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Studie: Familie 2008 - Viel beachtet, wenig geschätzt? Wie geht es Eltern in Deutschland wirklich: neue repräsentative forsa-Befragung im Auftrag der Zeitschrift ELTERN

Geschrieben am 11-08-2008

Berlin/München (ots) - 60% der Väter würden gerne mehr Zeit mit
ihren Kindern statt bei der Arbeit verbringen/ 35% finden, dass
Deutschland kein gutes Land für Familien ist/ 65% monieren ein
verzerrtes Familienbild in der Öffentlichkeit

11. August 2008 - Mangelnde Betreuungsplätze, Bildungsmisere,
Erziehungsnotstand, Verwahrlosung: Öffentlichkeit und Politik, so
scheint es, sorgen sich zunehmend um Deutschlands Kinder. Doch wie
geht es eigentlich denen, die die Entwicklung der Kinder am meisten
prägen - den Müttern und Vätern? "Viele Eltern haben den Eindruck,
vor allem als überforderte Problemgruppe wahrgenommen zu werden",
sagt ELTERN-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki. "Sie fühlen sich
enorm unter Druck und zu wenig geschätzt mit dem, was sie tagtäglich
leisten."

Im Auftrag der Zeitschrift ELTERN hat forsa jetzt 1.014 Mütter und
Väter von Kindern unter 11 Jahren repräsentativ nach ihrem
Lebensgefühl befragt: Fühlen sie sich vom Staat unterstützt? Sind sie
mit der Arbeitsverteilung in ihrer Familie zufrieden? Kommen sie mit
der Kindererziehung klar? Haben sie ausreichend Geld? Und genug Zeit?
Was macht sie glücklich?

Erfreulich: Eltern haben keine Angst vor dem Erziehen
TV-Nannys mögen etwas anderes vermitteln, die Studie jedoch zeigt:
Die meisten Mütter und Väter in Deutschland (47%) haben eine klare
Vorstellung von der Erziehung ihrer Kinder und setzen diese auch oft
problemlos um. 41% haben zwar ab und zu Zweifel, finden dann aber Rat
bei Freunden oder in Erziehungszeitschriften. Nur 5% geben an, schon
einmal professionelle Hilfe bei Erziehungsexperten gesucht zu haben.
Besonders junge Eltern mit kleinen Kindern zeigen sich selbstbewusst:
54% der 18- bis 29-Jährigen sagen: Erziehungsfragen sind bei uns kein
Problem.

Unbefriedigend: Fast die Hälfte der Mütter würde gerne mehr
arbeiten
Mütter fühlen sich immer noch mehr für die Kinder und deren Betreuung
zuständig als Väter. Sie versuchen auch häufiger, den Spagat zwischen
Beruf und Familie zu meistern - daran hat sich trotz Elterngeld und
bezahlter Vätermonate bislang noch nicht viel geändert. So finden 44%
der Frauen (Männer: 30%), dass es oft schwierig ist, Beruf und Kinder
zu vereinbaren. Ebenso viele Frauen (44%) würden gern mehr in ihrem
Beruf arbeiten, haben aber keine befriedigende Betreuungslösung.
Immerhin 60% der von forsa befragten Männer würden sich mehr
gemeinsame Zeit mit ihren Kindern wünschen, bemängeln aber, dass die
Arbeitswelt dafür kein Verständnis hat.

Überraschend: Mit ihrer Rollenverteilung sind die meisten Paare
zufrieden
Ein Viertel der Befragten (24%) findet das klassische Rollenmodell am
besten, bei der der Vater berufstätig ist und die Kinder von der
Mutter versorgt werden. Die meisten Eltern (62%) bevorzugen jedoch
prinzipiell ein Modell, bei dem beide berufstätig sind und sich beide
gleichermaßen um die Kinder kümmern.
Überraschend ist dabei, dass diese Aufgabenverteilung nur bei knapp
einem Drittel (29%) der Realität entspricht. Im Westen sind es mit
27% sogar noch weniger, im Osten deutlich mehr (40%). Aus Mangel an
realisierbaren Möglichkeiten sehen Eltern diese Diskrepanz aber
offenbar pragmatisch: 62% der Männer und 43% der Frauen geben an,
sehr zufrieden mit ihrer jetzigen Aufteilung zu sein.

