Lausitzer Rundschau: Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen: Zynische Idee
Geschrieben am 17-08-2008 |
Cottbus (ots) - Hand aufs Herz, würden Sie die Betreuung Ihres Nachwuchses im Kindergarten einem Langzeitarbeitslosen anvertrauen, der dafür lediglich einen pädagogischen Schnellkurs absolviert hat? Was für die meisten Eltern befremdlich klingen dürfte, soll in Pflegeheimen Alltag werden. Nach dem neuen Pflegegesetz können die Arbeitsagenturen bis zu 10 000 Hilfskräfte, pardon: "Pflegeassistenten", zur Beaufsichtigung von Demenzkranken rekrutieren. Nun steht es außer Zweifel, dass auch Langzeitarbeitslose eine sinnvolle Beschäftigung finden sollen, ja müssen. Ob Altersheime der geeignete Ort dafür sind, darf jedoch stark bezweifelt werden. Erinnert sei nur an die leidige Diskussion, als sich hierzulande kaum ein Erwerbsloser zum Spargelstechen in der Lage sah. Aber die Betreuung altersverwirrter Menschen soll problemlos funktionieren. Diese Idee ist an Zynismus kaum zu überbieten. Gerade der Beruf eines Altenpflegers stellt besondere Ansprüche an die Persönlichkeit. Demenzkranke sind oft noch gut bei Kräften, aber wegen ihrer notorischen Vergesslichkeit nicht selten aggressiv. Der Umgang mit solchen Patienten erfordert ein hohes Maß an Geduld, Einfühlungsvermögen und wohl auch persönlichem Idealismus. Warum ausgerechnet jener Personenkreis dafür infrage kommen soll, der als besonders schwer vermittelbar gilt, bleibt das Geheimnis der politischen Gesetzesmacher. Das Mindeste wäre eine Qualifikation, die mit der Fachausbildung professioneller Pflegekräfte vergleichbar ist. So aber liegt der Verdacht nah, dass nicht das Wohl der Pflegebedürftigen den Ausschlag gab, sondern die sparsamste Lösung für die Pflegekasse. Alte und kranke Menschen können sich kaum wehren. Bleibt zu hoffen, dass es ihre Kinder tun.
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