Wirtschaftsratspräsident Lauk: "Union muss wirtschaftspolitische Koordinaten wieder klar definieren, um Regierungsziele Wachstum, Arbeit und Konsolidierung erreichen zu können"
Geschrieben am 30-05-2006 |
Berlin (ots) -
Anlässlich der Jahrespressekonferenz des Wirtschaftsrates der CDU e.V. erklärt dessen Präsident, Prof. Dr. Kurt J. Lauk:
"Union muss wirtschaftspolitische Koordinaten wieder klar definieren, um Regierungsziele Wachstum, Arbeit und Konsolidierung erreichen zu können"
Die Seele der Mitglieder des Wirtschaftsrates kocht wegen der Blockadepolitik der SPD in wichtigen Reformfragen und der mangelnden Sichtbarkeit von wirtschaftspolitischen Konturen in der Union. Die Union muss ihr marktwirtschaftliches Profil wiedergewinnen. Dabei müssen drei Prioritäten gesetzt werden: Deckelung der Staatsausgaben und Sozialsysteme, Beseitigung der Überregulierung im Arbeitsmarkt und Abbau der ausufernden Bürokratie. Der Staat steht im Dienste des Bürgers und nicht der Bürger im Dienste des Staates.
Mit dem Leitprinzip "Mehr Freiheit wagen" hat die Bundeskanzlerin den Bürgern aus dem Herzen gesprochen. Aber die Koalition hat sich in der Tagesarbeit weit davon entfernt. Der linke Rückwärtskurs der Sozialdemokraten ist Ursache dafür, dass in der schwarz-roten Koalition vor allem die Union große Kröten schluckt.
Unbestritten sind die bisherigen Erfolge der Großen Koalition: Aufdeckung der tatsächlichen Haushaltslage unseres Landes; Einstieg in eine Föderalismusreform; Stabilisierung der Rentenversicherung.
Auch bei diesen positiven Signalen kommt die Union jedoch nicht umhin, ihre wirtschaftspolitischen Koordinaten wieder klar zu definieren. Nur so kann es ihr gelingen, die Regierungsziele Wachstum, Arbeit und Konsolidierung zu erreichen.
Dabei verkennt der Wirtschaftsrat nicht die staats- und gesellschaftspolitische Mitverantwortung der Unternehmer und Unternehmen. Gleiches muss aber auch für die Gewerkschaften gelten. Die jüngsten Beschlüsse des DGB sind jedoch ein K.O.-Programm für die Verbesserung der Arbeitsmarktbedingungen. Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 7,50 Euro würde bedeuten, dass über 30 Prozent aller Arbeitsplätze in Ostdeutschland vom Staat subventioniert werden müssten.
Der Wirtschaftsrat begrüßt die Einrichtung des Normenkontrollrates nach niederländischem Vorbild. Beim Anspruch, Bürokratie abzubauen, wird jedoch neue Bürokratie aufgebaut durch über die EU-Vorgaben weit hinausgehende zusätzliche nationale Regelung. Der Wirtschaftsrat hat kein Verständnis dafür, dass beim Gleichstellungsgesetz neue Spielwiesen für die Gewerkschaften eröffnet werden. Bürokratischer Unsinn ist ebenso die Ausweitung der Fahrtenbuch-Pflicht. Statt dessen sollten wahlweise notfalls die Pauschalen erhöht werden.
Zur Hälfte der Legislatur Ende 2007 müssen die entscheidenden Reformschritte gemacht sein. Dann wird sich erweisen, ob die Große Koalition weiterhin Sinn macht. Die Union selbst muss die Sollbruchstellen der schwarz-roten Koalition bestimmen.
1. Generalrevision für Arbeitsrecht und Hartz IV unabdingbar - Langzeitarbeitslose aus der Sozialstaatsfalle befreien
Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften ist seit Einführung des Arbeitslosengeldes II im Januar 2005 um 1 Million auf 3,9 Millionen bis zum März 2006 angestiegen.
