Lausitzer Rundschau: Die G8 und die Welternährungskrise Hunger nach Lösungen
Geschrieben am 07-07-2008 |
Cottbus (ots) - Manche Anklagen gegen den G8-Gipfel klingen, als werde der afrikanische Hunger allein in Berlin, Brüssel oder New York gemacht. Das ist eine Vereinfachung, die wenig zur Lösung der Nahrungsmittelkrise beiträgt. Wenn in Simbabwe, Sudan oder Somalia Menschen hungern, dann, weil Diktatoren, Korruption oder Bürgerkriege ihre Länder ruiniert haben. Bei dem gestrigen Treffen mit den Repräsentanten Afrikas haben die führenden Wirtschaftsnationen das Thema der "guten Regierungsführung" deshalb zu Recht angesprochen. Es nützt nämlich nichts, die Entwicklungshilfe zu steigern, wenn die Afrikanische Union nicht endlich bereit ist, auf ihrem Kontinent für Verhältnisse zu sorgen, die eine Entwicklung auch zulassen. Die Antwort auf steigende Nahrungsmittelpreise und zunehmenden Hunger kann nur kurzfristig das Verschiffen von Saatgut sein. Mittel- und langfristig muss es darum gehen, eine stabile und ertragreichere Agrarproduktion in den betroffenen Ländern selbst in Gang zu bringen. Darauf muss sich die Entwicklungshilfe viel mehr als bisher konzentrieren. Was aber ist mit der "guten Regierungsführung" in den Industrieländern? Denn die steigenden Preise haben auch mit Mechanismen zu tun, für die sie die Verantwortung tragen. Das gilt für die Spekulation, die die Märkte immer weiter überreizt. Sind die Industriestaaten bereit, Spekulanten in die Schranken zu weisen, zum Beispiel durch Besteuerung von Spekulationsgeschäften und -gewinnen? Das gilt für die weltweite Verknappung des Angebots durch die Konkurrenz des Biosprits. Sind die Importnationen bereit, die Biospritproduktion streng an den Nachweis nachhaltiger Herstellung zu koppeln, diesen Ausweg aus der Energiekrise also teurer zu machen? Das gilt für die Marktungleichgewichte. 40 Milliarden jährliche Subventionen für die EU-Bauern und die gleichzeitige Abschottung der Märkte durch Importzölle in den USA wie in der EU bedeuten einen riesigen Konkurrenzvorteil. Ist auch die deutsche Regierung bereit, ihre Bauern schneller als geplant vom Tropf der Subventionen zu nehmen, also fairen Welthandel zuzulassen? Ein Konglomerat gleichzeitiger Entwicklungen treibt die Preise: Klimawandel, Energiepreise, unfairer Welthandel, Bevölkerungswachstum, politische Instabilitäten. Alles hängt mit allem zusammen. Die Antwort darauf heißt globale Verantwortung, aber lokales Handeln. Jeder fange zuerst bei sich an, die Dinge zu verändern. Wir bei uns. Das kann für viele in Europa schmerzhaft werden. Hunger aber ist unerträglich.
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