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Stromwechsel gegen Volksverdummung!

Geschrieben am 09-07-2008

Berlin (ots) - Gemeinsame Pressemitteilung

Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen" ruft Stromkunden dazu
auf, die "Propagandaoffensive der Atomgemeinde für die großen
Konzerne so teuer wie möglich zu machen" - Mit Stromwechsel für
Energiewende und Atomausstieg demonstrieren - Argumentationsarmut der
Propaganda aufdecken

09.07.2008: Umweltorganisationen, Verbraucherschutzverbände und
Anti-Atomkraftinitiativen haben die Verbraucherinnen und Verbraucher,
Gewerbetreibende sowie kleine und mittlere Unternehmen aufgefordert,
auf die Propagandaoffensive der Atomwirtschaft und ihrer Lautsprecher
in der Politik kühl und angemessen zu reagieren: Durch den Wechsel zu
einem von den Konzernen unabhängigen Ökostrom-Versorger. Der
massenhafte Verlust von Kunden sei die einzige Sprache, die die Chefs
der dominierenden Energieunternehmen verstünden. Die im
Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen" zusammengeschlossenen
Organisationen reagierten damit auf den "vorgestrigen Versuch der
Atomkonzerne, sich an den Sorgen der Menschen vor steigenden
Energiepreisen und dem Klimawandel zu laben."

Die Behauptung, mit einer Laufzeitverlängerung alter und
störanfälliger Atomkraftwerke ließe sich die Energiepreisentwicklung
stoppen, die die vier großen Konzerne RWE, E.on, Vattenfall Europe
und Energie Baden-Württemberg zu einem großen Teil selbst zu
verantworten haben, sei "an Durchsichtigkeit kaum zu überbieten". Es
seien zum Beispiel diese Konzerne, die den Wert der ihnen zu 90
Prozent kostenlos zugeteilten CO2-Emissionszertifikate voll auf ihre
Kunden abwälzten. "Allein dieser Schluck aus der Pulle schwemmt den
vier Unternehmen, die uns jetzt angeblich beim Strompreis entlasten
wollen, bis 2012 rund 35 Milliarden Euro in die Kassen."

Die Klimaschutzrhetorik der Konzerne und ihrer Lautsprecher in der
Politik sei so verlogen wie die Behauptung, eine Laufzeitverlängerung
könne den Preisanstieg abbremsen. "Was ist vom Klimaengagement von
Unternehmen zu halten, die für ihre Atomkraftwerke unter dem Slogan
´ungeliebte Klimaschützer´ Abermillionen Euro ihrer Kunden verprassen
und auf der anderen Seite dieses Land mit einer neuen Generation von
Kohlekraftwerken überziehen wollen, die nach ihrer Inbetriebnahme
soviel Treibhausgase ausstoßen würden wie der gesamte Verkehrssektor?
Und wie glaubwürdig sind Unternehmen, die den Verbraucherinnen und
Verbrauchern für den Fall des Weiterbetriebs der Reaktoren günstigere
Strompreise versprechen, nachdem diese seit Jahren ohne Unterlass
steigen - obwohl all die Atomkraftwerke am Netz sind, die jetzt auf
wundersame Weise für Preisstabilität sorgen sollen?"

In Wahrheit gebe es für die faktische Aufkündigung des von den
Konzernspitzen selbst unterschriebenen Atomvertrages exakt drei
Motive: "Erstens die Aktienkurse. Zweitens der Profit. Drittens die
Gehaltsvorstellungen ihrer Manager." Je nach Leistungsstärke bringe
ein einziger abgeschriebener Reaktor mit jedem Jahr
Laufzeitverlängerung zwischen 250 und 400 Millionen Euro Gewinn vor
Steuern in die Konzernkassen, rechnete das Aktionsbündnis vor.
"Besonders perfide" sei die vor allem von der Union forcierte
Diskussion über Gewinne, die dann teilweise in Erneuerbare Energien
investiert werden müssten. "Das ist exakt das, was die Unternehmen
ohnehin tun müssen, wenn sie im Wettbewerb mit den mittelständischen
Unternehmen mittelfristig überleben wollen, die die Energiewende bis
heute tragen." Es gebe nicht die geringste Veranlassung die
profitabelsten Unternehmen des Landes auf Kosten der Sicherheit der
Bevölkerung zusätzlich zu päppeln. Außerdem habe der Präsident des
Deutschen Atomforums und frühere E.on-Vorstand, Walter Hohlefelder,
dazu bereits im Bundestagswahlkampf 2005 in einem Anfall von
Ehrlichkeit alles gesagt. Erstens würden die Strompreise bei einer
Laufzeitverlängerung keineswegs sinken und zweitens sei eine
Gewinnabschöpfung "ordnungspolitisch völlig inakzeptabel", erklärte
Hohlefelder seinerzeit gegenüber der Berliner Zeitung.

Am Tag, an dem die Laufzeitverlängerung tatsächlich beschlossen
werde, erwartet das Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen"
deshalb zwei Reaktionen der Konzerne: "Die klare Ablehnung von
Gewinnausschüttungen zugunsten der Stromverbraucher und die
Wiederaufnahme ihres Kampfes gegen Erneuerbare Energien in der
Stromerzeugung." Beispielsweise würden dann die geplanten und
genehmigten Offshore-Windpark-Projekte in Nord- und Ostsee, die die
dominierenden Konzerne in den vergangenen Jahren in großer Zahl
aufgekauft haben, niemals realisiert, weil sonst viel zuviel Strom
ins System käme. "Betriebswirtschaftlich bliebe den Unternehmen nach
einer Laufzeitverlängerung gar nichts anderes übrig, als die
Ausbaudynamik der Erneuerbaren Energien zu brechen. Die Energiewende
wäre zu Ende, ehe sie richtig begonnen hat."