Die Hartz-Reformen entpuppen sich als Fässer ohne Boden. Nach einem Anstieg der Kosten von 14 auf 25 Milliarden Euro im Jahre 2005 drohen die Kosten im laufenden Jahr von geschätzten 25 auf über 28 Milliarden Euro auszuufern. Statt nach neuen Finanzierungsmitteln zu suchen, sollte die Bundesregierung durch eine Generalrevision der Leistungen die Kosten senken. Der Wirtschaftsrat verlangt:
- Abschaffung der zweijährigen Zuschläge auf das Arbeitslosengeld II. - Stärkere Überprüfung der Erwerbsfähigkeit von ALG-II-Empfängern durch Amtsärzte - Pauschale Unterkunftszahlungen direkt an den Vermieter - Weitere Verschärfung der Kriterien zur Bildung von Bedarfsgemeinschaften durch Absenkung des Schonvermögens bei der Bedürftigkeitsprüfung sowie Rückkehr zum Unterhaltsrückgriff wie in der früheren Sozialhilfe. - Absenkung des Arbeitslosengeldes II um 30 Prozent bei Arbeitsverweigerung als Regelfall
Der gesetzliche Kombilohn muss sich auf die wirklich bedürftigen Arbeitslosengeld-II-Empfänger konzentrieren.
Der Wirtschaftsrat lehnt unmittelbare Lohnzuschüsse an die Arbeitgeber ab, um Missbrauch und Drehtüreffekte zu vermeiden.
Der Wirtschaftsrat wendet sich entschieden gegen die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes.
Die Einführung der zweijährigen Probezeit im Tausch gegen die zeitlich befristeten Arbeitsverträge ist ein untaugliches Instrument. Sie belastet vor allem den Mittelstand und ist ein Arbeitsbeschaffungsprogramm für Anwälte. Der Arbeitsminister ist aufgefordert, das verkrustete Arbeitsrecht aufzusprengen durch:
- Legalisierung betrieblicher Bündnisse für Arbeit - ohne Gewerkschaftsveto. - Beibehaltung der Option zur sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverträgen. - Flexibilisierung des Kündigungsschutzes durch individuelle Vereinbarungen auf Unternehmensebene zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern; wie in der Schweiz sollten durch Einzelverträge Kündigungsfristen und Abfindungen individuell vereinbart werden können. 2. Marode Umlagefinanzierung im Gesundheitswesen deckeln - Wettbewerb statt Staatsmedizin - Der mündige Bürger muss Leitbild der Union auch im Gesundheitswesen bleiben
Der Patient muss die steuernde Größe im Gesundheitswesen sein und nicht der Staat. Kernpunkt dieser Gesundheitsreform muss eine Strukturreform sein. Notwendig ist eine weitere Privatisierung und der Übergang zum monistischen Finanzierungssystem bei den Krankenhäusern.
Der Wirtschaftsrat warnt daher vor der Bürgerzwangsversicherung und kämpft gegen die kalte Enteignung der Privaten Krankenversicherung. Das Modell der SPD-Linken ist ordnungspolitisches Gift: Es drängt alle Bürger in die Staatsmedizin und kassiert nur weiter ab, statt die strukturellen Probleme zu lösen. Ohne Gegensteuern droht mittelfristig ein Anstieg der Sozialbeiträge auf 50 Prozent und damit der Verlust von einer Million Arbeitsplätzen. Dagegen sollte die Bundesregierung alles daran setzen, die Wirtschaftlichkeitsreserven zu heben und den Wachstumsmarkt Gesundheitswesen zu entfesseln. Die Voraussetzungen dafür sind mehr Kapitaldeckung, mehr Eigenverantwortung und mehr Wettbewerb. Der Wirtschaftsrat fordert:
- Abkoppelung der Gesundheitskosten vom Beschäftigungsverhältnis bei Einführung einer Gesundheitsprämie für das medizinisch Notwendige. - Erhöhung der sozial gestaffelten Eigenbeiträge - Erhalt der Privaten Krankenversicherungen und Verhinderung der drohenden Enteignung bei den Altersrückstellungen. - Vollständige private Absicherung des gesamten Zahnbereichs, der privaten Unfallrisiken und des Krankengeldes. - Mehr Transparenz über die Kosten der medizinischen Behandlung vor allem durch Wechsel vom Sachleistungs- zum Kostenerstattungsprinzip. - Weniger Regulierung und Bürokratie sowie zur Förderung des Wettbewerbs die Aufhebung des Verhandlungsmonopols der Kassenärztlichen Vereinigungen.
