Westdeutsche Zeitung: Clement = von Alexander Marinos
Geschrieben am 31-07-2008 |
Düsseldorf (ots) - Wolfgang Clement hat das nicht verdient: diese Aufmerksamkeit, die ihm jetzt wieder zuteil wird. Schon als aktiver Politiker wurde er oft überschätzt. Die meisten seiner "Leuchtturm-Projekte", wie er eigene Initiativen gerne frei von jeder Bescheidenheit nannte, erreichten zwar nicht einmal die Leuchtkraft einer 20-Watt-Birne, kosteten die Steuerzahler aber im Ergebnis viel Geld. Nun ist Clement nur noch Ex-Bundesminister, Ex-Ministerpräsident und Ex-Parteivize. Es könnte, was ihn selbst am meisten beunruhigt, ruhig um ihn werden. Doch daraus wird nichts. Die Schiedskommission der NRW-SPD hat ihn ins Rampenlicht gerückt und der Partei damit mehr geschadet, als es Clement selbst je getan hat oder noch tun könnte. Natürlich ist es nicht hinnehmbar, wenn ein ehemaliger wichtiger Funktionsträger kurz vor einer Landtagswahl davon abrät, die eigene Partei zu wählen. Es ist sogar nicht auszuschließen, dass der Hessen-SPD dadurch die entscheidenden Zehntelprozentpunkte fehlten, um die CDU zu überholen. Formal ist das ein guter Grund, jemandem das Parteibuch zu entziehen. Doch eine Partei-Schiedskommission sollte sich nicht mit einem Amts- oder Landgericht verwechseln. Sie sollte die Sache nicht nur formaljuristisch betrachten, sondern die praktisch-politischen Konsequenzen eines Urteils bedenken. Diese sind hier nämlich erheblich: Die Gesamtpartei wirkt einmal mehr zerrissen. Es sieht so aus, als hielte sie Meinungen nicht aus, die von der Parteilinie abweichen. Es droht ihr dadurch, kaum vorstellbar, ein noch tieferer Tiefpunkt in der Wählergunst. Besonders dumm steht die NRW-SPD da. Die Landesvorsitzende ist genötigt, bei Fragen nach Clement herumzueiern, statt sich klar zu positionieren, wie sie zu dem Nachfolger von Johannes Rau steht. Viele Mitglieder haben schon wütend ihr Parteibuch zurückgegeben, ohne dass der angestrebte Clement-Rauswurf auch nur einen Menschen verlocken konnte, der SPD beizutreten. Die unter Gerhard Schröder umworbene "Neue Mitte" reibt sich die Augen. Eine Partei, die Clement den Stuhl vor die Tür setzt, will auch - so wird automatisch geschlussfolgert - von dieser Mitte nichts mehr wissen: ein weiterer Baustein zur strukturellen Mehrheitsunfähigkeit.
Originaltext: Westdeutsche Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2358 redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
150976
weitere Artikel:
- Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zu Clement Rostock (ots) - Dass es mit Clement so weit kam und er kurz vor der Hessen-Wahl der Spitzenfrau Andrea Ypsilanti empfindlich vors Schienbein trat, hat vor allem mit der ungeklärten Richtungsfrage der Partei zu tun. Clement und andere stehen für den eher wirtschaftsliberalen Flügel der SPD. Jedoch ist der unter dem Eindruck der Linkspartei längst ins Abseits gedrängt worden. Die Umverteilungssozialisten unter Kurt Beck haben die Agenda 2010 abgemildert. Das Nein zur Atomkraft ist fast das einzige unstrittige SPD-Merkmal. Clement stellt mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: zu Israel - "Nicht so einfach" Mainz (ots) - "Endlich" dürfte gestern in Israel das meistgebrauchte Wort gewesen sein, endlich gibt Ehud Olmert auf. Israels Premier ist für das Land, das sich erneut anschickt, eine Friedensregelung mit den Palästinensern zu suchen, und deshalb dringend eine stabile innenpolitische Struktur braucht, zu einer unerträglichen Belastung geworden. Er stolpert jetzt zwar über eine Reihe von Korruptionsvorwürfen. Doch der wirkliche Grund, weswegen sich die ganze Nation von ihm angewendet hat, war seine Weigerung, die politische Verantwortung mehr...
- Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Clements Parteiausschluss Köln (ots) - Nicht der Genosse Piefke JOST SPRINGENSGUTH zu Clements Parteiausschluss Es ist nicht der Genosse Pief ke, der da mal frech gewor den ist. Die Belastung der SPD heißt Wolfgang Clement, seit 38 Jahren Mitglied, war Spre cher der Partei, hat sich im Umfeld von Johannes Rau vom Journalisten zum Politiker ent wickelt und galt zuletzt als Aus hängeschild für Gestaltungswil len. Jedenfalls mit diesem An spruch war er Ministerpräsi dent und Bundeswirtschaftsmi nister. Einfach war er nie, dafür direkt. Da muss schon etwas vorgefal mehr...
- Kölner Stadt-Anzeiger: Bosbach: Ausschluss Clements ist ein Fehler Köln (ots) - Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Bosbach, hat den geplanten Ausschluss des früheren Bundeswirtschaftsministers Wolfgang Clement aus der SPD als Fehler bezeichnet. "Die SPD tut sich damit überhaupt keinen Gefallen, weil Wolfgang Clement für eine bestimmte politische Richtung in der SPD steht", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger online". "Sein Rauswurf wäre ein Symbol dafür, dass diejenigen, die einen nüchternen, realistischen, wirtschaftsfreundlichen Kurs vertreten, in der SPD keine mehr...
- Neue Westfälische: Clement vor dem Partei-Auschluss Bielefeld (ots) - Sieht man den Konflikt rein formal und juristisch, dann ist der Schiedskommission kein Vorwurf zu machen. Clement hat mit der ihm eigenen Rechthaberei die hessische SPD-Spitzenkandidatin eine Woche vor dem Wahltag für nicht wählbar erklärt. Aber die Schiedskommissare der SPD sind nicht nur Juristen. Sie sind auch Mitglieder der Partei.Der Schaden, den die drei Parteirichter mit ihrem drakonischen Urteil angerichtet haben, trifft die ohnehin siechen Sozialdemokraten mindestens ebenso hart wie die regelmäßigen Attacken mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|