Traurig: Eltern finden, sie sind in Deutschland arm dran
Elterngeld, Kinderzuschlag, Splitting - insgesamt gibt es für
Familien mehr als 150 familienbezogene Leistungen. Diese scheinen
jedoch bei den Familien nicht anzukommen, zumindest nicht im
Bewusstsein. Denn mehr als drei Viertel der Befragten haben ganz oder
überwiegend das Gefühl, dass man als Eltern in Deutschland
draufzahlt. 44% meinen außerdem, sie müssten wegen der Kinder auf
vieles verzichten - davon sogar noch mehr im Westen (47%). Im Osten
empfinden dies nur 33% so, obwohl dort die Einkommen niedriger sind
und die Arbeitslosigkeit höher.
Mehr als ein Drittel (35%) findet, dass man in Deutschland mit
Kindern nicht gut leben kann. Die Ursachen liegen vor allem in der
finanziellen Belastung:
90% von ihnen finden die Lebenshaltungskosten zu hoch, 82% bemängeln,
dass der Staat Familien in Deutschland finanziell zu wenig entlastet.
Zu wenige oder nicht ausreichend flexible
Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind für 75% von ihnen eine Ursache.
57% finden, dass Kinder in Deutschland ein Armutsrisiko darstellen.
60% aller 1.014 befragen Eltern haben sogar die Befürchtung, dass es
ihren Kindern später finanziell schlechter gehen wird als ihnen
selbst heute. Besonders die jungen Eltern zwischen 18 und 29 Jahren
sind in diesem Punkt pessimistisch (65%).

Ärgerlich: 65% monieren ein verzerrtes Familienbild in der
Öffentlichkeit
Der größte Teil der Befragten (72%) räumt ein, dass die schwierige
Lage von Familien mittlerweile ins Bewusstsein der Öffentlichkeit
vorgedrungen ist. Viele Eltern (65%) fühlen sich jedoch von der
öffentlichen Meinung in Sippenhaft genommen und kritisieren, dass in
der öffentlichen Darstellung zu schnell Rückschlüsse von negativen
Einzelfällen auf alle Eltern gezogen werden. Eltern haben zwar das
Gefühl, dass das Thema Familie in den Medien zwar häufiger als noch
vor ein paar Jahren auftaucht, fast zwei Drittel (63%) finden jedoch,
dass über Familien überwiegend in negativen Zusammenhängen berichtet
wird, zum Beispiel über misshandelte Kinder und überforderte Eltern.

Schön: Kinder bedeuten für ihre Eltern Fortschritt und Entwicklung
Trotz der Schwierigkeiten sehen die meisten Mütter und Väter aber
auch, dass für ein Leben mit Kindern viele gute Gründe sprechen. Für
mehr als die Hälfte der Befragten (60%) ist das Schönste am Leben mit
Kindern, dass sie sehen können, wie sich ihr Nachwuchs entwickelt.
36% finden, dass sie durch die eigenen Kinder viel über sich selbst
lernen und sich mit ihnen weiterentwickeln. Für knapp ein Drittel
(30%) ist das Gefühl geliebt und gebraucht zu werden das Schönste am
Elternsein.

Die komplette Studie mit allen Ergebnissen ab sofort auf
www.eltern.de/umfrage.

Zur Studie: Repräsentative Befragung von 1.014
erziehungsberechtigten Eltern (45% Männer, 55% Frauen) zwischen 18
und 60 Jahren mit Kindern unter 11 Jahren in Deutschland.
Befragungszeitraum: 24. Juni bis 3. Juli 2008, Institut: forsa.

Originaltext: Gruner+Jahr, ELTERN
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/17951
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_17951.rss2

Pressekontakt:
Eva Kersting
Kommunikation / PR
G+J Frauen / Familie / People
Gruner + Jahr AG & Co KG
Tel: 040/3703-2990
E-mail: kersting.eva@guj.de


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