LVZ: Arbeitsvermittler werden gedrängt, Sanktionsmaßnahmen durchzusetzen/Unions-Arbeitnehmer wollen Ausdünnung der Arbeitsmarktinstrumente/Koalitionsspitze: Mindestlohnkonzept nur regional- und branch
Geschrieben am 30-05-2006 |
Leipzig (ots) - Die Spitze der Bundesagentur für Arbeit um Vorstandschef Frank-Jürgen Weise hat die Job-Berater der Agentur aufgefordert, stärker als bisher Sanktionen gegenüber einsatzunwilligen Arbeitslosen auch auszusprechen und nicht nur anzudrohen. "Da trauen sich einige zu wenig", so Weise laut "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe) bei einer internen Zwischenbilanz der Hartz-Praxis. Korrekturen, dass in Zukunft "durchgreifende Sanktionen auch vor Ort umgesetzt werden", habe man auch der Bundesregierung zugesichert, so ein Mitglied der Bundesregierung gegenüber der Zeitung. Arbeitslose sind verpflichtet, jede weit gefasst als "zumutbar" erkannte Arbeit anzunehmen. Andernfalls ist die Bundesagentur berechtigt, Leistungskürzungen auszusprechen.
Bei Eintritt von Sanktionen wird die monatliche Regelleistung in einer ersten Stufe um 30 Prozent gekürzt. Sollten Arbeitslose wiederholt Ihre Pflichten verletzen, wird das Arbeitslosengeld II zusätzlich um weitere 30 Prozent des ihnen zustehenden Regelsatzes gekürzt. In diesen Fällen können dann auch die Leistungen "Mehrbedarf, Kosten für Unterkunft und Heizung" sowie "sonstiger Bedarf betroffen sein", erinnerte die Bundesagentur ihre Job-Berater an die gegebenen rechtlichen Möglichkeiten.
Der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe der Union im Bundestag, Uwe Schummer, rief die Koalition auf, "endlich Ruhe" in die Arbeitsmarkt-Debatte zu bringen. Dazu gehöre, "dass wir die vielfältigen Instrumente für den Arbeitsmarkt drastisch ausdünnen und bündeln", sagte Schummer gegenüber der "Leipziger Volkszeitung". Der Vorstandschef der Arbeitsagentur, Frank-Jürgen Weise, habe selbst erklärt, statt der vorhandenen 80 würden auch 40 verschiedene Instrumente für den Arbeitsmarkt voll auf genügen. "Wenn das schon Herr Weise fordert, dann müssen wir als Politiker den Mut haben, die vorhandenen Arbeitsmarkt-Instrumente auf ein Drittel zu kürzen nach dem Motto: In der Kürze liegt die Stärke", so Schummer. Das bedeute dann im Ergebnis, "keine Generalrevision von Hartz IV, sondern eine durchdachte Durchforstung der gesamten staatlichen Arbeitsmarktpolitik". Zudem sollten die Arbeits-Agenturen "auf regionaler Ebene mehr Eigenverantwortung inklusive eines eigenen Budget-Rechts erhalten", so Schummer. Das stärke die konkrete Verantwortlichkeit und die Beweglichkeit der Agenturen.
Unabhängig davon hat Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) an alle Beteiligten an der Koalition appelliert. "die Hysterie" aus der Hartz-Debatte herauszunehmen. Das bestätigten Teilnehmer des sonntäglichen Koalitionsgipfels gegenüber der Zeitung. Er habe, unter Zustimmung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), "allen Regierungsmitgliedern" geraten, "die Leute nicht durch immer neue Forderungen verrückt zu machen". Die Koalition "muss aufhören, sich die Arbeit selbst zu erschweren", mahnte Müntefering. Sein Appell, so Teilnehmer, habe sich dabei nicht nur auf die Unions-Regierungsmitglieder im Kabinett bezogen, sondern auch auf die Ministerpräsidenten und die Finanzpolitiker. Zugleich hat die Koalitionsführung, nach dem Bericht der Zeitung, die Grundlage für das zum Herbst anstehende Müntefering-Konzept für eine Mindestlohn-Regelung in Deutschland begrüßt. Der Mindestlohn werde "nur mit einer Kommission von außen, mit den Tarifparteien" und "ganz sicher nicht flächendeckend, sondern nach Möglichkeit branchen- und regionalspezifisch differenziert" festgelegt werden, so die von Müntefering kurz erläuterten Eckpunkte.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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