. Dafür stehen die Erfahrungen der vergangenen Jahre. Weder
der Tod von Marco Pantani, der 2004 seiner Sucht nach Drogen zum
Opfer fiel, der tiefe Sturz eines Jan Ullrich oder das tränenreiche
Epo-Geständnis eines Erik Zabel haben es geschafft, das Feld der
Radler frei von Doping zu halten. Das gilt nicht nur für die
Rundfahrt durch Frankreich.
Und - das muss an dieser Stelle unbedingt festgehalten werden - auch
nicht nur für den Radsport. Doping ist eine Seuche, die sich quer
durch alle Sportarten zieht. Den Verlockungen von höherer
Leistungsfähigkeit und dadurch mehr Erfolg erliegen zudem auch alle
andere Gesellschafts-Schichten. Wer hier mit Medikamenten nachhilft,
muss aber nur selten eine Urin- oder Blutprobe abgeben.
Anders bei den Sportlern und hier speziell bei den Radprofis. Die
Zahl der unangemeldeten Kontrollen ist explosionsartig gestiegen.
Nachts, im Urlaub, beim Training - jederzeit können die Dopingfahnder
auftauchen. Das ist gut so, denn es steigert zumindest die Angst,
nach einer Spritzenkur erwischt zu werden.
Das Risiko in dieser Hinsicht dürfte bei dieser Tour so groß wie nie
sein. Außerhalb der Rennzeiten besteht von morgens um sechs bis
abends um 21 Uhr für alle Teams die Verpflichtung, im Hotel
erreichbar zu sein. Selbst Haar- und Nagelproben können genommen
werden, um auch andere Substanzen als Epo nachzuweisen.
Viel mehr können die Tour-Veranstalter während der »Großen Schleife«
nicht tun, um eine saubere Rundfahrt durchzuziehen. Die Ausladung des
Doping belasteten Astana-Teams mit Vorjahres-Sieger Contador und auch
das Startverbot von Tom Boonen nach dessen Kokain-Affäre waren
ebenfalls konsequent.
Doch selbst wenn die Frankreich-Rundfahrt 2008 erneut von einem
Dopingfall erschüttert wird - der Radsport und die Tour werden
weiterleben. Die Zuschauerzahlen an den Strecken sind ein deutliches
Signal, dass diese Sportart trotz aller Skandale und Rückschläge in
mehr als 100 Jahren ihren großen Reiz nicht verloren hat.
Deutsche Teams aber, ohnehin dünn gesät, die wird es dann in
absehbarer Zeit wohl nicht mehr geben.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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