3. Nationalen Stabilitätspakt durch Sanktionen stärken - Unternehmenssteuer auf unter 30 Prozent senken - Gewerbesteuer ersetzen
Der Wirtschaftsrat bekräftigt seinen Forderung nach einer in der Verfassung verankerten Schuldenbremse nach Schweizer Vorbild. Nur so können dem Staat endlich die Kreditkarten entzogen und der Wechselreiterei auf Kosten der Zukunft ein Ende gemacht werden. Bis 2013 sollten die öffentlichen Haushalte ausgeglichen sein. Die Ausweitung der Einnahmen durch immer mehr Steuern ist keine echte Konsolidierung.
Deutschland braucht ein föderales Konzept des nationalen Stabilitätspakts zur Konsolidierung der staatlichen Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden. Dieser Stabilitätspakt muss im Rahmen einer II. Stufe der Föderalismusreform durch Sanktionsmöglichkeiten im Finanzausgleich gestärkt werden.
Zusätzliche Haushaltseinsparungen müssen erreicht werden durch:
- Abbau der direkten und indirekten Finanzhilfen von Bund und Ländern nach dem Vorbild der Koch/Steinbrück-Liste in Stufen ab 2008 um jährlich 10 Milliarden bis auf 60 Milliarden Euro in 2013. - Senkung der Ausgaben im öffentlichen Dienst um zwei Prozentpunkte pro Jahr bis 2013 mit einem dann erreichten Einsparvolumen von zwölf Milliarden Euro. - Bekämpfung des Umsatzsteuerbetrugs um zehn Milliarden Euro durch Einführung von Clearing-Stellen und den Übergang zur Ist-Besteuerung. - Überprüfung aller staatlichen Leistungsgesetze.
Niedrige Unternehmensteuersätze und die Verbreiterung der Bemessungsgrundlage versprechen eine doppelte Dividende: Einmal wird eine Verstärkung der Investitionstätigkeit erreicht. Zum anderen spült neue Wachstumsdynamik mehr Geld in die staatlichen Kassen. Der Wirtschaftsrat fordert daher, die große Unternehmensteuerreform zum 1. Januar 2008 in Kraft zu setzen. Nach dieser großen Reform müssen durch Disziplin und Zurückhaltung des Gesetzgebers Berechenbarkeit und Vertrauen in das Steuerrecht wieder hergestellt werden. Für eine wettbewerbsfähige Unternehmensbesteuerung fordert der Wirtschaftsrat:
- Ersatz der Gewerbesteuer und Einführung einer unabhängigen und konjunkturstabilen Finanzierungsbasis für die Kommunalfinanzen - Attraktive Unternehmensteuersätze von deutlich unter 30 Prozent - Abgeltungsteuer von 24 Prozent auf Zinsen, halbe Dividenden und Veräußerungsgewinne - Streichung von steuerrechtlichen Pauschal- und Ausnahmeregelungen - Europarechtskonforme und leicht zugängliche Gruppenbesteuerung - Schaffung eines wettbewerbsfähigen Umwandlungsteuerrechts
Der Wirtschaftsrat wendet sich grundsätzlich gegen immer neue Sondersteuern sowie gegen die Reichensteuer: Wer glaubt, die Solidarität in unserer Gesellschaft könne über das Finanzamt hergestellt werden, irrt. Nachhaltige Solidarität heißt: Die Zahl der Leistungsträger zu erhöhen und sie zu ermutigen, statt sie durch abschreckende Konditionen außer Landes zu treiben. Nur eine breite Basis von Leistungsträgern ermöglicht die Solidargemeinschaft mit den Bedürftigen.
Originaltext: Der Wirtschaftsrat der CDU Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=42899 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_42899.rss2
Pressekontakt: Wirtschaftsrat der CDU e.V. Erwin Lamberts Pressesprecher Tel. 030/24087-301 Fax. 030/24087-305 E-Mail: e.lamberts@wirtschaftsrat.de
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