Allgemeine Zeitung Mainz: Großes Glück
Geschrieben am 11-07-2008 |
Mainz (ots) - Peter Königsberger zu ICE-Unfall
Seit es Hochgeschwindigkeitszüge wie den ICE gibt, hat das Flugzeug auch auf langen Strecken einen ernsthaften Konkurrenten. Und spätestens seit die Preise für fossile Treibstoffe explodieren, wird die elektrisch betriebene Bahn noch weit mehr als bisher zum idealen Transportmittel. Soll das so bleiben, muss der Zug aber auf Dauer auch sicher bleiben. Rein statistisch gesehen gilt das Flugzeug nach wie vor als das sicherste Transportmittel auf diesem Globus. Das kommt nicht von ungefähr, denn die Sicherheit beim Starten, Landen und in der Luft hängt einzig davon ab, dass das eingesetzte Gerät immer einwandfrei gewartet wird. Genau das müsste auch ganz selbstverständlich für ein Verkehrsmittel am Boden gelten, das mindestens so viele Menschen von A nach B bringt wie ein Flugzeug. Müsste! Der Ruf des ICE ist spätestens seit dem Entgleisen vor dem Kölner Hauptbahnhof erneut angekratzt. Wie sich nämlich jetzt herausstellt, scheint der Zug nur mit großem Glück einer Katastrophe entgangen zu sein und mit ihm eine große Zahl von Passagieren. Da werden schmerzliche Erinnerungen an das Unglück von Eschede wach, bei dem 1998 über 100 Menschen in den Trümmern eines ICE starben. Damals war es ein gebrochener Radreifen, dieses Mal ein Verbindungsstück zwischen zwei Rädern. Es war möglicherweise schon in Frankfurt ge- oder wenigstens angebrochen. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, denn der ICE fährt auf der Strecke nach Köln teilweise mit Höchstgeschwindigkeit. Dass die Staatsanwaltschaft jetzt wegen Gefährdung des Bahnverkehrs ermittelt, ist richtig, denn Passagiere haben die Zugbegleiter schon bei Frankfurt auf ungewöhnliche Geräusche aufmerksam gemacht. Diese aber sollen abgewiegelt haben, statt der Sache nachzugehen. - Wenn das stimmt, dann mangelt es bei der Bahn nicht nur an der Qualität der Warung.
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