Rheinische Post: Schreib-Notbremse
Geschrieben am 28-02-2006 |
Düsseldorf (ots) - Von Jens Voss
Schön, dass wir Deutschen in unserer Schriftsprache bald wieder vielversprechende (= talentierte) von viel versprechenden (=populistischen) Politikern unterscheiden können. Der Rechtschreib-Rat hat bei seinen Korrekturen der Rechtschreib-Reform die Notbremse gezogen und mit dem gröbsten Unfug aufgeräumt: mit Regeln über Getrenntschreibungen, die zu Sinnverfälschungen führten. Man darf künftig wieder Begriffspaare zusammenschreiben, wenn sie einen neuen Sinn ergeben. Das ist die gute Nachricht. Die Schlechte ist: Es bleibt bei dem chaotischen Gesamtbild, das die Rechtschreibreform hinterlässt. Unsere Schüler werden auf Jahre hinaus viele Schreibweisen vor Augen haben - in ihren Schulbüchern (die verschiedene Reformstufen widerspiegeln) und erst recht, wenn sie zu Hause zum Buch greifen. Faktisch ist die Reform, die angetreten ist, das rechte Schreiben transparenter zu machen, gescheitert. Und nun? Die Welt wird davon nicht untergehen, gute Romane bleiben gute Romane - egal ob in alter, in neuer oder in allerneuester Schreibweise. Schließen wir die elende Rechtschreibreformendlosdebatte endlich ab. Richten wir unsere Energie lieber auf die Frage, wie wir die Leselust bei Schülern fördern. Lesen ist Denken ist Erfolg - das vor allem zählt.
Originaltext: Rheinische Post Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30621 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
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