Wiesbadener Kurier: Wut und Wahrheit
Geschrieben am 16-07-2008 |
Wiesbaden (ots) - Wiesbadener Kurier zu Nahost
Selbst aus großer Entfernung und ohne die unmittelbare Betroffenheit lässt es sich nachvollziehen, wie schwer das fallen muss: zwei israelische Soldaten, noch dazu tote, gegen fünf Hisbollah-Männer einzutauschen, die für den jüdischen Staat das Böse schlechthin verkörpern - und sich ihres Lebens erfreuen. Ein hoher Preis für die Rückkehr der sterblichen Überreste. Diesen gezahlt zu haben, wird zu Recht weltweit gewürdigt, natürlich auch im politischen Berlin, das den Austausch in zähem Ringen ausgehandelt hatte. Zum tausendsten Mal knüpft sich an ein solches kleines Zeichen des Einlenkens der Kontrahenten die Hoffnung, dass in den "Friedensprozess", der diesen Namen längst nicht mehr zu verdienen schien, Bewegung kommen könnte. Dazu hat der Gipfel der Mittelmeerunion vor wenigen Tagen beigetragen, der Syrien und Libanon ins Verhandlungsboot zu holen versuchte. In der Tat braucht der Nahe Osten eine große Lösung, in die alle Beteiligten einbezogen werden. Die Chancen dafür standen in jüngerer Zeit selten so gut wie jetzt. Einer Annäherung der Kontrahenten könnte der neue amerikanische Präsident vom nächsten Jahr an zusätzlichen Auftrieb verleihen, aber auch das haben wir in diesem Konflikt schon oft geglaubt. Der Schlüssel liegt bei Israelis und Palästinensern. Sie müssen Zugeständnisse machen, das Zwei-Staaten-Prinzip akzeptieren, der Gewalt abschwören und zu Verhandlungen über alles bis hin zur Frage der Hauptstadt Jerusalem bereit sein. Es gibt dazu keine Alternative. Die Eltern der getöteten Soldaten und die israelische Bevölkerung hatten gestern allen Anlass zu ihrer Trauer und ihrer Wut. Mit beidem eine neue Welle der Gewalt zu nähren, wäre aber der größte Fehler. Todesdrohungen gegen Hisbollah-Chef Nasrallah mögen verständlich sein, das Problem lösen sie nicht, heizen den gegenseitigen Hass nur an. Im Nahen Osten sind genug Menschen gestorben. Darauf hingewiesen zu werden, mag nach dem gestrigen Austausch in Israel nicht leicht zu akzeptieren sein. Es bleibt aber auch an einem Tag wie diesem die schlichte Wahrheit.
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