Auch bei der Behauptung von der "Renaissance der Atomenergie"
herrsche offenbar ein hohes Maß an selektiver Wahrnehmung. Denn im
Gegensatz zu den hochprofitablen abgeschriebenen Altanlagen seien
neue Atomkraftwerke in liberalisierten Strommärkten nicht
konkurrenzfähig. Was derzeit weltweit ablaufe sei deshalb lediglich
eine "Renaissance der Ankündigungen". 1990 habe die offizielle
Statistik der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien 83
Reaktorbaustellen ausgewiesen, 1998 waren es 36 und aktuell 34. Von
diesen sind 12 Meiler seit über zwanzig Jahren im Bau. Die Zahl der
Atomkraftwerke auf der Welt sinke wegen der bereits begonnenen
Abschaltung von Altreaktoren. Die tatsächlich große Zahl von
Absichtserklärungen aus der Politik in einigen wichtigen Ländern
werde durch die wenigen realen Baustellen massiv relativiert. In ganz
Westeuropa seien zwei Meiler im Bau, in den USA einer: Das Projekt
Watts Bar 2 (Tennessee), dass vor 36 Jahren (1972!) gestartet wurde
und zwischenzeitlich 23 Jahre eingemottet war. Diese Baustelle an
einem Standort, an dem auch Tritium für US-Atombomben hergestellt
wird, sei der einzige vorzeigbare "Erfolg" der fast achtjährigen
Amtszeit des glühenden AKW-Anhängers George W. Bush. Überall wo
Politiker die Stromunternehmen zum Reaktorbau drängten, verlangten
diese Subventionen und Stromabnahmegarantien, um gegen andere
Methoden der Stromproduktion wettbewerbsfähig zu werden. Tatsächlich
seien in den vergangenen Jahren im Durchschnitt zwei Gigawatt
Atomstromleistung vornehmlich in Asien ans Netz gegangen. Bei der
Windenergie waren es allein 2007 etwa 20 Gigawatt.

"Die Energiekonzerne RWE, E.on, Vattenfall und EnBW und die
Atomparteien CDU, CSU und FDP haben sich im vollem Bewusstsein der
möglichen katastrophalen Folgen entschieden, den Fundamentalkonflikt
um die Atomenergie in Deutschland wieder aufzunehmen. Sie werden
ihren Willen bekommen. Und dabei hunderttausende Kunden verlieren",
prophezeite das Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen".
Unter Hinweis auf den heute bekannt gewordenen Austritt von
uranhaltiger, radioaktiver Flüssigkeit aus der französischen
Atomanlage Tricastin an der Rhone warnte das Bündnis vor einem
"Atomwahlkampf" im kommenden Jahr. "Wer in Deutschland mit Atomkraft
Wahlen gewinnen will, muss wissen: Absolut sicher an den Atomanlagen
sind nur die regelmäßigen Störfälle."
_______________________________________________________
Das Aktionsbündnis "Atomausstieg-selber-machen" hat sich im Herbst
2006 zusammengeschlossen, nachdem die Atomkonzerne E.on, RWE,
Vattenfall und EnBW die von ihnen oder ihren Vorgängerunternehmen
selbst unterzeichnete Vereinbarung über den Atomausstieg faktisch
aufgekündigt hatten und für den Weiterbetrieb ausgerechnet der
ältesten und gefährlichsten Atomkraftwerke in Deutschland kämpfen.

Teilnehmer und Unterstützer Aktionsbündnis "Atomausstieg selber
machen":

Aktionsbündnis "Atomausstieg selber machen":
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH), Bund für Umwelt- und Naturschutz
Deutschland e.V. (BUND), Bund der Energieverbraucher e.V.,
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), campact!,
Deutscher Naturschutzring/ Dachverband der deutschen Natur- und
Umweltschutzverbände e.V. (DNR), Forum Umwelt und Entwicklung,
genanet - Leitstelle Gender, Umwelt, Nachhaltigkeit, Greenpeace
Deutschland e.V., GRÜNE LIGA e.V., Internationale Ärzte für die
Verhütung des Atomkrieges/ Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.
(IPPNW), Jugendbündnis Zukunftsenergie, Klar! Kein Leben mit atomaren
Risiken!, Mütter gegen Atomkraft e.V., NaturFreunde Deutschlands
e.V., Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), ROBIN WOOD e.V.,
urgewald, WWF Deutschland, .ausgestrahlt
Mehr Informationen zum Stromwechsel innerhalb von fünf Minuten finden
Sie im Internet unter: www.atomausstieg-selber-machen.de und unter
der kostenfreien Ökostrom-Hotline: 0800 762 68 52 (werktags 9:00 -
17:00)

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e. V.(DUH), Hackescher
Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 2400867-0, Fax: 030 2400867-19, Tel.
Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de

Thorben Becker, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
e.V.(BUND), Am Köllnischen Park 1, D-10179 Berlin, Tel: 030 27586-421
Fax 030 27586-440, E-Mail: thorben.becker@bund.net

Carsten Wachholz, Naturschutzbund Deutschland (NABU), Charitéstraße 3
10117 Berlin, Tel. 030 284984-1617, Fax 030 284984-3617, Mobil:
01724179727, E-Mail: Carsten.Wachholz@nabu.de


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